Die letzte Schlacht
verändert. Wie freundlich von Euch.«
»Wie ich ebenfalls sagte, wir sind nur Mieter. Wir waren jederzeit bereit, Euch die Gebäude zurückzugeben und uns Euch unter der Gnade Gottes anzuschließen«, erwiderte Ossacer.
Koroyan schnitt eine angewiderte Grimasse. »Ihr werdet nicht die Gnade des Allwissenden finden, und die Anbetung Eurer bösen Idole hat hier keinen Platz. Eure Gegenwart allein besudelt schon diesen Ort. Wahrscheinlich muss ich das Haus abreißen lassen, um den Dreck zu entfernen, den Ihr hinterlassen habt.«
Sie deutete hinter sich durch die Tür zum Flur. Die Büste von Ardol Kessian lag zerschmettert auf dem Boden.
»Ich habe bereits damit begonnen.«
»Habt Ihr Eure eigene gesehen?« Alle schauten Bryn an. »Hesther stieß sie versehentlich um, und wir dachten, wir lassen sie einfach liegen. Ohne Nase sieht sie viel besser aus, findet Ihr nicht auch?«
Die Kanzlerin zuckte zusammen, unternahm aber nichts. »Macht Ihr Euch nur lustig, kleiner Bursche. Aber vergesst nicht, dass ich überleben werde und den Bildhauer anweisen kann, eine neue Büste zu erschaffen. Von Euch, von Eurer Akademie und Eurer ganzen kranken Geschichte wird nur in den Erinnerungen der wenigen etwas bleiben, die wir bis zum Tode hetzen werden. Ihr seid am Ende. Draußen im Hof werden schon Eure Scheiterhaufen errichtet, und der Scharfrichter erwartet Euch, bevor die Flammen Euch zu Asche verbrennen werden. Ich fürchte, der verstorbene Senator Aurelius hat sich geirrt. Es gibt viele Arten, auf die ein Ketzer zugrunde gehen kann. Ihr werdet vor den Augen der Stadt sterben, wenn die Dämmerung den neuen Tag ankündigt und das Licht des Allwissenden auf mich und meine Getreuen herabscheint.«
Arducius hatte keine Angst, und er wusste auch, warum. Er war unendlich traurig und fügte sich in sein Schicksal. Seufzend rieb er sich die Schläfe, aus der Ossacer doch nicht alle Schmerzen vertrieben hatte.
»Das Rad beschreibt einen ganzen Kreis, nicht wahr, Felice?«
Sie kniff die Augen zusammen wie immer, wenn er sie beim Vornamen nannte.
»Unser ganzes Leben ist ein Kreis, Arducius.«
»Dennoch habt Ihr Euch entschlossen, Eure Ziele mit Gewalt und Mord zu erreichen, obwohl Ihr nur hättet zuhören und verstehen müssen. Ihr werdet auch uns ermorden, aber Ihr sollt dies im Wissen tun, dass wir nie eine Bedrohung für Eure Autorität waren. Wir lernten schon in unserer Kindheit, Euch zu lieben. Genau wie alle Gläubigen.«
»Vielleicht sind wir beide nicht bereit, uns zu ändern.« Koroyan sprach leise, fast freundlich. »Ihr verbreitet immer noch Eure Lügen. Lügen, die so überzeugend und einleuchtend klingen, dass ich sie fast selbst glauben könnte. Aber wir haben genug geplaudert, die Zeit der Diskussionen ist vorbei. Sagt mir, wo ich die anderen widerwärtigen Geschöpfe und Hesther Naravny finde, die Mutter des Bösen.«
Arducius war sichtlich verwirrt. »Aber das wisst Ihr doch.«
»Offensichtlich nicht«, fauchte die Kanzlerin. »Wir wissen, dass einige Gören in den Keller gerannt sind, aus dem es keinen Ausgang gibt. Im Augenblick können wir sie jedoch nicht finden. Ich will wissen, wo sie sind.«
»Von mir werdet Ihr es nicht erfahren«, sagte Arducius. »Niemand hier wird sie verraten.«
»Zwingt mich nicht, Euch wehzutun.«
Arducius lachte sie aus und genoss die Wut, die in ihr kochte.
»Ihr könnt einem Aufgestiegenen nicht so einfach wehtun. Wisst Ihr denn nicht, dass wir unsere Schmerzen unterdrücken und dies auch füreinander tun können? Ihr würdet es nicht einmal bemerken. Da wir sowieso sterben müssen, bringen Euch Eure Drohungen nicht weiter.«
Koroyan zuckte mit den Achseln. »Na gut.« Sie sah sich kurz um, bis ihr Blick auf Ikedemus fiel, einen Schüler der elften Linie. Er war ein Schmerzfinder, der in Ossacers Fußstapfen trat. »Der da.«
Ikedemus schrie erschrocken auf, als der riesige Soldat ihn mit seinen starken Armen von der Liege riss und einfach hochhob. Ikedemus zappelte und trat um sich, aber es nützte nichts. Koroyan baute sich vor ihm auf und zog ein langes Messer mit schmaler Klinge aus dem Gürtel. Der Junge wehrte sich heftig und rief um Hilfe.
»Niemand wird kommen und dich retten«, sagte Koroyan. »Du weißt doch, wo sie sind, nicht wahr? Sage es mir, und ich stecke das Messer wieder in die Scheide.«
»Sag nichts, Ikedemus«, sagte Ossacer. »Bleib ruhig, dir wird nichts geschehen.«
»Wenn Ihr ihm wehtut, werde ich Euch wehtun«, warnte Arducius sie.
Zwei
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