Die letzte Schlacht
Steine, um die Lebenden anzufallen und in ihre Reihen aufzunehmen. Angetrieben von dem reinen Bösen.
Hunderte hatten durch die Klingen der Konkordanz ihre Hände und Finger verloren, aber immer noch rückten neue nach. Inzwischen stapelten sie Steine auf und bauten Rampen aus zerbrochenen Felsen, die ihnen den Aufstieg erleichterten. Näher und näher kamen sie, bis sie schließlich ihre Klingen erheben konnten. Die größte Gefahr drohte auf den Treppen. Er und der bemerkenswerte Harban-Qyist sowie zwanzig weitere Kämpfer rackerten sich abwechselnd mit Langschwertern und Äxten ab, um den Zugang zu blockieren. Doch es würde nicht mehr lange gut gehen.
»Roberto?«
»Vier«, sagte er. »Nicht mehr viele.«
»Vielleicht reicht es. Ziele auf dieselbe Stelle wie gerade. Die Treppe gibt schon nach.«
Die Toten waren über ihre gefallenen Gefährten hinweggetrampelt und rückten wieder vor. Harban stellte sich mit erhobener Axt auf. Dank seiner kräftigen Beine und seiner geringen Größe konnte er sich leicht ducken und in Hüfthöhe quer zuschlagen. Er benutzte ebenso häufig die flache Seite der Klinge wie die Schneide.
Wieder einmal fegte er einen Toten von der Treppe und warf ihn in die brodelnde Masse hinab. In der Gegenbewegung trieb er die Schneide in die Hüfte eines weiteren Angreifers und verstümmelte ihn. Der Tote stürzte nach vorn, Harban wich einen halben Schritt zurück und zerschmetterte ihm den Schädel. Dann zog er die Axt aus dem noch zuckenden Toten, stieß wieder vor, schlug einem dritten die stumpfe Seite ins Gesicht und hackte sofort wieder auf das Kreuz seines ersten Opfers ein, um ihm das Rückgrat zu zertrümmern.
Die Schlacht verlief in einer gespenstischen Stille. Zehntausend Tote oder mehr, alle auf ein einziges Ziel konzentriert, und keiner gab auch nur einen Laut von sich. Erst wenn sie das Pechfeuer traf, kreischten sie, und das war ein Laut, den Davarov sein Lebtag nicht mehr vergessen würde. Nur auf dem Dach der zerstörten Festung konnten sich die Lebenden noch halten. Ihre Rufe und das Klirren ihrer Waffen klangen unnatürlich laut in diesem verlorenen Land.
Harban wich geduckt einem Schwertstreich aus und trat zu. Der Tote verlor das Gleichgewicht, stürzte die Treppe hinunter und riss vier weitere mit. Wieder eine kleine Atempause.
»Roberto!«
Roberto kam ein paar Schritte näher, holte aus und warf die Flasche. Die Explosion erschütterte den Stein und zerfetzte Rüstungen und Knochen. Die Festung bebte einen Moment, und der Spalt verbreiterte sich. Einen halben Schritt war er jetzt groß und verlief quer über die Treppe. Wieder waren einige Tote zerfetzt von der Treppe geflogen. Kleine Blutstropfen hingen wie Dunst in der Luft. Gedärm wand sich wie Schlangen.
»Guter Wurf«, sagte Davarov. »Weiter jetzt. Harban, ich bin an der Reihe.«
»Wie Ihr wollt, General«, erwiderte der Karku.
»Oh, und wie ich es mir wünsche.« Davarov ging zur Treppe und hob die Klinge. »Kommt schon, ihr tsardonischen Hunde. Hier ist der einzige Zugang, und der Schatzkanzler kommt seinem Ziel mit jedem Augenblick näher.«
»Hoffentlich«, murmelte Roberto hinter ihm.
Jhered hatte Ossacer abgelegt. Mirron war immer noch untröstlich, obwohl der Schatzkanzler sich sehr um sie bemühte. Arducius stützte sich auf seinen unverletzten Arm und sah sich fassungslos um. Es waren tatsächlich Gorian und Kessian. Auch Mirron hatte sie gesehen, und wie sie jetzt mit ausgestreckten Armen fast in Reichweite auf dem Boden saß, bot sie einen herzzerreißenden Anblick.
Gorian stand hinter Kessian. Arducius konnte ihre Gesichter und vor allem ihre Augen gut erkennen. Das war aber schon nahezu alles. Aus ihren Körpern sprossen Wurzeln, die sie fast vollständig bedeckten. Schmale Ranken und dicke, gesunde Schösslinge. Aus ihren Schläfen, aus den Wangen und ihren Schädeln wuchsen lebendige Triebe. Sie bohrten sich in den Boden, gewiss durchzogen sie schon die ganze Umgebung, und bildeten eine undurchdringliche Hülle. Ständig entstanden neue Blätter, und kleine Knospen sprangen auf und blühten.
Die Erde war in sie hinein und durch sie hindurch gewachsen. Arducius hatte sich sehr bemüht, die Lebenslinien zu erkunden, die Gorian geschaffen hatte, doch das Dickicht war undurchdringlich. Außer einer langsam pulsierenden grünen und braunen Energie nahm er nichts wahr. Es war die Energie der Erde selbst, doch sie war irgendwie verzerrt. Arducius konnte nicht einmal erkennen, ob Gorian dies
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