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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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vorbei zum Wäldchen, wo sich ein wütender Schrei erhoben hatte.
    »Du bist der Nächste, Westfallen.«
    Ossacer an seine Brust gepresst, marschierte Jhered zu den Bäumen. Mirron und Arducius, von denen immer noch Rauch aufstieg, folgten ihm. Ihre Kleidung und das Haar waren verbrannt, ihren Mienen sah man die schreckliche Belastung an. Sie hatten keine Schuldgefühle, begriffen aber ganz genau, was vor ihnen lag. Sie spürten es in der Erde und der Luft, sobald sie den Fuß auf den unverdorbenen Boden setzten. Jhered konnte zusehen, wie mit jedem Herzschlag die Kraft aus ihnen wich.
    Im Wäldchen war es still, nur die Blätter rauschten, und ein leichter Wind flüsterte im saftigen Gras. Allein das Vogelzwitschern fehlte noch, dann wäre es die perfekte Umgebung für einen Spaziergang im Genastro gewesen. Außerdem störten natürlich Gorians Tote, die nun vor Jhereds Füßen lagen. Mirron und Arducius kämpften immer noch gegen irgendeinen Einfluss an, den sie hier spürten. Auch Ossacer regte sich, überwand die tiefe Erschöpfung und kam angesichts des lauernden Bösen vor ihnen zu Bewusstsein.
    »Kessian«, keuchte Mirron auf einmal.
    Sie eilte los, und Arducius schrie vor Schmerzen auf, als sie ihn viel zu schnell mit sich zerrte. Sie achtete nicht auf ihn und lief zu einem hellen Kreis inmitten des Wäldchens.
    »Mirron!«, rief Jhered. Auch er beschleunigte seine Schritte, bis alle Muskeln ihn anschrien, ihnen eine Pause zu gönnen.
    »Er ist hier. Er ist hier, er ist …«
    Jhered rannte los, drängte sich unter tief hängenden Zweigen hindurch und beschützte Ossacer mit seinem Körper vor den zurückfedernden Ästen. So erreichten sie eine kleine Lichtung, auf der ein Wagen stand. Zwei Körper lagen darauf. Karku. Unmöglich zu sagen, ob sie noch lebten. Direkt daneben war etwas …
    »Hallo, Mirron, Liebling«, sagte es. »Du bist zu mir zurückgekehrt.«
    Mirron ließ Arducius einfach fallen, schlug sich die Hände vors Gesicht und schrie.
     
    Es war ein Meer, und es würde sie überspülen und in die Tiefe ziehen, aber vorher wollten sie noch so viele Tote wie möglich erlösen, damit diese in die Umarmung Gottes zurückkehren konnten. Davarov stand auf der Treppe, die zum Versorgungsweg hinter dem Wall hinunterführte. In seinen großen Händen wirkte das lange Schwert fast zierlich. Wie in den alten Tagen, bevor die Konkordanz gekommen war und sie eine neue Art des Kämpfens gelehrt hatte. Eine scharfe, schwere Klinge und dahinter die Kraft, mit der er nackten Fels zertrümmern konnte.
    Er drosch die Waffe auf die Schulter eines Toten und schnitt glatt durch die verschimmelte Lederrüstung, das verweste Fleisch und die spröden Knochen hindurch. Dann brüllte Davarov der tsardonischen Leiche etwas ins Gesicht, während seine Klinge deren Leib durchbohrte, an der Hüfte wieder herauskam und einem weiteren Angreifer ein Bein abtrennte. Der Tote brach zusammen, die Eingeweide quollen aus seinem Bauch.
    Davarov versetzte ihm einen wütenden Tritt. Der zweite Tote war seitwärts gefallen und blockierte ihm den Weg. Davarov wich einen Schritt zurück und beobachtete, wie die Toten ausglitten und stürzten.
    »Ducken!«
    Davarov gehorchte sofort. Roberto warf eine weitere Flasche über seinen Kopf hinweg auf die Treppe. Das Sprengpulver prallte gegen einen Helm, und die Explosion schleuderte die Toten in alle Richtungen. Blut spritzte Davarov ins Gesicht. Zehn oder mehr Tote waren zerfetzt, nur eine freie Fläche voll Blut und verkohltem Fleisch war geblieben. Außerdem hatte die Treppe jetzt einen Riss. Der durch die Erdwelle bereits geschwächte Zement löste sich auf. Sofort rückten andere Tote nach, um die Gefallenen zu ersetzen.
    »Wie viele haben wir noch, Roberto?«
    Davarov blickte über die Schulter zu Roberto, der vor der Kiste mit den Flaschen stand. Hinter ihm kämpfte eine dünner werdende Linie von konkordantischen Legionären und Ingenieuren ums Überleben, angetrieben vor allem von der Furcht, sie könnten als wandelnde Tote enden. Wie Davarov hatten auch sie es mit tsardonischen Kriegern zu tun, die von Kopf bis Fuß mit Schleim bedeckt waren, nachdem die Welle sie getötet hatte. Die Seuche hatte ihre Körper befallen, doch Gorian hatte sie auferstehen lassen. Diese Toten waren stark. Sie waren noch frisch.
    Überall versuchten die Toten heraufzuklettern. Die Welle hatte ihre Leitern zerstört, doch sie stiegen auch an der nackten Wand empor und krallten die Finger in die bröckelnden

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