Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)
müssen, die anderen Eltern, irgendjemanden. Wenn schon nicht um ihrer eigenen Tochter willen, dann wenigstens wegen der anderen Mädchen. Was war diese Frau für eine Mutter?
» Ich will nicht behaupten, dass ich begeistert war von ihrer Entscheidung, da mitzumachen. Aber ich bin schließlich keine Glucke. Meine Tochter hat das Recht, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, selbst wenn es die falschen sind. «
Dylan lehnte den Kopf an die Schulter ihrer Mutter, und Celeste streichelte ihr das Haar. Es war vielleicht ein Ausdruck der Verbundenheit zwischen Mutter und Tochter, aber die Szene wirkte auf besorgniserregende Weise kindlich. Es sah aus, als versuchte Celeste, ein unglückliches Kleinkind zu trösten.
» Wenn das so ist, dann lassen Sie uns einfach zur Sache kommen « , sagte Lew. » Du gehörst also dieser Birds of a Feather -Gruppe an, Dylan? «
Dylan schaute ihre Mutter an, die ihr aufmunternd zunickte.
» Ja « , murmelte sie. » Das sind die Magpies. «
Magpies. Maggie 1, Maggie 2. Zweifellos Decknamen der Mitglieder.
» Ist das eine Art Club? « , fragte Lew.
Dylan nickte. Sie schaute auf den Boden und zog sich immer wieder die Ärmel ihres T-Shirts über die Hände.
» Ein geheimer Club « , sagte sie, ohne aufzublicken. Jetzt verschränkte sie immer wieder die Finger ineinander. » Mit geheimen Einladungen und geheimen Regeln und geheimen Geheimnissen. «
» Diese Clubs haben eine lange Geschichte an der Schule, die gab es sogar schon vor meiner Zeit « , sagte Celeste ungerührt. » Ich war von der ersten Klasse an auf der Grace-Hall-Schule, genau wie Dylan. Die Idee der Clubs ist eigentlich gar nicht so übel. Es geht in erster Linie um Kameradschaft. Kurz bevor ich in die Highschool kam, wurden sie wegen eines Vorfalls verboten. Es war zweifellos ein tragischer Vorfall, aber doch ein Einzelfall. Für die Schüler, die später kamen, mich eingeschlossen, war es wirklich sehr schade, dass die Schule so ein pauschales Verbot ausgesprochen hatte. «
Kate sah, wie Lews Gesicht sich verhärtete. Celeste ging ihm auf die Nerven. Vielleicht war es ihre Selbstgefälligkeit oder die Tatsache, dass sie überhaupt nicht begriff, was für die Mädchen auf dem Spiel gestanden hatte. Schwer zu sagen, was ihn am meisten ärgerte. Es gab so viele Möglichkeiten.
Lew wandte sich wieder Dylan zu. » Und Amelia war auch in diesem Magpie-Club? « , fragte er.
» Eine Zeitlang. «
» Lange genug, um ihre Fotos ins Netz zu setzen. «
Dylan zuckte die Achseln. » Mhmm. «
» Und was sollte das mit den Fotos? «
» Es war ein Spiel « , sagte Dylan monoton. » Wer die meisten Gefällt mir -Klicks bekam, hatte gewonnen. «
» Ein Spiel? « , fragte Kate entgeistert. Sie konnte sich einfach nicht länger zurückhalten. » Was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht… «
Wenn sie einen Wutanfall bekam, würde das Dylan bestimmt nicht die Zunge lösen. Außerdem würde Celeste sich angegriffen fühlen, die bereits klargestellt hatte, dass sie das Ganze für einen Riesenspaß hielt.
» Wessen Idee war das Spiel? « , wollte Lew wissen.
Dylan umklammerte mit beiden Händen die Sofakante, dann begann sie, mit den Fingern einen verspielten Rhythmus zu klopfen, der in krassem Widerspruch zu dem ernsten Thema stand, das sie gerade erörterten.
Schließlich schüttelte sie den Kopf und sagte: » Weiß ich nicht mehr. «
Aber es war offensichtlich, dass sie log, dass sie jemanden deckte.
» Was wäre denn passiert, wenn sich jemand geweigert hätte mitzuspielen? «
» Keine Ahnung « , murmelte Dylan und betrachtete ihre Schuhe. Plötzlich hielten ihre Finger inne. » Das ist einfach nicht passiert. «
» Nicht mal Amelia hat sich geweigert? «
Dylan schüttelte den Kopf und rutschte nervös auf dem Sofa herum.
» Du und Amelia, ihr habt euch sehr nahegestanden, nicht wahr? « , fragte Kate.
Sie sollte keine solchen Fragen stellen. Das war Lews Aufgabe. Sie hatten das ausführlich besprochen. Aber Dylan gegenüberzusitzen, die alle Antworten kannte, das war einfach zu viel.
Dylan sah ihre Mutter an, als versuchte sie, ihr mit den Augen etwas zu sagen. Celeste drückte daraufhin ihrer Tochter die Hand.
» Dylan und Amelia waren gute Freundinnen, falls Sie das meinen, Kate « , sagte Celeste ruhig.
» Es war mehr als Freundschaft « , entgegnete Kate und wünschte, sie könnte genauso ruhig bleiben.
Celeste machte eine theatralische Geste. » Teenager. Was zwischen ihnen passiert, das darf man nicht
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