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Die Letzte Spur

Die Letzte Spur

Titel: Die Letzte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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schreiben, und verbreitest dann derartige Reden im Fernsehen!«
    Rosanna konnte ihn fast ein wenig verstehen.
    »Nick, ich hätte nicht in diese Sendung gehen sollen«, erwiderte sie, als er endlich einmal Luft holte und ihr damit die Gelegenheit gab, auch etwas zu sagen. »Hätte ich gewusst, wie sich diese Lee Pearce verhält, dann wäre mir von vornherein klar gewesen, dass es keinen Sinn hat. Du wirfst mir vor, dass ich mich wie Reeves Anwältin aufgeführt habe? Nun, das lag daran, dass Mrs. Pearce sich wie seine Anklägerin benahm. Sie hat alles getan, ihn wie einen Schuldigen dastehen zu lassen.«
    »Dagegen hätte er sich ja wehren können. Er hätte nur die Einladung in die Sendung annehmen müssen.«
    »Vielleicht hat er einfach keine Lust mehr, sich zu wehren. Wegen einer Geschichte, mit der er nichts zu tun hat!«
    »Aha. Und dass er nichts damit zu tun, das weißt du, oder wie?«
    »Ich bin nicht allwissend. Aber er wirkt sehr ehrlich auf mich. Ich kann mir auch einfach kein Motiv vorstellen. Zudem hat ihm die Polizei ebenfalls nichts nachweisen können. Nick, man kann doch einen Mann nicht sein Leben lang verfolgen wegen einer Geschichte, an der ihn vielleicht wirklich nicht die geringste Schuld trifft.«
    »Darum geht es überhaupt nicht«, sagte Nick. »Es geht nicht um die Frage, ob Reeve unschuldig ist oder nicht. Offen gestanden, interessiert mich das auch gar nicht. Ich verkaufe Geschichten, und in diesem Zusammenhang ist für mich nur die Auflagenhöhe meiner Zeitung wichtig, sonst nichts. Um es einmal ganz brutal zu sagen, Rosanna: Ein Marc Reeve, über dem nach wie vor der Schatten eines Verdachts schwebt, lässt sich besser verkaufen als eine Elaine Dawson, die sich einfach nur abgeseilt hat und irgendwo ein vergnügtes Leben führt. So ist das nun mal. Du warst lange genug in dem Job. Du wusstest das vorher.«
    Sie schwieg. Er hatte recht. Sie konnte nicht gut behaupten, völlig überrascht worden zu sein.
    »Darüber hinaus«, fuhr Nick fort, »hat es mich schon sehr erstaunt, von deinem guten persönlichen Draht zu Reeve zu hören. Zwei lange und vertrauensvolle Gespräche? Sehr interessant, auf diese Weise davon zu erfahren. Mir gegenüber hattest du schließlich behauptet, Reeve verweigere jedes Gespräch.«
    »Ich weiß. Es tut mir leid. Ich musste ihm versprechen, von unseren Gesprächen nichts zu erwähnen.«
    »Dann dürfte er über deine Äußerung von gestern Abend auch nicht allzu glücklich sein.«
    »Vermutlich nicht. Ich sah aber keine andere Möglichkeit, mich zu seiner Anwältin zu machen , wie du es nennst. Ich hoffe, dass er das verstehen wird.«
    »Es sollte dir wichtiger sein, ob ich dich verstehe«, schnauzte Nick, »denn immerhin bezahle ich dich und deinen gesamten Londoner Aufenthalt. Und damit fährst du nicht schlecht!«
    »Ich weiß. Und ich würde es auch verstehen, wenn du nun sagst, du möchtest meine Mitarbeit nicht länger …«
    »Oh, so einfach kommst du nicht davon«, unterbrach Nick sofort, »du machst weiter. Wir haben eine Abmachung. Aber von jetzt an benimmst du dich konform. Was beinhaltet, dass du dich bei möglichen zukünftigen Presse oder Fernsehterminen absolut im Sinne von Cover und der dir gestellten Aufgabe verhältst. Und, Rosanna, alles, wirklich alles, jeder Schritt wird mit mir abgesprochen. Verstanden? Ich will informiert sein. Vergiss nicht, dass ich dein Boss bin!« Mit diesen Worten legte er den Hörer auf.
    Rosanna fluchte leise, legte dann ebenfalls auf und zuckte zusammen, als das Telefon sofort erneut klingelte. Sie überlegte kurz, ob sie abnehmen sollte, weil sie eigentlich keine Lust auf die nächste Auseinandersetzung hatte. Vermutlich handelte es sich bei dem Anrufer um Marc Reeve. Vor dem Gespräch mit ihm hätte sie gern wenigstens einen starken Kaffee gehabt.
    Dennoch meldete sie sich schließlich. »Ja?«
    »Bist du nicht ganz bei Trost?«, schrie Geoffrey in den Apparat. »Was war denn das für eine unsägliche Show, die du gestern abgezogen hast? Ich dachte, ich trau meinen Ohren nicht! Marc Reeve, das Unschuldslamm! Und Elaine, die einfach mit irgendeinem Typen durchgebrannt ist! Sag mal, weißt du eigentlich, was für eine unsägliche Scheiße du da in die Welt gesetzt hast?«
    »Geoffrey, ich weiß, dass du deine eigenen Theorien hegst, was Elaine betrifft, aber du musst einfach akzeptieren, dass …«
    »Ich muss überhaupt nichts akzeptieren! Schon gar nicht, dass du den guten Ruf meiner ermordeten Schwester

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