Die letzte Schoepfung
gleich auf«, meinte Ethan. »Nehmen wir mal an, wir glauben dir.« Danny öffnete schon den Mund, um zu protestieren, doch Ethan schnitt ihm das Wort ab. »Hör mir erst mal zu. Ich versuche das alles zu verstehen. Callie hat gesagt, du hättest dich in ein Computersystem gehackt. Wie hast du das gemacht?«
Danny schaute seine Schwester an, die ihm zunickte. »Ich kann gut mit Computern umgehen…« Er zögerte. Die Erwachsenen mochten es nicht, wenn Kinder zu klug waren. »Manchmal, wenn Dr. Turner, der Oberwärter, aufs Festland gefahren ist, hab ich mich in sein Büro geschlichen und mich von seinem Computer aus ins System gehackt.«
»Einen Moment mal«, sagte Ethan. »Ich soll dir glauben, dass du ihren Sicherheitscode geknackt hast? Wie alt bist du denn? Elf? Zwölf?«
Danny verdrehte die Augen. Lebte dieser Typ im Mittelalter, oder was? Was hatte denn sein Alter damit zu tun? »Ach ja, ich hatte ganz vergessen… Sie haben ja in der Wüste gelebt.« Wo Danny jetzt auch am liebsten sein würde. »Sie haben wahrscheinlich nicht mal Strom, und einen Computer schon gar nicht.«
»Hör mal, Junge…«
»Es spielt doch keine Rolle, wie er das System geknackt hat!«, warf Sydney ein.
»O doch, falls er uns in dem Punkt nicht sowieso beschwindelt.«
»Ich schwindle nicht!«, beharrte Danny, beinahe schon verzweifelt, dass sie ihm nicht glaubten.
»Nein, er lügt nicht«, bestätigte Callie.
Ethan hob beschwichtigend die Hand. »Okay, vergessen wir erst mal, wie du Zugang zum Computer bekommen hast. Nehmen wir an, es war so, wie du sagst. Dort hast du dann alles über Callie und deinen Vater herausgefunden?«
»Hab ich doch gesagt!« Hörte der Typ denn überhaupt nicht zu? »Ich hab nach meinen Zeugnissen gesucht, wollte einfach nur wissen, was ein paar Lehrer über mich geschrieben haben.« Seine Wangen glühten bei dem Geständnis. »Da hab ich dann all das andere rausgefunden.«
»Und zwar?«, bohrte Ethan.
»Da waren die Geburtsdaten von allen Kindern und die Orte. Dann noch die Namen von den Eltern und Geschwistern, dazu Links, unter denen man sich weitere Informationen holen konnte. Da hab ich das von Callie und unserem Vater gefunden.«
»Was ist mit deiner Mutter?«, erkundigte sich Sydney.
Danny kam ins Stottern, erstaunt über sich selbst, dass ihm die Frage so zusetzte. Schließlich hatte er seine Mutter nie gekannt. »Ich weiß es nicht«, gestand er. »Callie und ich haben den gleichen Vater, aber verschiedene Mütter. In den Einträgen standen immer nur die Vornamen.« Danny gab nur ungern zu, dass er nicht alle Antworten wusste. »Ich hab versucht, noch mehr Informationen zu kriegen, aber dann kam ich an eine Firewall, die ich nicht knacken konnte.«
Danny hätte schwören können, dass er Tränen in Sydneys Augen sah. Nun blinzelte sie und wandte den Blick ab. »Das tut mir Leid für dich.«
Sie und Ethan schienen keine weiteren Fragen mehr zu haben. Danny hatte keine Ahnung, ob er sie überzeugt hatte. Er dachte an die anderen Kinder, an seine Freunde, die auf Haven Island waren. Ob sie sich Sorgen machten, was ihm und Callie passiert war? Adam kannte ja die Wahrheit, aber er würde nichts sagen. Was würden die Wärter den Kindern erzählen? Sollten alle glauben, dass Callie und er verschwunden waren wie…
»Erzähl ihnen das von Sean«, sagte Callie, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
»Warum? Sie glauben mir ja sowieso nicht.«
»Doch, das werden sie.« Sie wandte sich an die Erwachsenen. »Seans Schlafpritsche war neben der von Danny, und sie waren dicke Freunde, die beiden und Adam. Und dann war Sean eines Morgens weg.«
Sydney beugte sich im Sessel vor. »Weg?«
»Mach schon«, sagte Callie. »Erzähl es ihnen.«
Danny funkelte seine Schwester finster an, hatte nun aber keine Wahl mehr. Er musste Ethan und Sydney auch den Rest erzählen. »Die Wärter haben gesagt, dass Sean mitten in der Nacht krank geworden sei. Aber als wir ins Bett gingen, war mit ihm noch alles in Ordnung! Die haben irgendwas mit Sean gemacht!«
Sydney blickte unbehaglich drein. Sie warf Ethan einen raschen Blick zu. »Kinder werden manchmal über Nacht krank, Danny.«
»Er war aber nicht krank!« Danny wusste nicht, was er noch anstellen sollte, damit sie ihm glaubten. »Und er war nicht der Einzige. Viele andere sind auch verschwunden. Meistens die Kleinen, aber manchmal auch einer von den Großen.«
Im Zimmer war es ganz still geworden. Danny erkannte, dass sie seine Geschichte für ein
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