Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
gewesen?«
    Für einen Moment verloren Piettens Augen ihren Fokus. »Ich muß ihn ihm bringen«, murmelte er undeutlich. »Er wird ihn verwenden, um die Ranyhyn zu retten.« Aber bereits in der nächsten Sekunde loderte erneut eine wahre Weißglut von Zorn in ihm empor. »Du lügst! Ich liebe die Ranyhyn! Ihr seid die Schlächter, du und jenes Geschmeiß!«
    »Das ist nicht wahr! Du weißt, daß es nicht stimmt!«
    »Nicht?« Pietten lachte wie ein Verzweifelter. »Glaubst du, ich sei blind, Ring-Than? Ich habe viel gelernt ... während ich durchs Land zog. Wähnst du, die Ramen hielten die Ranyhyn aus Liebe inmitten all dieser Gefahren zurück?«
    »Sie können's nicht ändern«, antwortete Covenant. »Die Ranyhyn weigern sich zu gehen.«
    Pietten schien ihn nicht zu hören. »Glaubst du, die Bluthüter sind aus Liebe hier? Du bist ein Narr! Bannor weilt hier, weil er die Schuld am Tode so vieler Ranyhyn trägt, daß er zum Verräter geworden ist. Oh, er kämpft, gewiß ... er hat immerzu gekämpft. Er giert nur noch danach, mitanzusehen, wie all seinem Kämpfen zum Trotz die Ranyhyn bis zum letzten Roß erschlagen werden, so daß seinem dunklen Drang Befriedigung widerfährt. Pah!«
    Covenant wollte ihn unterbrechen und Widerspruch erheben, aber Pietten faselte unverdrossen weiter. »Vermeinst du, der Riese sei aus Liebe da? Du bist ein Tölpel, erkrankt an Leichtgläubigkeit. Schaumfolger treibt sich hier herum, weil er sein Volk verraten hat. Sämtliche Riesen, jeder einzelne, jeder Mann, jedes Weib, jedes Kind, sie alle ruhen tot und vermodert an der Wasserkante, weil er sie im Stich gelassen hat. Er floh, statt Gegenwehr zu leisten. Er besteht bis ins Bein aus Verrat, und er ist hier, weil er sonst nirgendwo andere finden kann, die er noch zu betrügen vermöchte. Alle seiner Art sind tot.« Schaumfolger! schrie Covenant in beklommenem Schweigen auf. Alle tot? Schaumfolger!
    »Und du, Ring-Than – du bist von allen der Schlimmste. Du stehst sogar außerhalb meiner Verachtung. Du fragst, woran ich mich entsinne?!« Seine Speerspitze wob in der Richtung von Covenants Brust ein Muster wahnsinniger Wut. »Ich erinnere mich daran, daß die Ranyhyn sich vor dir aufgebäumt haben. Ich entsinne mich, daß ich versucht habe, dir in den Arm zu fallen. Aber du warst schon fest entschlossen, die Ranyhyn zu betrügen. Du hast sie an Versprechen gebunden – Versprechen, von denen du wußtest, sie könnten sie niemals brechen. Deshalb können die Ranyhyn sich nicht in den Schutz der Berge zurückziehen. Sie sind durch Gelöbnisse gefesselt, die du ihnen aufgezwungen hast, du! Du bist der wahre Schlächter, Ring-Than! Ich habe mein Leben für diese Gelegenheit gelebt, dich zu töten.«
    »Nein«, keuchte Covenant. »Ich konnte so etwas nicht ahnen.« Doch er hörte den Wahrheitsgehalt in Piettens Anschuldigung. Wellen des Verbrechens schienen sich von ihm aus nach allen Seiten zu verbreiten. »Ich konnte es nicht ahnen.« Bannor? stöhnte er innerlich. Schaumfolger? Ein orangefarbener Nebel wallte lebhaft durch sein Blickfeld wie die Ausdünstung von Schwefel. Wie sollte er so viel Unheil angerichtet haben? Er hatte doch nur überleben wollen – dem Rohgemisch von Selbstmord und Wahnsinn nichts anderes als das bloße Überleben entziehen. Die Riesen – genau wie Elena verloren! Und nun trieb die Entwicklung die Ranyhyn die gleiche blutige Straße entlang. Schaumfolger? Habe ich dir das angetan? Er wußte, er war hilflos, konnte in diesem Moment nicht einmal irgend etwas tun, um sich eines Speers zu erwehren. Aber er starrte in den Abgrund seiner Handlungen und vermochte den Blick nicht abzuwenden.
    »Wir sind uns gleich«, flüsterte er, ohne zu wissen, was er redete. »Foul und ich sind uns gleich.«
    Da bemerkte er, daß Hände an ihm rüttelten. Lena hatte ihn an der Jacke gepackt und schüttelte ihn so kräftig, wie sie konnte. »Ist das wahr?« schrie sie ihn an. »Sterben die Ranyhyn, weil du sie hast geloben lassen, mich in jedem Jahr zu besuchen?«
    Er erwiderte ihren Blick. Feuerschein glomm darin, sie brachte ihn dazu, ein weiteres seiner Verbrechen zu erkennen. Trotz der Nöte, in die er dadurch zusätzlich geraten mußte, war er dazu außerstande, ihr die Wahrheit zu verschweigen.
    »Nein.« Gram und Grauen schnürten ihm die Kehle ein. »Nur zum Teil ... Wenn sie in die Berge gingen, könnten sie dich nach wie vor einigermaßen bequem erreichen. Ich ... ich ...« Seine Stimme quetschte sich kloßig ins Freie.

Weitere Kostenlose Bücher