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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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gegen eine überwältigende Zahl von Gotteskriegern zu verteidigen. So hatte er das Dorf gerettet und erklärt, Heldentum bedeute keineswegs, für eine Sache zu sterben, sondern vielmehr, die richtigen Entscheidungen zu treffen, die den Menschen neue Hoffnung spendeten. Arducius hatte es nicht gleich verstanden, aber jetzt begriff er es. Er nickte Meera zu und hauchte eine Entschuldigung.
    Koroyan hatte sich schon in Bewegung gesetzt. Sie ging an Arducius und Ossacer vorbei, blieb vor Cygalius stehen und setzte ihm das Messer an die Kehle.
    »Ist der hier hilflos genug, Arducius?«
    Bryn knurrte und schüttelte Meeras Hand ab.
    »Bedrohe ich jetzt Euren besten Freund?«, fuhr Koroyan zuckersüß fort. »Dann sagt mir, was ich wissen will, sonst wird er zucken und sterben wie der andere.«
    »Bryn, kein Wort«, sagte Arducius scharf.
    »Wenn Ihr ihn anrührt …«
    »Ja, ich weiß, Bryn. Dann werdet Ihr mir wehtun. Aber nicht so sehr, wie die Pfeile Euch wehtun werden. Dies ist die letzte Gelegenheit.« Sie drückte fester, ein wenig Blut rann an Cygalius’ Hals herab. Der bewusstlose Junge schluckte reflexartig.
    »Felice, Andreas hat recht. Hört doch auf damit«, sagte Arducius. »Was wollt Ihr denn beweisen? Dass wir alle bereit sind zu sterben, damit unseren Freunden nichts geschieht? Dazu sind wir bereit. Eure Hände sind voller Blut, und Ihr macht Euch neue Feinde.«
    Koroyan wandte sich an Arducius. Wieder loderten ihre Augen.
    »Ich werde dieses Haus Stein um Stein auseinanderreißen, um sie zu finden. Ob Ihr lebt oder tot seid, ist mir egal.«
    »Denkt doch nach, Felice. Überlegt, was Ihr da tut. Ihr seid Felice Koroyan, die Ordenskanzlerin des Allwissenden. Eine Frau, die mehr als jeder andere lebende Mensch dem Glauben und der Liebe für diese Welt verpflichtet ist. Dennoch haltet ihr einem bewusstlosen Jugendlichen ein Messer an die Kehle. Ob er in Euren Augen ein Ketzer ist oder nicht, er ist ein bewusstloser Junge. Wenn Ihr ihn schon im Morgengrauen mit uns allen hinrichten müsst, dann soll es sein. Das Urteil ist gesprochen, unsere Stunden sind gezählt. Aber erweist ihm nun die Gnade des Allwissenden und ermordet ihn nicht, während er da liegt.«
    Arducius glaubte fast, sie würde das Messer wegstecken. Ihr Mund und die Lider zuckten leicht, während sie über seine Worte nachdachte. Ihr Gesichtsausdruck wurde etwas weicher. Stille senkte sich über das Kanzleramt, von draußen drangen Rufe herein. Die Helfer türmten die Scheiterhaufen auf.
    Auf einmal rammte Koroyan Cygalius das Messer in die Kehle, das Blut spritzte in hohem Bogen heraus. Meera schrie auf, Ossacer rief »Nein!«, und Andreas sank auf seinen Stuhl. Er hatte Blutspritzer im Gesicht und war vor Schreck gelähmt. Bryn stürzte sich auf die Kanzlerin, mehrere Bogensehnen sangen. Bryn wurde dreimal getroffen, er zuckte in der Luft und brach über Cygalius zusammen. Nun ertönten draußen laute Rufe, und die Tür flog mit einem lauten Knall auf. Helles Licht und die warme Luft strömten herein. Die Gottesritter zogen die Köpfe ein und brachten sich in Sicherheit.
    Arducius drehte sich um. Mirron brannte lichterloh. Sie stand hinter einer großen Gestalt, die noch im Schatten blieb, und war über und über mit Flammen bedeckt. Sie spielten auf ihren Fingerspitzen, zuckten zu den Soldaten und trieben sie weiter zurück. Felice Koroyan richtete sich auf und ließ das Messer fallen.
    Der Neuankömmling ergriff das Wort.
    »Was, im Namen meines Gottes, des Allwissenden, und meiner Herrin, der Advokatin, ist hier auf dem Hügel geschehen?«
    Er trat aus dem Schatten ins Licht.

 
7

    859. Zyklus Gottes,
    41. Tag des Genasauf
     
    M irron, wenn jemand nach der Waffe greift, verbrennst du ihn.«
    »Mit Vergnügen.«
    Die Einnehmer und die Gardisten des Aufstiegs kamen hinter ihnen durch den Flur gerannt. Paul Jhered machte ein paar Schritte mit gezogenem Gladius. Er packte den nächsten Soldaten an der Kehle und hielt ihm die Schwertspitze unter die Nase.
    »Willst du mich etwa angreifen? Lass deine verdammte Waffe fallen.«
    Die Klinge fiel klirrend auf den Boden. Jhered ging weiter.
    »Oder du? Oder du?«
    Er schritt vor ihnen auf und ab, und seine bloße Gegenwart überwältigte sie. Irgendwie schien er größer und stärker denn je. Seine Miene strahlte die gefährliche Ruhe eines Mannes aus, der ganz und gar bereit ist, seinen Worten Taten folgen zu lassen.
    »Will sich mir jemand widersetzen? Wohl nicht. Lasst die Waffen fallen. Ihr

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