Die letzte Schlacht
der Basilika hinter sich gelassen, wo die Advokatin mit dem Rat der Sprecher eine durchaus einseitige Unterhaltung führte.
Die Anspannung auf dem Turm war fast körperlich spürbar. Vasselis war keineswegs überzeugt, dass die drei tun konnten, was die Advokatin verlangte. Sie waren über den Verlust von Cygalius und Bryn sehr bekümmert. Jetzt sollten diese jungen Leute, die Schwestern Mina und Yola und ihr Bruder Petrevius, den Zorn der Einwohner von Estorr auf sich persönlich ziehen.
»Habt ihr genug gesehen?«, fragte Hesther. »Wind und Regen, von mir aus auch Hagel und Graupel, wenn ihr das könnt. Wir müssen die Feuer löschen und die Leute in ihre Häuser treiben.«
»Aber es sind so viele«, wandte Mina ein. Das spindeldürre Kind rang die Hände. »Es sind Hunderte von Quadratmetern, und dabei sehen wir nicht mal alles.«
»Schafft ihr es denn?«, fragte Vasselis.
»Sollten wir es denn tun?«, fragte Petrevius.
Er war groß und schlank. Ein sanfter Riese, wie Hesther sagte, aber wie alle Aufgestiegenen von sehr eigenwilligen Prinzipien geprägt.
»So etwas zu sagen ist derzeit nicht ungefährlich«, warnte Vasselis ihn. »Ossacer hat dir zu viel eingeflüstert, junger Mann. Ich will deine Frage beantworten. Ja, ihr sollt es tun, weil die Advokatin es verlangt, und weil ihr geschworen habt, ihr zu dienen.«
»Aber …«
»Kein Aber. Dienen heißt nicht, dass man mit allem einverstanden sein muss. Jetzt beantworte meine Frage. Könnt ihr es tun? Wir bitten euch nicht, jemanden zu töten, ihr sollt sie nur nass machen und ein wenig ängstigen.«
Petrevius seufzte. »Ja, das können wir. Wir können den Teich mit dem Springbrunnen benutzen.«
»Es wird auch Zeit, dass wir den Dreck aus den Straßen spülen«, sagte Yola. »Wir haben schon viel zu lange stillgehalten.«
Sie warf ihr langes braunes Haar zurück und starrte Vasselis mit ihren dunklen Augen an.
Er zog die Augenbrauen hoch. »Aber ihr werdet doch harmonisch zusammenarbeiten, hoffe ich?«
»Wir hören nicht alle auf Ossacer«, erwiderte Yola. »Petre weiß, wie ich empfinde, und ich weiß, was er denkt. Das ändert nichts. Davon ganz abgesehen, werde ich das Werk dirigieren, nicht wahr, mein Bruder?«
Petrevius errötete und schwieg dazu. Er war der Windleser des Trios, während Yola vor allem eine Landhüterin war.
»Seid ihr sicher?«, fragte Hesther.
»Wir sind sicher«, erwiderte Yola.
Ein Gardist räusperte sich. »Sie verlassen die Basilika.«
Vasselis drehte sich um. Die vier Sprecher stiegen die Treppe hinunter und eilten am Springbrunnen vorbei. Herine stand stolz und aufrecht vor der Basilika. Das Ergebnis der Besprechung war eindeutig.
»Nun wird es Zeit«, sagte Yola.
Vasselis beobachtete die Kinder, wie sie die Treppe hinunterliefen und in den Hof traten. Die Aufgestiegenen blieben dicht zusammen, Hesther folgte ihnen. Unterwegs redeten und gestikulierten sie. Der Hof war weitgehend leer, die meisten Reserveeinheiten waren anderswo eingesetzt. Vasselis hätte sie gern in der Nähe gehabt.
Die Sprecher näherten sich dem großen Springbrunnen gerade von der anderen Seite. Die sich aufbäumenden Pferde, die ihn zierten, wurden von Laternen und Kerzen beleuchtet. Hesther wollte ausweichen, doch Yola führte sie auf Kollisionskurs. Sie ging langsam an den Sprechern vorbei und starrte sie offen an. Vasselis konnte die Mienen der Priester nicht erkennen, hörte aber einige laute Worte, offenbar wechselseitige Beleidigungen. Er räusperte sich, um nicht breit zu grinsen.
»Dieses freche Luder«, sagte er.
»Arvan.«
Vasselis fuhr herum. »Marcus, woher kommt Ihr auf einmal?«
»Ich habe auf den Mauern meine Runde gemacht«, erwiderte der einäugige Senator. »Kommt und seht, was ich gesehen habe.«
Nach einem letzten Blick zum Brunnen, wo die Aufgestiegenen kniend ihre Vorbereitungen trafen, ging Vasselis die kurze Treppe zum Wehrgang hinunter, bis sie außer Hörweite aller Neugierigen waren.
»Was seht Ihr da?«, fragte Gesteris und deutete auf die Demonstranten.
Im Augenblick war es relativ ruhig. Die Bürger warteten nach dem Treffen des Rates mit der Advokatin auf Neuigkeiten.
»Ich weiß, wohin das führen wird, Marcus.«
»Sie macht einen großen Fehler. Das wird die Gottesritter gegen uns aufbringen.«
»Gewiss«, fauchte Vasselis. »Aber wir müssen hinter ihr stehen. Jetzt mehr denn je.«
Marcus schüttelte den Kopf. »Ihr seid neben Jhered ihr engster Freund. Sie vertraut Euch und hört auf Euch.
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