Die letzte Schoepfung
Inhalt eingehend geprüft hatte. »Kann schon verstehen, dass Sie diese Sachen unbedingt in Ihrer Wohnung brauchen.« Er holte ein Bündel Rechnungen heraus und blätterte sie durch.
Plötzlich befiel Paul das Gefühl, dass alles vergeblich sei. Es war besser, sich ins Unvermeidliche zu fügen. Was hatte es für einen Sinn, sich gegen sein Schicksal zu stellen, wenn er, Paul Turner, es an dem Tag besiegelt hatte, als er auf Cox' Vorschlag einging – vor fünfzehn Jahren. Früher oder später würde Cox ihn töten lassen. Und Paul besaß nicht länger die Kraft, dagegen anzukämpfen.
»Was wollen Sie, Morrow?« Er war selbst erstaunt, wie fest seine Stimme klang.
Morrow blickte ihn ein wenig unsicher an. Dann blitzte das raubtierhafte Grinsen wieder auf. »Oh, ich nehme an, darauf kommen wir früher oder später noch zu sprechen.«
Er steckte das Bargeld in die Tasche und nahm die Plastikhülle mit den CDs. Schaute sie durch, ließ sie dann wieder in die Aktentasche fallen. Nachdem er den Rest des Geldes genommen hatte, steckte er es zum ersten Bündel in seine Tasche. »Im Augenblick habe ich erst mal was anderes für Sie, Doktor. Etwas, das Sie verloren haben.«
Paul brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, was Morrow meinte. »Die Kinder?«
»Nur das Mädchen – und wenn ich drauf wetten müsste, würde ich sagen, sie kommt nicht durch. Aber was weiß ich schon? Meine Leute haben die Kleine in den Krankenflügel gebracht.«
Paul wurde wütend. »Warum haben Sie mich nicht sofort benachrichtigt, nachdem Sie das Mädchen gefunden hatten?«
Morrow zog eine Augenbraue hoch. Er wirkte belustigt. »Schätze mal, ich hab einfach vergessen, Sie aus dem Flugzeug anzurufen.«
»Wenn sie wegen Ihrer Unfähigkeit stirbt…« Paul schob sich an Morrow vorbei und eilte zum Krankenflügel. Als er dort eintraf, hatte das Personal Callie bereits versorgt. Man hatte sie auf die Isolierstation gebracht, in das Zimmer neben Adam, das ebenfalls mit Geräten zur medizinischen Intensivversorgung ausgestattet war.
Paul schaltete das Interkom ein. »Wie geht es ihr, Dr. Bateman?«
»Das Fieber haben wir im Augenblick unter Kontrolle. Was ihren sonstigen Zustand angeht, können wir noch nicht viel sagen.«
»Können Sie sich nicht etwas genauer ausdrücken, Doktor?«
»Im Augenblick nicht.«
Paul hieb auf den Knopf, ärgerlich über Batemans kühle Reaktion. Der Mann war mit der Zeit viel zu arrogant und eigenmächtig geworden.
Plötzlich erschien Morrow. »Ja, ja, es ist schon ein Kreuz, heutzutage gutes Personal zu finden.«
»Was machen Sie denn noch hier?« Rasch nahm Paul die Hand vom Knopf des Interkom. »Sie haben Ihren Auftrag erledigt und das Mädchen abgeliefert, also können Sie jetzt gehen.«
»Ich dachte mir, ich bleibe noch ein Weilchen.«
»Das ist nicht nötig.« Und unerträglich.
»Sie verlieren das Spiel, Doc.« Morrow schaute durchs Fenster in Adams Krankenzimmer. »Wie lange hat der Junge noch?«
Paul holte tief Luft, um sich zu beruhigen. Er durfte sich von Morrow nicht so behandeln lassen, der Mann war labil und unberechenbar. »Ich bin überrascht, dass er so lange durchgehalten hat.« Adam hatte inzwischen eine Viruspneumonie und wurde immer schwächer, trotz der künstlichen Beatmung.
»Er ist eben ein Kämpfer.«
»Nun, diesen Kampf wird er nicht gewinnen.«
Morrow sah ihn aus dem Augenwinkel an. Wieder wirkte er leicht belustigt. »Schätze, er hätte Ihnen die Informationen lieber freiwillig geben sollen, was, Doc?«
Wütend verzichtete Paul auf jede Erwiderung. »Gibt es sonst noch etwas?«
»Ja, allerdings.« Morrow trat einen Schritt vom Fenster zurück. »Es wird hier einige Veränderungen geben.«
»Wovon reden Sie?«
»Cox kommt in ein paar Tagen, um gewisse personelle Veränderungen vorzunehmen.« Morrow grinste wie ein hungriger Wolf. Das Raubtier war von der Kette gelassen. »In der Zwischenzeit sorge ich dafür, dass alles so glatt weiterläuft wie bisher.«
Paul spürte, wie die Wände näher rückten, und mit einem Mal zitterten seine Knie.
»Ach ja, noch etwas. Wir haben einen Gast.«
»Einen Gast?« Nun begriff Paul gar nichts mehr.
»Ja, wir haben das Mädchen zusammen mit Ethan Deckers Frau aufgegriffen.«
Plötzlich wurde Paul klar, was Morrow da sagte. »Und da haben Sie die Frau hierher geschafft? Wird Decker denn nicht nach ihr suchen?«
»Genau damit rechne ich ja.«
***
Von Chicago bis Seattle waren es weit über dreitausend Kilometer, eine Fahrt von
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