Die letzte Schoepfung
verschränkte die Arme. »Was ist, wenn ich's tue?«
»Dann lasse ich sie am Leben.«
»Und wenn nicht, dann…«
»Verarsch mich nicht, Ethan.« Sydney zuckte vor Schmerz zusammen, als Cox wieder ihren Arm packte. »Vergiss nicht, wer dir diese ganze Verzögerungstaktik beigebracht hat. Sag einfach Ja oder Nein.«
Ethan hielt ihm die ausgestreckten Handflächen entgegen. »Ich bringe Ihnen Ramirez.« Und wenn er es schaffte, Cox in die Finger zu bekommen, würde er ihn für jede Sekunde büßen lassen, die Sydney in Schmerz und Angst verbringen musste.
»Na also.« Cox ließ Sydneys Arm los. »Dann gebe ich dir mal ein paar Sachen, die du dringend brauchst.« Er nahm einen Schlüssel aus der Jackentasche und warf ihn Ethan zu. »Ein bisschen Bargeld und den Matchsack mit deiner tollen Ausrüstung findest du in Schließfach 192 der Union Station.«
»Was ist mit den Kindern?«
»Sie fahren heim, wo sie…«
»Nein!« Danny machte einen Satz nach vorn, versetzte Cox einen Tritt und sprang aus dem Van.
Ethan wirbelte herum, bis er Morrows Unterarm berührte, packte blitzschnell Morrows Handgelenk, drehte es um und stieß dem Mann ein Knie in die Seite. Morrow stöhnte, krümmte sich und ließ die Waffe fallen, die klappernd über den Betonboden rutschte.
Danny wurde langsamer, drehte sich um.
»Lauf!«, schrie Sydney.
»Mach, dass du wegkommst!«, rief auch Ethan, hob seine Glock auf und drehte sich zu Cox um.
Der hielt einen kleinen Colt an Sydneys Schläfe. »Bist du jetzt fertig?«
»Scheißkerl!« Wieder wühlte die Wut in Ethans Eingeweiden.
»Leg die Waffe hin.« Cox' Hände zitterten – ob vor Wut oder Schmerz, vermochte Ethan nicht zu sagen, denn Danny hatte ihn vor die Brust getreten. »Schnappt den Jungen!«, rief Cox den anderen zu.
Morrow kam taumelnd auf die Füße, riss Ethan die Glock aus der Hand und wankte hinter seiner Waffe her, die Ethan weggekickt hatte. Als er in die Richtung blickte, in die Danny geflüchtet war, sah er keine Spur mehr von dem Jungen.
»Lass uns eins klarstellen, Decker.« Der Ton falscher Freundschaft war nun völlig aus Cox' Stimme verschwunden. »Ich will Ramirez, und du wirst ihn mir bringen.«
»Leck mich!«
Cox zog Sydney näher zu sich. »Führ mich ja nicht in Versuchung, Ethan!«
Ethan starrte Cox an, als wolle er sich jedes Detail seines Gesichts einprägen, jedes noch so kleine Fältchen. »Wenn ihr irgendwas zustößt…«
»Spar dir deine Drohungen. Du hast eine Woche Zeit, um mir Ramirez zu bringen. Mehr Schutz kann ich deiner Frau nicht anbieten.«
Ethan hoffte, dass Sydney in seinen Augen lesen konnte, wie Leid es ihm tat. »Wohin?«
»Zur Insel natürlich.« Cox schob Sydney in den Van. »Ich nehme an, du weißt genau, wo das ist. Wir warten dort auf dich. Ach ja, und den Jungen will ich natürlich auch wiederhaben.«
25.
Ethan spürte Danny in einem Videoladen auf.
Der Einfall war ihm gekommen, als er sich daran erinnerte, was der Junge von seinen Erlebnissen in Champaign erzählt hatte. Danny war findig und verteufelt mutig. Er würde auf jeden Fall einen öffentlichen, belebten Ort aufsuchen.
Doch zuerst fuhr Ethan ins Motel, falls Danny inzwischen den Weg dorthin gefunden haben sollte. Das war nicht der Fall. Ethan hinterließ eine Nachricht, bevor er zum Krankenhaus zurückfuhr. Er zog immer größere Kreise, suchte nach Plätzen, wo ein verängstigter Junge sich verstecken könnte. Aber er hatte kein Glück. Wie er angenommen hatte, war Danny untergetaucht und würde erst wieder zum Vorschein kommen, wenn es hell wurde und mehr Menschen unterwegs waren.
Als die Stadt schließlich erwachte, hatte Ethan mehrere Möglichkeiten: eine große Tankstelle mit angeschlossenem Minimarkt, einen WalMart, der um sieben öffnete, oder ein großes, am Stadtrand gelegenes Einkaufszentrum, nur einen Kilometer vom Krankenhaus entfernt.
Das Einkaufszentrum erwies sich als Treffer.
Ein paar Minuten schaute Ethan dem Jungen zu, wie er seine Gegner bei einem Videospiel nach allen Regeln der Kunst besiegte. Ein paar ältere Jungen standen um ihn herum und feuerten ihn an. Danny war wie im Fieber, voll auf das Spiel konzentriert. Er spielte verbissen, voller Zorn. Ethan konnte sich gut vorstellen, welchen Feind er im Geiste bekämpfte.
»Du spielst wirklich toll«, sagte er.
Danny fuhr herum. Die Erleichterung war ihm vom Gesicht abzulesen. Doch dann sah er, dass Ethan allein gekommen war, und Enttäuschung zeigte sich auf seiner Miene.
Ethan trat
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