Die letzte Schlacht
gelebt hatten. Eimer, Hüte, Beutel, Puppen und Lebensmittel lagen herum. Alltägliche Gegenstände, die die Bürger fallen gelassen hatten, weil sie sie nicht mehr brauchten. Im Becken hatten sich die Algen gehalten.
Stertius führte sie am Hauptforum vorbei, um den Invasionstruppen auszuweichen. Von vorne und von rechts drangen die Marschtritte der Toten und der Lärm der fliehenden Einwohner von Estorr herüber. Der Lärm entfernte sich nach links, nach Westen, auf das einzige Tor zu, das bisher noch nicht angegriffen worden war.
»Das dürfte der beste Ort für ihre Attacke sein«, sagte Iliev. »Weiter, Ocenii.«
Estorr war in konzentrischen Kreisen angelegt; die Hauptstraßen gingen wie die Speichen eines Rades vom Hafen aus. Stertius führte sie durch Nebenstraßen, einmal mussten sie jedoch auch eine Hauptstraße überqueren. Sie führte zum Westtor und war voller verängstigter Menschen, die aus Leibeskräften rannten, obwohl die Toten noch weit hinter ihnen waren und ohne Eile vorrückten.
Danach befanden sich das Siebte Kommando und seine Kampfgefährten wieder in einer schmalen Gasse. Hier hatten sich der Schimmel und der Tod noch nicht ausgebreitet, doch die terrassenförmig angelegten Häuser waren leer. Die Bewohner flohen wie alle anderen aus der Stadt. Ein Stück weiter bildeten die verstörten Menschen eine brodelnde Masse. Iliev schauderte. Es brauchte nur die Berührung einer einzigen toten Hand.
»Kashilli? Bahnt uns einen Weg. Siebtes Kommando, folgt ihm. Schützt unsere Gefährten.«
»Schon erledigt, Käpten.«
Kashilli und zwei andere hielten die Hämmer quer vor ihre Brust, drängten sich in die Menge hinein und vertrieben die Menschen mit Rufen. Viele reagierten verärgert, kreischten und schlugen sogar zu. Iliev führte Stertius und Vasselis, dann folgte der Rest des Kommandos.
Kashilli war wie ein wilder Stier. Schnaubend senkte er den Kopf und stürzte los, stieß den Stiel seines Hammers gegen Arme, Bäuche, Rippen und Köpfe. Iliev hörte, wie die Protestschreie lauter wurden, als sie halb hindurch waren.
»Macht Platz!«, rief Kashilli. »Hier sind die Ocenii. Macht Platz, sagte ich! Seid ihr nicht nur taub, sondern auch dumm?«
Sie kamen jetzt schneller voran, was Iliev mit einem erfreuten Nicken zur Kenntnis nahm. Rechts und hügelabwärts blieben die Menschen stehen, und links tat sich sogar eine Lücke auf.
»Marschall und Meister Stertius, lauft außen herum. Wir halten sie auf. Ocenii, zur rechten Seite, und bleibt in Bewegung!«
Als die Menschen die Abzeichen der Kämpfer und den riesigen Kashilli sahen, machten sie Platz, und das Kommando konnte sich frei bewegen. Hinter ihnen schloss sich die Menge wieder. Dann auf einmal ertönte in der Nähe des Forums ein Schrei, in den sogleich viele Tausend Bürger einstimmten. Iliev sah genauer hin.
Die Menschen dort flohen überstürzt vor einer Welle, deren Krone aus Sporen und grünem Schimmel bestand. Die Matrosen des Siebten Kommandos konnten nicht hoffen, diese menschliche Flut aufzuhalten. Kashilli und ein paar seiner Krieger hatten unterdessen die andere Straßenseite erreicht.
»Kämpft euch durch«, rief Iliev. »Bleibt zusammen und bewegt euch.«
Wo die Menschen gerade noch Platz gemacht hatten, herrschte jetzt panisches Gedränge. Iliev raste los, schob sich zwischen Stertius und Vasselis und bugsierte sie direkt in Kashillis Arme.
»Schafft sie die Straße hinauf. Der Schlamm kommt.«
»Das Kommando«, wandte Kashilli ein.
»Das hole ich. Geht jetzt.«
Iliev drehte sich um, als die ersten Menschen an ihm vorbeirannten. Weiter hinten in der Menge stemmten sich die Kämpfer seines Kommandos gegen die Menschenmenge, die sie nach Westen mitzureißen drohte. Er zog einen und noch einen und dann noch einmal zwei seiner Leute heraus und schickte sie nach Westen, um zu erkunden, ob dort noch weitere Kameraden festsaßen.
Die Schreie wurden lauter, je näher die Schlammwelle kam. Wieder sah Iliev sich um. Vor ihm, fast schon zu Boden gedrückt, ruderte jemand mit den Armen. Iliev packte zu und riss den Matrosen heraus. Einige Bürger stolperten über ihn und brachten weitere Bürger aus dem Gleichgewicht. Viele stiegen einfach über die Gestrauchelten hinweg oder rannten um sie herum und blockierten die Straße.
Ganz in der Nähe wich ein weiteres Mitglied des Kommandos dem kreischenden Haufen aus. Iliev winkte und wollte ihm zu Hilfe kommen, doch der Matrose packte ihn plötzlich und riss ihn zur Seite. Der
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