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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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wenn sie es nicht offen zugeben.«
    »Ah«, sagte Elise.
    »Sie sind ein abergläubischer Haufen. In den letzten paar Tagen sind hier Flüchtlinge angekommen, wie Ihr ja wisst. Die Toten sind auf dem Meer unterwegs. Glaubt Ihr, irgendein Seemann, der nicht bei den Ocetanas ist, hätte Interesse, ihnen zu begegnen?«
    Sie liefen auf der Mole entlang. Hin und wieder blieb Stertius stehen, sprach mit einigen Leuten und versicherte ihnen, Elises Gegenwart sei ein Ausdruck der Entschlossenheit, die Lage zu verbessern und für Sicherheit zu sorgen. Elise berichtete über Karl Ilievs Pläne und verschwieg nicht, dass die gesamte Flotte auf dem Meer patrouillierte, was die Matrosen sichtlich interessierte und beruhigte.
    Stertius lächelte standhaft, bis sie an der ganzen Mole entlanggelaufen waren und sich einer der Festungen an der Hafeneinfahrt näherten. Dort änderte sich seine Miene, und Elise fühlte sich sofort beklommen, während sie die Treppe zur Geschützstellung auf dem Dach hinaufstiegen. Die Onager schimmerten in der Sonne, einige Ingenieure waren eifrig damit beschäftigt, Seile nachzuspannen, fehlerhafte Teile zu ersetzen und die Scharniere zu ölen.
    Die Hafenwachen salutierten, als sie Elise bemerkten, doch die Gesten wirkten nicht erfreut. Alle schienen unter großer Anspannung zu stehen, einige hatten sogar Angst. Stertius schwieg. Am Mast wehte die grüne Flagge, die den Eingang einer Nachricht bestätigte. Stertius reichte ihr ein Spähglas und deutete auf ein Schiff, das im tiefen Wasser außerhalb des Hafens lag.
    Sie richtete das Spähglas aus und betrachtete den Mast, an dem zwei Flaggen gesetzt waren. Die erste trug das Abzeichen der Ocetanas, die zweite war rot und weiß und zeigte ein schwarzes Kreuz. Elise ließ das Glas sinken und sah Stertius an.
    »Demnach ist die Insel Kester verloren?« Sie konnte es nicht fassen.
    »Wenigstens gefährdet. Dorthin wollte Admiral Iliev. Möglicherweise ist er heute Morgen eingetroffen. Das ist kein Trick, das Schiff dort hat über die Flaggen verschlüsselte Informationen bekommen. Vielleicht sind sie noch nicht überall, aber die Toten sind auf die Insel Kester vorgestoßen. Jedes Schiff, das von jetzt an in den Hafen einläuft, ist darüber im Bilde.«
    »Verdammt«, fluchte Elise, auch wenn es eine völlig unpassende Reaktion war. »Das muss ich der Advokatin berichten.«
    »Ja, unbedingt. Ich werde hier keine Flagge setzen, um in der Bevölkerung keine Panik auszulösen.« Stertius wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Aber ich kann es nicht lange geheim halten. Die Bürger werden glauben, dass sie von See her nicht verteidigt werden.«
    »Aber so weit ist es doch wirklich noch nicht«, protestierte Elise.
    »Das ist wahr, doch die Aufgestiegenen haben ja auch die Kanzlerin nicht ermordet. Glaubt Ihr, das spielt eine Rolle? Ich spüre jeden Tag, wie die Stimmung in der Stadt schlechter wird. Glaubt mir, der Orden könnte dies ändern, wenn er es will. Wir vermögen es nicht.«
    »Also gut. Was wird geschehen?«
    Stertius lächelte traurig und deutete auf die Hafeneinfahrt.
    »Das dort ist das größte Loch in der Stadtmauer, und zwei Festungen reichen nicht aus. Die Menschen werden nicht abwarten, bis die Toten hereinkommen. Sie werden an Orte fliehen wollen, die sie für sicher halten. Viele, vielleicht sogar die Mehrheit, werden sich entweder in ihren Häusern einigeln oder sich in die Hügel davonmachen.
    Aber hinter alledem steckt die Flüsterpropaganda des Ordens, Marschallin. Im Augenblick glauben die Bürger, uns drohe keine Invasion, weil der Orden ihnen dies versichert. Das kann sich aber jederzeit ändern, und wir wissen alle, wo der sicherste Ort in Estorr ist, nicht wahr?«
    Elise schluckte trocken.
    »Könnt Ihr denn verhindern, dass weitere Schiffe einlaufen, und den Hafen sperren?«
    »Ich hüte das Geheimnis, solange es möglich ist. Letzten Endes kann ich aber Flüchtlingen nicht verweigern, hier anzulegen. Selbst wenn ich sie hier abweise, können sie in den Buchten im Norden und im Süden an Land gehen. Die Bürger werden es so oder so erfahren. Seht Euch nur um. Die Männer hier wissen es bereits. Nur ein Wort …«
    »Wie lange haben wir noch Zeit?«
    »Wir gehen am besten davon aus, dass es jederzeit geschehen kann. Vielleicht noch eine Stunde, vielleicht auch noch fünf Tage. Ich habe es nicht unter Kontrolle, Marschall Kastenas. Die nächsten Besucher, die an die Tür der Advokatin klopfen, sind möglicherweise die Einwohner

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