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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Fenster vorbeilief, konnte Arducius sehen, dass das Siegestor verschlossen war. Es hatte keinen Alarm gegeben, und doch griff jemand die Akademie an. Die Kaserne jenseits des Tors war dunkel.
    »Hole die Angehörigen der elften Linie, Ossie. Die Zehnte sollte schon im gesicherten Raum sein. Ich hole die Zwölfte.«
    »Gut, wir treffen uns dort.«
    Die Brüder trennten sich an einer Kreuzung. Arducius rannte den langen Flur hinunter, seine Sandalen patschten laut auf dem Marmor. Er eilte an vielen Türen vorbei, hinter denen kleine Räume lagen, die einst den Priestern des Ordens bei ihren Besuchen im Hauptsitz des Ordens als Quartier gedient hatten. In jüngster Zeit hatten sie, sofern sie überhaupt benutzt wurden, als Sprechzimmer Verwendung gefunden, in denen die Fähigkeiten neuer Bewerber überprüft wurden. Weiter unten in dem Flur, in dessen Nischen Gemälde von früheren Würdenträgern des Ordens hingen, hatten die Bauarbeiter mehrere Wände herausgeschlagen, um größere Schlafsäle zu schaffen. In einem wurden die Schüler der zehnten Linie untergebracht, bis sie im Alter von sechzehn Jahren eigene Zimmer bekamen. In einem anderen Raum schliefen die Jüngsten, die Angehörigen der zwölften Linie. Sie waren noch klein, erst sieben Jahre alt.
    In dieser entlegenen Ecke der riesigen, weitläufigen Akademie war der Kampflärm nur noch ein schwaches Echo. Aus dem Schlafsaal selbst drang kein Laut. Arducius hatte keine Zeit für Behutsamkeit. Er stieß die Tür auf. Die Fensterläden standen halb offen, um die frische Nachtluft einzulassen. Die Nischen und Regale waren voller Bücher. Außer leisen Atemgeräuschen war nichts zu hören.
    »Auf, auf!«, rief Arducius und klatschte mit der Hand gegen die Tür. »Ich bin’s, Arducius! Aufstehen!«
    Drei fuhren sofort hoch, einer schrie sogar leise. In der Dunkelheit herrschten Verwirrung und Schrecken vor. Er hatte keine Laterne mitgebracht, denn er wollte die Feinde nicht auf sein Ziel aufmerksam machen. Fragen erklangen, er konnte die Frager jedoch nicht sehen.
    »Wir haben keine Zeit zum Anziehen. Schnappt eure Togen und folgt mir. Zieht euch später an. Genna, Delius, Julius, Paul. Aufwachen!«
    »Was ist denn los?«
    »Ärger in der Akademie. Wisst ihr noch, worüber wir gesprochen haben und was wir tun müssen?« Arducius bückte sich, bis er auf Augenhöhe mit ihnen war und sie beruhigen konnte. »Wer kann es mir sagen?«
    »Wir müssen leise sein und zum gesicherten Zimmer gehen.«
    »Genau. Habt keine Angst, euch wird nichts passieren. Aber ihr müsst euch beeilen. Kommt jetzt. Lass das Buch hier, Garrell.«
    Die Kinder drängelten sich schon an der Tür, eines weinte.
    »Schon gut«, sagte Arducius. »Weine nicht. Ich bin bei dir und passe auf, dass dir niemand etwas tut. Folgt mir jetzt die Hintertreppe hinunter. In Ordnung? Seid ihr alle bereit?«
    Sie nickten, sagten ja, und er lächelte.
    »Gut. Dann kommt jetzt, und vergesst nicht …« Er legte einen Finger an die Lippen.
    Unterwegs hielt er Gennas Hand, denn das arme Mädchen zitterte und war noch nicht richtig wach. So liefen sie rasch den Flur hinunter bis zur Kreuzung, wo er sich von Ossacer getrennt hatte. Dort bogen sie nach links ab und rannten zur Hintertreppe. Es war der Aufgang für die Dienstboten, verborgen hinter einer mächtigen Eichentür und rau unter den nackten Füßen. Die engen Mauern, zwischen denen die Wendeltreppe nach unten führte, waren unverputzt.
    Arducius öffnete die Tür. Von unten hallte ein Ruf herauf, Schwerter klirrten, Männer rannten. Die Kinder zuckten zusammen, eines stieß einen Schrei aus.
    »Still«, sagte Arducius. »Bitte. Sie wissen nicht, wo wir sind, und sie gehen sicher bald wieder weg.« Er betrachtete sie. So klein, so unschuldig waren sie. Sein Zorn flammte auf, doch er unterdrückte ihn und beruhigte mit Mühe seine Lebenslinien.
    »Kommt her, haltet euch an den Händen.«
    Sie gehorchten, und er drückte Gennas kleine Hand. Die Energiekörper der Kinder lagen offen vor ihm, angespannt und viel zu hell. Blau, Gelb und Rot rangen miteinander, während sie versuchten, den ersten Schreck zu überwinden. Arducius dehnte seine Ruhe auf sie aus, und einige atmeten tatsächlich langsamer. Auch ihre Energien brannten nicht mehr so hell.
    »Gut. Gut so, das ist es. Wir müssen auf der Treppe sehr leise sein. Vielleicht seht ihr auch Dinge, die euch nicht gefallen. Vertraut mir, es ist nicht mehr weit.«
    Sie rissen im Dunkeln die Augen weit auf, doch er

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