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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Meeres, die er benutzte, um die Toten auf den Triremen zu nähren. Mit jedem Tag, den sie auf dem Meer verbrachten, wurden sie schwächer. Sie in brauchbarem Zustand zu halten war anstrengend und zehrte auch an den Kräften der Karkulas.
    Nördlich von Estorr bewegte sich ein Licht nach Neratharn, das so hell brannte und so vertraut war, dass es nur eine einzige Ursache haben konnte. Er nahm es über das Energienetz wahr, das ihn mit den Toten verband. Die Kraft dieser Erscheinung kam aus den Elementen der Erde, und das Licht brannte, ohne zu flackern. Ein Gefahrenzeichen war es, dessen Anblick ihn zugleich vor Lust erbeben ließ.
    Sie versteckten sich nicht mehr im Palast und warteten dort auf ihren Untergang. Sie suchten ihn.
    »Umso besser«, sagte er.
    Dann hing er in tiefer Versenkung Gedanken nach, die nur ein Gott verstehen konnte.

 
17

    859. Zyklus Gottes,
    53. Tag des Genasauf
     
    E storr brannte. Marschallgeneral Elise Kastenas ritt durchs Siegestor die Straße hinunter, wo sich in den letzten sieben Tagen unablässig die Menschen gedrängt hatten. Zweihundert Reiter und zwanzig Wagen folgten ihr. Die Sonne brannte heiß auf die Stadt herab. Der späte Genasauf war eine wundervolle Jahreszeit, doch jetzt nahm sich niemand die Zeit, all die Schönheit zu betrachten.
    Zwischen Palast und Hafen hatten sie sich freie Bahn verschafft. Hinter Holzbarrikaden standen Infanteristen mit Schilden und Knüppeln und hielten die Menge zurück, die den Weg säumte. Die Sicherheitszone erstreckte sich vom Tor über die Prachtstraße abwärts bis zur Arena, durch die nach der Advokatenfamilie benannte Straße und weiter am Forum vorbei. Schließlich verlief sie durch ein Gewirr kleiner Straßen, um vor der Kaserne im Hafen zu enden.
    Die schmaleren Straßen waren für jeglichen Verkehr gesperrt worden, nur die breiteren Wege blieben offen. Schließlich konnte man nicht die ganze Stadt lähmen, denn es gab immer noch einige Bürger, die unbeirrt ihren Geschäften nachgingen. Außerdem war Herine Del Aglios der Ansicht, dass die Menschen ihrem Unmut Luft machen sollten.
    Allerdings näherte sich ihre Geduld dem Ende.
    »Dabei hat sie sich noch nicht einmal selbst hier draußen blicken lassen«, sagte Elise. »Schilde hoch!«
    In der vier Reiter breiten Abteilung machte der Befehl rasch die Runde. Ein Trommelfeuer aus verfaultem Obst, Gemüse und Fisch flog über die Infanteristen hinweg. Pferde rutschten aus, Kavalleristen spuckten Unrat aus. Die Meute jubelte, wenn ein Wurfgeschoss ein Gesicht oder einen Helm traf. Sie hatten sogar noch schlimmere Munition. Elise drehte sich im Sattel um. Zwei Reiter wischten sich Kot aus dem Gesicht.
    Vor ihnen flogen dünne Säcke auf die Straße und zerplatzten. Eine rote Flüssigkeit lief heraus.
    »Das Blut der Kanzlerin!«
    »Die Advokatin ist eine Mörderin!«
    Elise tat das Einzige, was sie in dieser Lage überhaupt tun konnte, und beschleunigte. »Handgalopp«, befahl sie.
    Die Reiter nahmen den Befehl bereitwillig auf. Schreie, Schmähungen, Pfiffe und sogar ein paar Jubelrufe folgten ihnen auf der Prachtstraße. Elise hielt sich stolz und aufrecht und gab sich äußerlich unbeteiligt, obwohl sie innerlich kochte. Am Fuß des Hügels hatte jemand den Straßennamen entfernt, nur das ›A‹ der Del Aglios war noch da. Die Statue, die den gleichen Namen getragen hatte, war verunstaltet.
    In den schmaleren Straßen wurden sie aus den Fenstern mit Wassergüssen und anderen Flüssigkeiten eingedeckt. Ein endloser Strom von Unrat prasselte auf ihre Schilde, Brustharnische und Pferde. Aufgebrachte Bürger hoben Schilder. In den ersten Tagen waren die Aufschriften noch halbwegs ironisch gewesen, jetzt waren sie blutrot und ausgesprochen bösartig.
    Verbrennt die Advokatin.
    Gottes Blut klebt an den Händen der Del Aglios.
    Zu Asche sollen die Aufgestiegenen werden.
    Der Orden muss regieren.
    Nieder mit der Konkordanz!
    Voraus konnte Elise Rauch und Flammen erkennen. Im Hafen waren die Ausschreitungen größtenteils niedergeschlagen worden. Die Angst davor, dass die Toten mit dem Schiff einlaufen und in die Stadt einfallen könnten, hatte gewalttätige Aufstände ausgelöst. Einige Bürger waren zu Tode gekommen, auch einige Palastwachen hatten es nicht überlebt. Es hatte einen großen Teil der Ersten Estoreanischen Legion erfordert, um die Docks zu sichern und die Aufständischen in ein Viertel voller Lagerhäuser und Hütten abzudrängen, das jetzt schon als »Leichenviertel«

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