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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Aufgestiegenen für schuldig befunden. Hinsichtlich der Anklage, die Aufgestiegenen zur Welt gebracht und aufgezogen zu haben, wird die Akademie für schuldig befunden. Die Anklage gegen die Advokatin wird verschoben, bis die Advokatin persönlich dazu Stellung nehmen kann.«
    Nun erhob sich Lärm in der Basilika. Arducius achtete kaum darauf, denn das Urteil hatte ihn nicht überrascht. Das Geräusch des Windes erfüllte seinen Kopf. Ob es das Rauschen seines eigenen Blutes in den Adern oder das Durcheinander der Stimmen war, einige wütend und viele jubelnd, konnte er nicht sagen. Er hörte auch Musik, die aus dem Nichts zu kommen schien. Dann blickte er zu Aurelius. Die Kanzlerin stand vor ihm, offenbar immer noch aus irgendeinem Grund unzufrieden. Der Lärm im Zuschauerraum nahm zu und ebbte schließlich ab. Nichts von alledem drang zu Arducius durch. Auch der Wind und die Musik erstarben.
    Arducius war stolz. Niemand auf den Bänken der Akademie war auch nur zusammengezuckt. Kein Flehen um Gnade, keine Proteste und kein Jammern. Die Kanzlerin blickte herüber. Sie lächelte, doch dieses Mal lagen weder Liebe noch Vergebung in ihrer Miene.
    »Dann sprecht Euer Urteil, Senator Aurelius«, sagte sie. »Die Advokatin kann warten.«
    »Zuerst einmal muss ich fragen, ob Ihr als Klägerin das Urteil verlangt, das in den Gesetzen für das Verbrechen der Ketzerei festgelegt ist.«
    »Was sonst?«, erwiderte Koroyan. »Ketzer müssen brennen.«
    Wieder wurde es still in der Basilika. Arducius fühlte sich entrückt, als hätte all dies nichts mit ihm zu tun.
    »Die Strafe für Ketzerei ist in jedem Fall das Verbrennen, worauf die Asche der Schuldigen von den Teufeln des Windes als Warnung an die Gläubigen verstreut wird«, sagte Aurelius. »Sofern keine Berufung zugelassen wird, muss das Urteil vollstreckt werden, sobald die Dämmerung beginnt, in der Reihenfolge, in der die Anklagen vorgetragen wurden.«
    Die Kanzlerin hob das Kinn und mochte ihr Triumphgefühl nicht mehr verbergen.
    »Das Böse soll vor dem Allwissenden vernichtet werden, und ich bin die Kanzlerin Gottes.«
    »Allerdings …«
    Das Wort fiel wie ein Hammerschlag und erschütterte die Aufgestiegenen wie die Kanzlerin. Sie fuhr herum und funkelte Aurelius böse an. Auch seine Beisitzer, gerade noch hochzufrieden, starrten ihn an. Beinahe vergnügt fuhr Aurelius fort.
    »Das Verbrennen eines Ketzers muss stattfinden, solange er noch lebt, damit er die Teufel sehen kann, während er sein letztes Geständnis ablegt und endlich Reue zeigt. So steht es im Gesetz und in den Schriften. Allerdings stoßen wir hier auf ein Problem. Die Aufgestiegenen sind gegen Flammen gefeit. Ihre Hinrichtungen würden sich deshalb wohl sehr in die Länge ziehen.«
    Der Blick der Kanzlerin erstickte jedes Gelächter.
    »Dann köpfen wir sie eben, bevor wir sie verbrennen«, sagte sie. »Ich sehe da kein Problem.«
    »Nun seid Ihr allerdings nicht der Vorsitzende Richter. Der bin ich.« Aurelius stand auf. »Setzt Euch, Kanzlerin. Ich spreche nun.«
    »Das ist lächerlich. Ihr wollt hier …«
    »Setzt Euch.«
    Aurelius war ein starker Mann. Es gab nicht viele, die den Mut gehabt hätten, sich der wutentbrannten Felice Koroyan entgegenzustellen. Er hielt ihrem Blick stand, und sie wich zurück, ohne auch nur einmal zu blinzeln. Unterdessen keimte in Arducius neue Hoffnung.
    »Gut«, fuhr Aurelius fort. »Es gibt nach den Gesetzen nur eine rechtmäßige Strafe für die Ketzerei. Diese kann jedoch an den Aufgestiegenen nicht vollstreckt werden. Daher können sie wegen dieses Verbrechens nicht hingerichtet werden, solange das Gesetz nicht geändert ist.«
    »Dann ändert das Gesetz«, knirschte Koroyan.
    Aurelius lächelte überaus freundlich.
    »Das ist ein langwieriger Prozess, ganz abgesehen davon, dass ich mit den vielfältigen Regierungsaufgaben stark beschäftigt bin und eine solche Veränderung nicht zu meinen vordringlichsten Aufgaben zähle. Eine so wichtige Angelegenheit muss zunächst einmal allen Sprechern der Schriften und den Hütern der Ordensgesetze vorgelegt werden, nicht wahr? Die Sitzung muss mit einer Frist von dreißig Tagen ordnungsgemäß und mit förmlicher Tagesordnung einberufen werden, wenn ich mich nicht irre. Es sei denn, ich habe vergessen, was ich gelernt habe. Ich bin ein alter Mann.«
    Die nächsten Worte sprach Aurelius so leise, dass ihn nicht alle Anwesenden verstehen konnten.
    »Wenn Ihr Euch in meine Welt begebt, Kanzlerin, dann müsst Ihr

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