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Die letzte Schoepfung

Die letzte Schoepfung

Titel: Die letzte Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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derzeitigen Operationen in einem weltweiten Maßstab angezeigt. Dazwischen eilten geschäftig seine Mitarbeiter umher, die besten operativen Analytiker der Welt.
    Morrow war bald nicht mehr zu bändigen.
    Leider brauchte Avery ihn noch. Turner hatte vor einer knappen Stunde angerufen. Adam hatte endlich Dannys und Callies Ziel verraten, aber das Mädchen war krank. Schwer krank. Mit diesen beiden Informationen hatten sie eine geringe Möglichkeit, die Kinder doch noch aufzuspüren. Falls Morrow endlich auftauchte.
    Den normalen SCTC-Apparat für die Suche nach Morrow zu bemühen kam nicht infrage. Das würde zu viel Erstaunen hervorrufen. Avery hatte auch erwogen, einen anderen hinter den Kindern herzuschicken, aber auch das barg Risiken. Je weniger Leute von Haven Island wussten, desto besser.
    Er hatte diese Anlage von Grund auf errichtet, hatte um Fondsgelder von geizigen Politikern gekämpft. Das würde er gewiss nicht aufgeben, weil Anna Kelsey ein paar Kindern die Flucht von dieser verdammten Insel ermöglicht hatte. Oder weil John Morrow zu eingebildet war, sich an Befehle zu halten.
    Avery war bereits zu weit vorangeschritten, er konnte nicht mehr zurück.
    Vor fünfundzwanzig Jahren war er nach Washington gekommen, ein junger Mann ohne Verbindungen, mit einem Jurastudium an einer unbedeutenden Uni im ländlichen Mississippi. Er hatte um seine Position in einer Anwaltskanzlei kämpfen müssen und dabei weniger verdient und mehr geschuftet als in dem Job als Barkeeper, mit dem er sein Studium finanziert hatte. Dazu kam der mehr oder weniger offene Snobismus der oberen Zehntausend von Washington, eine Gesellschaft, in der Avery kaum mehr galt als ein Laufbursche mit einiger Bildung.
    Ein empfindlicherer Mann hätte aufgegeben und wäre wieder nach Hause gegangen. Doch Avery war in die CIA eingetreten, wo die persönliche Begabung wichtiger war als ein bekannter Familienname und wo das Gespür für das geschickte Umschiffen bürokratischer Klippen mehr zählte als ein Hochschulabschluss. Da er ein talentierter Anwerber fähiger Leute war und niemals den Wunsch äußerte, selbst an Operationen teilnehmen zu wollen, hatte er es bis zu seiner jetzigen Position gebracht. Die ihm gut gefiel.
    Doch wenn Avery jetzt nicht vorsichtig war, konnte er alles wieder verlieren.
    John Morrow war nicht sein einziges Problem. Das hatte er heute Morgen erfahren müssen, auf der vierteljährlichen Haushaltsprüfung seiner Abteilung vor dem Senats-Sonderausschuss für die Nachrichtendienste. Vor einer Woche noch wäre die Versammlung eine reine Formalität gewesen, aber jetzt… Ein Vertreter der Opposition hatte sich unerwartet zu Wort gemeldet. Ein junger Senator aus Montana oder Idaho oder sonst einem rückständigen Bundesstaat hatte begonnen, seine Nase in Averys Angelegenheiten zu stecken. Der Senator wollte wissen, wie viele Gelder das SCTC erhielt und für welche Operationen sie im Einzelnen verwendet wurden. Andere Ausschussmitglieder schlossen sich der Anfrage an, und bald hatte das Ganze sich zu einer hitzigen Diskussion hochgeschaukelt, bei der alte Rivalitäten wieder aufbrachen.
    Avery hatte die Fragen abgeschmettert, Tabellen und Diagramme vorgezeigt und darauf hingewiesen, dass ein dringender Bedarf nach neuerer, besserer Technologie bestehe. Im Übrigen sei es eine der Voraussetzungen des SCTC, ohne Einmischung von außen zu operieren. Schließlich hatte das Komitee seinen Haushalt genehmigt. Diesmal noch.
    Das Timing der Opposition war jedoch keineswegs zufällig gewesen. Es musste etwas mit der Lage auf Haven Island zu tun haben. Irgendjemand hatte etwas gehört oder vermutete etwas über die wahre Natur des Projekts und das Problem, mit dem sie es derzeit zu tun hatten.
    Avery ging zum Schreibtisch zurück, während die Frage wie ein Stachel in seinem Hinterkopf bohrte. Wer hatte etwas über das Haven-Projekt herausfinden können? Und wie? Hatte Anna vielleicht Informationen verkauft statt der Kinder und sie dann zum Beweis mitgenommen?
    Das passte zu ihrer Persönlichkeit. Dieses Vorgehen barg weniger Risiken, und das Ergebnis war fast das Gleiche. Trotzdem musste sie sich Marco Ramirez stellen, sobald sie aus der Versenkung auftauchte. Es sei denn, sie hatte ihre Infos an einen Mächtigen verkauft, der sie beschützen konnte.
    Avery faltete die Hände unter dem Kinn und bedachte die wenigen Männer, die ausreichend Macht besaßen, um diese Forderung zu erfüllen. Viele waren es nicht, und jeder von ihnen hatte

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