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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Das Meer war das schwierigste Gelände. Dort gab es Energie im Überfluss, die jedoch für die Toten nicht greifbar war. Gorian konnte sich glücklich schätzen, dass er seine Leute überhaupt durch den Fels der Insel bis auf die Grasflächen der Hochebene hatte bugsieren können.
    Leider hatte es nicht ausgereicht. Dieser Idiot Kathich hatte zu lange gebraucht und nicht aufgepasst, wie Gorian es ihm aufgetragen hatte. Er knurrte empört. Dieser Stiefeltritt am Ende, das war eine unerträgliche Beleidigung gewesen.
    »Wer waren sie, Vater?«
    »Feinde. Sie haben genommen, was ich brauche.«
    »Waren sie Ocenii, Vater? Die Kämpfer, über die Arducius so oft geredet hat?«
    »Auch sie werde ich das Fürchten lehren.«
    »Das hat der Mann aber nicht gesagt.«
    »Ich weiß, was er gesagt hat«, fauchte Gorian. Kessian zuckte zusammen. »Lass mich in Ruhe, ich muss nachdenken.«
    Vieles lief prächtig, doch er war allein. Wäre nur Mirron dagewesen, um die Last mit ihm zu teilen. Kessian war noch zu jung, die Karkulas waren widerwillige Helfer, und die Herren der Toten konnten ihre Untergebenen nur dann wirkungsvoll einsetzen, wenn Gorian sie persönlich unterstützte. Es war kaum der Mühe wert. Das hatte er sich anders vorgestellt.
    Wieder prallte er gegen die Seitenwand des Wagens. Er schaute hinaus. Als Nächstes waren die Gawberge und Neratharn an der Reihe. Sobald der tsardonische König zur Niederwerfung der Verteidiger beigetragen hatte, würde er sich zu seinem Sohn gesellen und unter Gorians Banner marschieren. Die Lebenden waren bis auf wenige Ausnahmen im Grunde nicht zu gebrauchen.
    »Ich kann dir helfen«, bot Kessian an.
    »Nicht jetzt, mein Junge. Ich bin müde.«
    »Dann lass mich allein weitermachen«, sagte Kessian. »Wir marschieren doch nur. Du musst mich nicht beaufsichtigen, du kannst dich um die anderen kümmern. Hilf denen, die auf dem Meer sind, damit sie finden, was du brauchst.«
    Vielleicht verstand der Junge es am Ende doch sehr gut. Gorian betrachtete ihn, und der Kleine zog ein wenig den Kopf ein. Möglicherweise war es gar keine schlechte Idee, vorübergehend nicht mit allen seinen Untertanen verbunden zu sein. Da draußen konnte ihnen sowieso nicht viel passieren, und sie waren noch weit von Neratharn entfernt. Er musste neue Wege finden, damit seine Untertanen nicht einfach zusammenbrachen, wo sie gerade standen. Die Verwesung war ein echtes Problem.
    »Glaubst du wirklich, du schaffst das?«
    Kessian nickte. »Ganz bestimmt, Vater. Bitte, lass es mich dir zeigen. Dabei kannst du dich auch ausruhen. Vielleicht geht sogar die grüne Farbe wieder weg. Es macht mir Angst, dass du so aussiehst.«
    »Das ist kein Grund zur Sorge. Du darfst nur nicht vergessen, dass die Berührung durch Gott und die Erde die Ursache ist. Also schön, dann versuche, sie alleine zu halten. Beziehe die Karkulas so stark ein, wie du es für nötig hältst. Wenn du schwanken solltest, sagst du es mir. Ich werde nicht böse sein. Aber lass nur keinen von ihnen fallen, denn dann werde ich böse. Es ist viel anstrengender, sie zu erwecken, als sie zu erhalten.«
    »Ich werde dich nicht enttäuschen, Vater.«
    »Das will ich doch hoffen.«
    Technisch gesehen war es einfach, Kessian die Kontrolle über das Werk zu übergeben, doch es fühlte sich an, als müsste er einem ungeschickten Erwachsenen ein hilfloses Kind überlassen. Kessians Geist nahm das Werk jedoch mühelos auf, und der Junge stellte sich rasch, wenngleich nicht völlig bewusst, auf die Belastung ein.
    »Hast du alles im Griff, Kessian?«
    »Ja, Vater, aber es ist anstrengend.«
    »Dann bedenke, wie viel mehr ich tragen muss, und sei froh über deinen kleinen Anteil. Ich werde bei dir bleiben, falls du mich brauchst.«
    »Danke, Vater.«
    Gorian lächelte, doch in Gedanken war er schon weit weg. Er sah sich im Süden um, im Tirronischen Meer, und blickte bis nach Estorr oder noch darüber hinaus. Die Ocenii warteten mit ihren Schiffen auf seine Untertanen. Das musste er unterbinden. Nur ein Karkulas war bei seinen Leuten, dafür aber vier Herren der Toten. Das musste reichen.
    Zuerst musste er sich aber in einem Punkt Gewissheit verschaffen. Entlang den Energiebahnen tastete er sich wieder nach Norden, unter ihm erstreckte sich die Welt wie eine Landkarte. Die dichten grauen Ballungen waren die Toten an der Küste von Gestern, die über das Meer segelten, so schnell die Schiffe bereitgestellt wurden. Dann die trägen dunkelbraunen und blauen Energien des

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