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Die letzte Schoepfung

Die letzte Schoepfung

Titel: Die letzte Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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einen Schritt vor. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Danny nickte und hüllte sich wieder in seine harte, schützende Schale.
    »He, Mann«, sagte einer der Jungen, »du hast noch zwei Freispiele.«
    »Kannst du haben«, sagte Danny, ohne ihn anzusehen.
    Ethan wies auf die Ladenfront. »Komm, gehen wir.« Er reichte Danny eine prall gefüllte Einkaufstüte und führte ihn zu einer Bank vor dem Videoladen. »Kein schlechter Platz zum Verstecken, Danny.« Ethan breitete die Arme auf der Lehne aus. »Besonders an 'nem Samstagmorgen.« Überall tollten Kinder herum. »Und von hier aus kommen wir schnell zum Highway. Anna hat dir wirklich was beigebracht.«
    Danny sagte abwesend: »Ja, klar«, und grub in der Einkaufstüte.
    Ethan schwieg und schaute zu, wie der Junge zwei Sandwiches und eine Tafel Schokolade verputzte; dazu trank er Orangensaft und eine Packung Milch. Er aß mit dem Heißhunger eines Jungen, der keine Sorgen hatte und für den die Welt in Ordnung war. Doch das war weit von der Wahrheit entfernt. Ethan konnte die Qual in den Augen des Jungen erkennen, die ihn um Jahre älter wirken ließ. Dannys Wärter hatten ihm seine Jugend gestohlen, hatten ihn um seine Familie und eine normale Kindheit betrogen.
    Die Schuldigen, schwor sich Ethan, würden dafür bezahlen.
    Als Danny aufgegessen hatte, knüllte er die Tüte zusammen und warf sie in den nächsten Mülleimer. Nun drückte sein ganzer Körper wieder die Spannung aus, die ihn erfüllte.
    Ethan streckte die Hand aus, zögerte, dann legte er sie dem Jungen auf die Schulter. »Wir holen Callie wieder.«
    Danny atmete tief ein. »Ich wollte sie nicht mit denen allein lassen.«
    Ethan erinnerte sich, wie Sydney ihn angeschaut hatte, als Cox sie in den Van stieß. »Ich weiß.«
    »Die Männer wussten, dass wir Callie zum Krankenhaus bringen.« Danny sah auf, und in seinen Augen stand helle Wut. »Deshalb haben die uns gefunden!«
    »Ja«, sagte Ethan bedrückt, denn die Verantwortung lastete schwer auf ihm. Er hatte Callie, Danny und Sydney größter Gefahr ausgesetzt, als er das Mädchen ins Krankenhaus brachte. Es war ein Fehler gewesen. Aber Callie war so krank, dass ihm keine andere Wahl geblieben war.
    Schachmatt.
    »Die haben ein Fax an alle Krankenhäuser in Chicago geschickt«, fuhr Danny fort. »In dem Fax haben sie Callie ganz genau beschrieben und was für 'ne Krankheit sie hat.«
    So viel hatte Ethan aus dem mitgehörten Gespräch zwischen Sydney und Cox auch geschlossen – und seitdem fragte er sich, woher sie wissen konnten, dass Callie krank war.
    »Die haben Callie krank gemacht, stimmt's?«
    Die Klugheit des Jungen überraschte Ethan inzwischen nicht mehr.
    »Entweder das«, sagte er, »oder Callie war schon krank, bevor ihr von der Insel geflohen seid, und die Wärter haben es gewusst.«
    »Nein«, sagte Danny. »Da ging's ihr noch gut. Aber am Tag, als wir abgehauen sind, war sie noch bei Dr. Turner. Der hat sie krank gemacht.«
    Ethan wollte es zuerst nicht glauben. Allerdings hatte Danny zwölf Jahre auf der Insel zugebracht, hatte mit den verantwortlichen Erwachsenen zu tun gehabt und seine Freunde mitten in der Nacht verschwinden sehen. Er wusste wahrscheinlich eine ganze Menge, und dieses Wissen kam nun allmählich an die Oberfläche.
    »Hat dieser Turner Callie an dem Tag etwas gegeben?«, fragte Ethan. »Eine Spritze oder eine Pille?«
    »Er hat ihr immer was gegeben.« Dannys Stimme war voller Bitterkeit. »Aber ich hab immer gedacht, das macht er, damit es Callie besser geht.«
    »Was ist mit den Kindern, die verschwunden sind? Könnten die Wärter die auch krank gemacht haben?«
    »Ich glaub schon.«
    »Was ist mit dir?« Ethan beugte sich vor und zwang Danny, ihm in die Augen zu schauen. »Warst du jemals bei Dr. Turner und konntest dann am nächsten Morgen nicht aufstehen?«
    Danny erwiderte finster seinen Blick. Die Antwort stand deutlich in seinen dunklen Augen zu lesen.
    Ethan lehnte sich zurück und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
    Was ging hier vor? Sydney hielt die Kinder für Produkte von In-Vitro-Befruchtungen, aber das erklärte nicht, weshalb manche von ihnen spurlos verschwanden – ebenso wenig, warum Cox jeden mundtot machen musste, der dem Geheimnis der Insel zu nahe kam. Nein, die Wärter machten die Kinder absichtlich krank – das war das Geheimnis, das um jeden Preis bewahrt werden musste, auch um den Preis eines Mordes. Aber warum? War etwas Besonderes an den Kindern? Oder – Ethan schauderte bei dem

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