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Die letzte Schoepfung

Die letzte Schoepfung

Titel: Die letzte Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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Gedanken – waren es bloß menschliche Versuchskaninchen? Kinder, die geboren und großgezogen wurden, damit man an ihnen experimentieren konnte? Waisenkinder ohne Angehörige, sodass niemand sie vermisste?
    Die bloße Vorstellung entfachte eine solche Wut in Ethan, dass er sich zügeln musste. Wenn er diese Ungeheuer zur Strecke bringen wollte, musste er sachlich und kühl bleiben. Aber das sagte sich so einfach.
    »Fahren wir nach Haven?«, wollte Danny wissen.
    »Die wollen, dass ich ihnen Ramirez bringe.« Ethan zögerte. »Und dich.«
    »Hab ich mir gedacht. Was machen wir jetzt?«
    »Nun, das hängt davon ab.« Ethan rieb sich das Kinn. »Kannst du so gut mit Computern umgehen, wie du immer behauptest, Danny?«
    »Kann ich.«
    »Was brauchst du, um dich in das System auf der Insel zu hacken?«
    Danny schaute ihn an, den Anflug eines Lächeln auf den Zügen, »'nen Computer mit 'nem vernünftigen Modem. Ein leistungsfähiger Laptop würd's schon bringen.«
    »Okay, dann lass uns einkaufen gehen.« Ethan stand auf und steckte die Hände in die Taschen. »Anschließend sollten wir deiner Lieblingsinsel mal einen Besuch abstatten.«
    ***
    Dr. Paul Turner wünschte, er wäre schon vor Jahren von der Insel geflohen.
    Seine beste Chance zur Flucht hatte er vertan: Kurz bevor Cox und dieser widerliche Morrow aufgetaucht waren, hätte er sich noch relativ leicht absetzen und alles mitnehmen können, was er brauchte.
    Nun musste er sorgfältig auswählen.
    Er legte eine neue CD ins Laufwerk und tippte den Befehl ein, seine persönlichen Dateien zu kopieren. Fünfzehn Jahre intensiver Forschung, und nun musste er binnen einer Viertelstunde entscheiden, was davon am wichtigsten war, was er zum Überleben brauchte. In einer halben Stunde ging die Fähre, die zweimal wöchentlich zwischen der Insel und Anacortes verkehrte, und Paul wollte unbedingt an Bord sein.
    Obwohl er schon einige Male an Flucht gedacht hatte, war sein Entschluss erst durch den Mord an Timothy Mulligan besiegelt worden. Vor ein paar Tagen noch wäre es nur ein Zeitungsbericht gewesen, der Name Mulligan hätte Paul nichts bedeutet. Und wenn doch eine Saite in seiner Erinnerung zum Klingen gebracht worden wäre, hätte er es als unwichtig abgetan. Es war schon erstaunlich, dass er überhaupt davon erfahren hatte. Normalerweise wären in der örtlichen Zeitung nur ein paar Zeilen im Innenteil gebracht worden, oder man hätte gar nichts über diese Sache veröffentlicht. Paul nahm an, dass es allein die Verbindung mit der Jagd auf Ethan Decker war, die Mulligan einen Platz in den landesweiten Nachrichten verschafft hatte.
    Nachdem er von dem Mord erfahren hatte, wusste Paul, was zu tun war. Wenn er nicht schon jetzt ganz oben auf Cox' Abschussliste stand, würde es bald so weit sein. Er musste fliehen.
    Paul war eben dabei, seine Dateien zu löschen und seinen Safe auszuräumen, als auch seine letzte Hoffnung auf Flucht vereitelt wurde.
    »Bereit zum Abmarsch, Doktor?«
    Paul fuhr zusammen, blickte auf – und sah den Tod in der Tür stehen.
    »Morrow! Du liebe Zeit, haben Sie mich erschreckt.«
    »Das kann ich gut, was?« Morrow schritt langsam in den Raum – ein Hai, der seine Beute umkreiste. »Soll ich meine Frage wiederholen?«
    »Ihre Frage?« Pauls Hände zitterten, als er seine Aktentasche zuklappte.
    »Ob Sie auf dem Abmarsch sind.«
    »Nein.« Paul stand auf, stützte sich auf die schwere Ledertasche. »Ich meine … ja. Ich gehe in meine Wohnung. Stört Sie das?« Er versuchte, seiner Stimme einen Anflug von Empörung zu verleihen, versagte aber kläglich.
    Morrow blickte auf die Aktentasche; dann ging er zum Fenster. Mit dem Rücken zu Paul fuhr er fort, »'n bisschen früh, um für heute schon mit der Arbeit aufzuhören, meinen Sie nicht?«
    »Ich … mir geht's nicht gut.«
    »Wirklich?« Morrow drehte sich um, ein breites, scheußliches Grinsen auf dem Gesicht. »Was haben Sie da in der Tasche?«
    »Nur … Arbeit.«
    Morrow kniff die Augen zusammen. »Sie würden mich doch nicht anlügen, Herr Doktor?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich…« Bevor Paul den Satz beenden konnte, trat Morrow auf ihn zu.
    Instinktiv wich Paul zurück.
    Als Morrow die Hand nach der Tasche ausstreckte, nahm Paul all seinen Mut zusammen. »Das ist mein persönliches Eigentum! Sie haben kein Recht, es zu durchsuchen.«
    »Ach ja?« Morrow grinste bloß, klappte die Aktentasche auf und starrte hinein. Paul hielt den Atem an.
    »Ja«, sagte Morrow, nachdem er den

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