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Die letzte Schoepfung

Die letzte Schoepfung

Titel: Die letzte Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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Märchen hielten.
    »Sean war nicht krank«, sagte er noch einmal nachdrücklich. »Keiner von ihnen war krank, bevor er weggebracht wurde, aber jedes Mal haben uns die Wärter die gleiche Geschichte erzählt. Bei Sean sagten sie, er wäre zu krank, um auf der Insel zu bleiben, deshalb hätte man ihn in ein Krankenhaus auf dem Festland gebracht.«
    Danny sah an Sydneys Miene, dass sie an seiner Geschichte zweifelte. Was Ethan dachte, war diesem nicht anzusehen.
    »Sag ihnen alles«, riet Callie.
    Danny brauchte nun keine Ermunterung mehr. »Ich weiß, dass die Wärter gelogen haben, wenigstens bei Sean.« Er hielt inne, schaute von einem zweifelnden Gesicht zum anderen. »Denn ein paar Tage, nachdem Sean verschwunden war, habe ich ihn gesehen. Ich hab mich auf die Krankenstation geschlichen, und da lag er!«
    Danny hatte sich fast zu Tode gefürchtet. Was würden die Wärter mit ihm machen, wenn sie ihn dort fanden? Würde er der Nächste sein, der mitten in der Nacht spurlos verschwand?
    »Sie hatten ihn an alle möglichen Schläuche und Apparate angeschlossen, und plötzlich…« Plötzlich hatte Sean ihn angeschaut, hatte einen Moment die Augen geöffnet, und Danny hätte schwören können, dass Sean ihn in seinem Versteck gesehen hatte. »Er sah ganz verängstigt aus.« Danny hatte einen Kloß im Hals, als er sich an Seans Gesichtsausdruck erinnerte und daran, dass er zu viel Angst gehabt hatte, dem Freund zu helfen.
    Schweigen senkte sich über den Raum.
    »Ein Albtraum vielleicht?«, meinte Sydney.
    Danny hatte danach wochenlang Albträume gehabt, doch beim Besuch in Seans Zimmer war er hellwach gewesen. »Es war mitten am Tag.« Und das letzte Mal, dass er seinen Freund gesehen hatte. »Warum haben sie gelogen? Warum haben sie gesagt, sie hätten all die Kinder ins Krankenhaus auf dem Festland gebracht? Und warum ist keins von den Kindern wieder gesund geworden und zurückgekommen?«
    Neuerliches Schweigen.
    Schließlich zog Ethan sich einen Barhocker heran und setzte sich darauf. »Jetzt erzähl mal, was Anna mit der ganzen Geschichte zu tun hat.«
    Danny holte tief Luft. Vielleicht glaubte Ethan ihm ja endlich. »Anna war eine von unseren Lehrerinnen.«
    Ethan schien nicht überzeugt.
    »Das stimmt!«, bekräftigte Callie.
    Danny verstand, dass Ethan Zweifel hatte. Anna – die richtige Anna, die ihnen geholfen hatte, von der Insel zu fliehen – war nicht wie die anderen Lehrer gewesen. Und Danny hatte das Gefühl, dass Ethan sehr gut über die richtige Anna Bescheid wusste.
    »Sie war anders als die anderen Lehrer«, sagte er, nun demonstrativ an Ethan gewandt. »Sie war echt nett.«
    »Sie hat uns Geschichten erzählt«, fügte Callie hinzu.
    »Wir durften nicht von der Insel runter«, erklärte Danny. »Wir haben zwar Erdkunde gehabt, aber das ist ja nicht dasselbe. Wir wussten nicht, wie es außerhalb der Insel aussieht. Anna hat uns das alles erzählt.« Sie hatte Danny davon überzeugt, dass sie seine Freundin war, seine und Callies. Aber auch sie hatte gelogen. »Ich hab ihr das mit Sean erzählt, und da hat sie gesagt, sie würde Callie und mich von den Wächtern fortbringen. Und sie hat versprochen, unseren Vater zu suchen.«
    »Wie wollte sie das denn machen?«, fragte Sydney leise.
    »Das ist doch ganz einfach«, antwortete Danny. »Ich weiß, wo er wohnt.«

11.
    Wo, zum Teufel, steckte Morrow?
    Avery Cox drückte den Knopf der Fernbedienung und warf sie auf seinen Schreibtisch. Er sollte nicht darauf angewiesen sein, seine Informationen aus einem verdammten Fernsehbericht zu beziehen.
    Vor vierundzwanzig Stunden hatten sie Haven Island verlassen und waren getrennte Wege gegangen. Avery war zurück nach Langley gereist, während Morrow die Spur von Anna Kelsey, Ethan Decker und den Ausreißern verfolgte. Inzwischen hätte Avery zumindest mit einem ersten Bericht gerechnet, doch Morrow war nicht aufgetaucht. Und nun war dieses Debakel in Dallas passiert: Zwei tote Cops, Decker immer noch auf freiem Fuß, und die ganze Operation trug Morrows schmutzige Fingerabdrücke.
    »Dieser Idiot!«
    Avery hievte sich hoch und begab sich zu der riesigen Glasscheibe, von der er seine SCTC-Abteilung überblicken konnte, einen emsigen Bienenschwarm tief in den Eingeweiden der CIA-Zentrale in Langley. In dem weitläufigen Raum standen dutzende von Computern, und zwei Monitorwände zeigten Videoaufnahmen aus sämtlichen Erdteilen. Direkt gegenüber von Averys Büro wurden auf einer elektronischen Karte die

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