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Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)

Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberly McCreight
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Weißt du was? Beinahe hätte ich Sylvia heute von uns erzählt. «
    » Beinahe? « Dylan wirkte überrascht und ein bisschen nervös.
    » Keine Sorge, ich hab ihr bisher nur gesagt, dass ich mich in ein Mädchen verliebt hab « , sagte ich. » Nicht, in welches. «
    » Aber das ist doch das Wichtigste. « Dylan lächelte mich mit leuchtenden Augen an.
    Ich atmete erleichtert aus. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich den Atem angehalten hatte, weil ich fürchtete, Dylan könnte sauer sein, weil ich Sylvia so viel erzählt hatte.
    » Du bist auf jeden Fall das Allerwichtigste « , sagte ich strahlend. » Das Komische war, dass Sylvia mir gar nicht geglaubt hat. Sie denkt, ich würde mir nur einbilden, dass ich lesbisch bin. «
    Dylan lehnte sich zurück und schaute an die Decke.
    » Bildest du es dir nur ein? « , fragte sie.
    » Nein « , sagte ich und wünschte, sie würde mich ansehen. » Du? «
    » Ich vertraue keinem « , sagte sie, als würde das meine Frage beantworten. Sie schien das auch gar nicht weiter schlimm zu finden, als würde sie es mir nur sagen, damit ich Bescheid wusste. » Alle wollen einen nur in eine Schublade stecken. Einem ein Etikett anheften. Und das bleibt dann ein Leben lang an einem hängen. «
    Ich hatte das Gefühl, dass sie nicht nur über uns redete. Als versuchte sie schon immer zu verhindern, dass jemand sie in eine Schublade steckte.
    » Ich allein entscheide, wer ich bin, niemand sonst « , sagte ich. Und das meinte ich wirklich ernst. Ich war von mir selbst beeindruckt. Ich wartete darauf, dass Dylan sich mir zuwandte, dass sie auch stolz auf mich war. Aber sie starrte weiter an die Decke. » Mir ist es egal, was andere Leute denken. Nur du bist mir wichtig. «
    Dylan schwieg eine ganze Weile, so lange, dass mir fast die Luft wegblieb. Endlich schaute sie mich an.
    » Okay « , sagte sie ruhig. Aber es war, als müsste sie sich bemühen, mir zuzustimmen, als wäre es nicht das, was sie wirklich dachte. Aber es war immerhin ein Anfang. » Du mir auch. «
    » Kann ich dich noch was fragen? « Ich wusste, dass die Frage gefährlich war, aber ich musste es wissen. Gerade jetzt. » Warst du mal mit Zadie zusammen? «
    » Mit Zadie? Bist du verrückt? « Dylan lachte laut. » Undenkbar. Wir sind wie Schwestern. Wir kennen uns, seit wir fünf sind. Zadie ist die Einzige außer meinen Eltern, die alles über mich weiß. Und sie ist immer für mich da, vor allem, wenn ich wirklich jemanden brauche, und manchmal kommt es mir vor, als wäre das immer. «
    » Oh « , sagte ich, aber ich fühlte mich längst nicht so erleichtert, wie ich gehofft hatte. Ich hätte Dylan gern gefragt, was sie damit meinte, dass sie dauernd jemanden brauchte. So eine Freundschaft konnte ich mir vorstellen, weil ich ja Sylvia hatte. Andererseits kam es mir vor, als redete Dylan von etwas anderem. » Das ist cool. «
    » Jedenfalls steht Zadie auf Typen « , fuhr Dylan fort. » Wir sind nur beste Freundinnen, okay? Sie passt auf mich auf, das ist alles. «
    » Okay « , sagte ich lächelnd. Ich glaubte ihr zwar immer noch nicht so richtig, aber ich wollte ihr glauben. » Schön. «
    Wir hielten uns ganz lange in den Armen, und ich schloss die Augen und atmete den Duft von Dylans Haar ein. Und auf einmal musste ich an etwas denken, was ich seit Tagen zu verdrängen versuchte.
    Ich stöhnte.
    » Was ist? «
    » Mir ist grade eingefallen, dass diese Fotos von mir morgen in diesem bescheuerten Blog gepostet werden « , sagte ich. Seit Ian die Fotos gemacht hatte, quälte ich mich mit der Frage herum, ob es richtig gewesen war, mich auf die Sache einzulassen. Und wenn ich Dylan jetzt für mich hatte– wozu brauchte ich dann die Maggies noch? » Wenn ich mir vorstelle, dass irgendwelche ekelhaften fetten Typen in der Unterhose vor ihrem Bildschirm sitzen und sich diese Fotos ankucken… «
    » Hmm « , sagte Dylan lachend. » Du siehst bestimmt sehr appetitlich aus. «
    » Ich mein es ernst « , sagte ich, aber ich musste auch lachen, so dass Dylans Kopf auf meiner Brust auf- und abhüpfte. » Hast du denn kein komisches Gefühl dabei, dass deine Fotos im Internet sind? «
    Als ich Dylan von der Seite anschaute, sah ich, dass sie ernst wurde.
    » Irgendwie schon « , sagte sie achselzuckend. » Aber ich hab sowieso bei allem ein komisches Gefühl. «
    » Bei Fotos im Internet, die dich halbnackt zeigen, ist das ja wohl normal. «
    Dylan war lange still. Ihre Fotos waren schon im Netz. Wahrscheinlich hatte ich sie

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