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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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gnädigerweise geschlossen. Jhered fragte sich, warum Koroyan es nicht bis zum Ende getrieben und ihn völlig verbrannt hatte. Seine Zyklen würden weitergehen, die der Kanzlerin jedoch nicht.
    Jhered schluckte schwer, als er dies sah und roch. Endlich durchquerte er den Raum und zog seinen Gladius, um ein Seil durchzuschneiden. Orins toter Körper schwang nach links und verschmierte mit einem üblen, schleifenden Geräusch den Boden. Nun hing er am zweiten Seil und drehte sich langsam um sich selbst.
    »Tut mir leid, Orin«, flüsterte Jhered. »Es tut mir leid, dass ich nicht hier war, um dich zu retten.«
    Jhered durchtrennte auch das zweite Seil und bemühte sich, den Toten aufzufangen. Sachte legte er ihn auf die blutigen Fliesen. Als er an der Tür ein Geräusch hörte, schaute er auf.
    »Marcus«, sagte Jhered. »Gott umfange mich, aber es ist gut zu sehen, dass wenigstens Ihr entkommen seid. Was tut Ihr in Estorr? Ich dachte, Ihr seid in Sirrane.«
    Gesteris trat ein und starrte mit seinem verbliebenen Auge D’Allinnius’ verstümmelten Körper an.
    »Roberto schickte mich mit Informationen zurück«, sagte er und machte eine fahrige Geste. »Ich bin schon eine Weile da und habe mich mit Elise Kastenas getroffen. Gerade bekam ich eine Nachricht, dass es im Palast Ärger gegeben habe. Wer …«
    Doch Gesteris wusste es bereits. Er lief nacheinander in alle Laboratorien, riss die Türen auf und schaute hinein. Die Kaminfeuer brannten noch, aber sonst war kein Laut zu hören. Mit aschfahlem Gesicht kehrte er zurück.
    »Sie hat sie alle getötet«, sagte er.
    »Die Wissenschaftler haben ein Pulver hergestellt.« Jhered richtete sich auf und stieg über das Blut und die Gedärme hinweg. »Ein Sprengpulver. Wir brauchen es.«
    Gesteris nickte. »Ich habe das Material aus Sirrane mitgebracht. Offenbar glaubte man dort, wir könnten es brauchen. Was wir hier noch finden, ist alles, was wir haben. Diese Gruppe hat Tag und Nacht ausschließlich daran gearbeitet. Vielleicht finden wir noch zwei, die gerade nicht im Dienst waren, doch Orin hatte noch nicht einmal damit begonnen, die endgültigen Formeln niederzuschreiben. Es gibt keinerlei Aufzeichnungen.«
    Jhered legte sich eine Hand vor den Mund. »Damit hat sie uns womöglich alle getötet.«
    »Was meint Ihr damit? Paul?«
    Jhered konnte nicht sofort antworten. Bilder stürmten auf ihn ein. Er stellte sich vor, mit Koroyan zu tun, was sie dem armen Orin angetan hatte. Er dachte an Legionen von Toten, die durchs Siegestor marschierten. An Gorian auf dem Thron. Als Gesteris ihm die Hand auf den Arm legte, kam er wieder zu sich.
    »Ihr wart dort draußen, Paul. Was habt Ihr gesehen?«
    »Es ist alles wahr. Gorian, die Toten, die Tsardonier. Gott umfange mich, Marcus, aber ich habe schreckliche Dinge gesehen.« Er schauderte. »Wenn einer im Kampf gefallen ist, dann erweckt Gorian ihn, damit er weiterkämpft. Sie kennen keine Furcht und haben keinen eigenen Willen, sie leiden nicht an Schmerzen. Wir können sie nicht aufhalten. Gestern ist bereits verloren. Sie haben nicht einmal die Wachfeuer entfacht. Die Toten kommen hierher, aber das weiß noch niemand.«
    »Begleitet mich«, sagte Gesteris. »Wir wollen gehen, damit die Ärzte aufräumen können. Elise hat mich begleitet, sie ist jetzt in der Akademie.«
    Jhered nickte, dann verließen die beiden Männer die Werkstätten und kehrten zu den Aufgestiegenen zurück. Jhered fühlte sich wie betäubt. Nachdem der Zorn verflogen war, breitete sich jetzt ein anderes Gefühl in ihm aus. Es war unvertraut und lähmte seinen Verstand. Gesteris fasste es für ihn in Worte.
    »Ihr seid schockiert«, erklärte er. »Was Ihr gesehen habt … es ist eine Sache, damit zurechtzukommen, wenn man es direkt vor sich sieht, aber es ist etwas ganz anderes, wenn man es sich wieder vor Augen ruft, weil man es erzählen muss. Haltet Euch einfach an die Tatsachen. Wie viele kommen durch Gestern?«
    Jhered unterdrückte ein Lachen. »Das ist ja das Problem. Ich weiß es nicht. In Kark sahen wir Tausende. Ich kann unmöglich sagen, wie viele gefallen sind und verwesen und wie viele ihre Reihen verstärken, wenn sie die Westküste von Gestern erreichen. Gorian hat Seuchen, aber auch Klingen eingesetzt, um seine Armee aufzubauen. Die Tsardonier unterstützen ihn. Ich glaube nicht, dass wir sie aufhalten können, wenn sie die Überfahrt zu unserer Westküste schaffen.«
    Im Palast war es jetzt ruhig. Vor allen Türen und auf den Wällen

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