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Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)

Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberly McCreight
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wurde sogar darum gewettet, mit wem er als Erstes ins Bett gehen würde. Nicht ob, sondern wann. Dylan stand auf der Liste. Niemand wusste, mit wem sie alles ins Bett ging, also warum nicht auch mit Mr Woodhouse? Zadie war ebenfalls unter den Kandidatinnen, und falls irgendeine den Mut aufgebracht hätte, es tatsächlich mit Mr Woodhouse zu treiben, dann wäre es wahrscheinlich Zadie gewesen. Auch Sylvias Name wurde gehandelt, was mir ziemlich unangenehm war, denn man traute es ihr nur deswegen zu, weil sie schon mit so vielen anderen geschlafen hatte. Und Mr Woodhouse tat mir auch ein bisschen leid. Er war eine wandelnde Zeitbombe.
    » Stimmt das, was hier steht? « , fragte Mr Woodhouse und blickte von dem Zettel auf. Er hatte das Kinn immer noch in seine Hand gestützt.
    » Woher soll ich das wissen? « , sagte ich. » Die Nachricht ist an Sie gerichtet. Ich habe sie nicht gelesen. «
    Meine Antwort war mir viel frecher herausgerutscht als beabsichtigt. Ich hatte die Anweisung, mich an die Fakten zu halten und so wenig wie möglich zu sagen. Das war Phase I der Bestrafung-vermeiden-wenn-man-erwischt-wird-Strategie der Magpies. In erster Linie ging es den Maggies darum, dass wir Frischlinge nichts über sie ausplauderten, wenn wir erwischt wurden. Das wusste ich natürlich. Ich war schließlich nicht blöd. Das Wichtigste war, dass niemand rausfand, wer sie waren. Wir durften ihre Nummern und Namen noch nicht mal in unsere Handys einprogrammieren, damit niemand sie anhand ihrer SMS identifizieren konnte. Sie nannten sich Maggie 1 (Zadie), Maggie 2 (Dylan) und so weiter. Das Ganze kam mir ziemlich paranoid vor, aber es funktionierte. Bisher schien wirklich keiner zu wissen, wer sie waren. Ich hatte die Regeln schon ein bisschen gebrochen, indem ich Dylan in meine Kontaktliste eingetragen hatte. Ich wusste nicht mal, warum ich das gemacht hatte. Und ich verlangte auch nicht von Ben, dass er die Maggie-Pseudonyme benutzte, wenn er eine von ihnen erwähnte. Der hätte sich sowieso nur über mich lustig gemacht.
    » Hier steht, du hättest Mr Zaritskis Tasche mit einem Kabelbinder an seinem Schreibtisch befestigt « , sagte Mr Woodhouse. » Stimmt das, Amelia? «
    » Was soll ich getan haben? « Beantworte jede Frage mit einer Gegenfrage.
    Mr Woodhouse sah mich lange an, dann holte er tief und erschöpft Luft.
    » Hör zu, Amelia, ich weiß, wir beide kennen uns nicht besonders gut, und das hat seinen Grund. Ich habe mir deine Akte angesehen, bevor du kamst, und sie ist makellos– hervorragende Bewertungen von allen Lehrern, zwei sportliche Auszeichnungen, Sprecherin der Französisch- AG , vier Fächer auf Leistungskursniveau. Nicht ein einziger Eintrag wegen Zuspätkommens. Und jetzt das? Warum? «
    Ich musste kurz an den Morgen vor ein paar Wochen denken, als Sylvia mir von Ian Greene erzählt und ich die erste Einladung der Maggies erhalten hatte. An dem Tag war ich auf jeden Fall zu spät gekommen. Will hatte sich meinen Namen notiert. Aber irgendjemand in der Verwaltung musste sich entschlossen haben, es nicht in meine Akte einzutragen. Sylvia hatte recht gehabt. Wenn man gute Noten hatte und sich ordentlich benahm, ließ die Schule nichts auf einen kommen.
    » Heißt das, ich kriege eine Verwarnung? « , fragte ich. Ich rang mir ein Lächeln ab, aber ich spürte, dass es nicht überzeugend war. Eine Schau abzuziehen machte mich nicht zu einer, die Mist baute und sich dann auch noch darüber lustig machte, wenn sie erwischt wurde. » Außerdem schreiben wir in zehn Minuten eine Mathe-Arbeit. Kann ich jetzt gehen? «
    » Nein « , sagte Mr Woodhouse. » Du kannst nicht gehen, Amelia. Nicht, ehe du mir erklärst, was hier los ist. Mr Zaritski schreibt, dass er sich einen Hexenschuss geholt hat, als er versucht hat, seine Tasche aufzuheben. Er hat bereits drei Bandscheibenvorfälle. «
    » Drei Bandscheibenvorfälle, na klar « , sagte ich und verdrehte die Augen.
    Wen imitierte ich da eigentlich? Zadie? Ihre rotzfreche Art hatte etwas Ansteckendes, und etwas in mir wollte so sein wie sie oder zumindest so behandelt werden wie sie. Die Lehrer, die Verwaltungsangestellten, alle machten einen weiten Bogen um Zadie, sahen über kleinere Entgleisungen hinweg, und nicht etwa, weil sie glaubten, Zadie könne eigentlich keiner Fliege etwas zuleide tun, sondern weil sie Angst vor ihr hatten. Vor mir hatte niemand Angst.
    » Amelia, Mr Zaritski ist vielleicht nicht der umgänglichste Mensch « , sagte Mr Woodhouse. Er mochte

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