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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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»Ich habe sie versprechen lassen, mir zu helfen ... falls ich sie jemals deswegen rufe. Ich hab's ausschließlich für mich getan.«
    Pietten lachte.
    Ein Schrei von Wut und Verzweiflung drang über Lenas Lippen. Mit einer Kraft, die nur Abscheu ihr verliehen haben konnte, stieß sie Covenant von sich, dann begann sie aus der Mulde zu laufen.
    »Halt!« brüllte Pietten ihr nach. »Du kannst nicht entweichen.« Er fuhr herum, als sie fortlief, und folgte ihr, riß seinen Speer in die Höhe.
    In genau dem Augenblick, als Pietten den Arm nach hinten schwang, um den Speer zu schleudern, griff Covenant ein. Er klammerte beide Fäuste um den Schaft, warf sich mit seinem Körpergewicht gegen Pietten und versuchte, ihm die Waffe zu entwinden. Infolge des Anpralls taumelte Pietten ein paar Schritte seitwärts. Wild rangen sie miteinander. Der Griff von Covenants Halbhand jedoch war zu schwach. Pietten entriß ihm den Spieß.
    Covenant versuchte, Piettens Arme zu packen. Pietten stieß ihn mit dem stumpfen unteren Ende des Speers zurück und stach dann mit der Spitze nach ihm. Covenant sprang beiseite und entging dem Stoß. Aber er trat mit einem Fuß unglücklich auf, und der Knöchel gab unter der Last seines gesamten Gewichts nach.
    Knochen knackten. Er hörte, wie sie sich unterm Fleisch verdrehten, während er hinsackte, hörte sich aufschreien. Schmerz schoß durch das Bein. Aber er wälzte sich sofort weiter, darum bemüht, Piettens Stößen mit dem Speer auszuweichen.
    Als er auf dem Rücken lag, sah er Pietten über sich stehen, den Speer wie eine Pike mit beiden Händen erhoben.
    Da fiel Lena über den Holzheimer her. Sie rammte ihre gebrechliche Gestalt mit solcher Wucht gegen ihn, daß er stürzte und den Speer verlor. Die Waffe blieb quer über Covenant liegen.
    Er packte ihn und versuchte, sich mit seiner Hilfe aufzurichten. Doch der Schmerz in seinem Fußknöchel hielt ihn nieder, als sei sein Bein im Erdreich verankert. »Lena!« schrie er wild. »Nicht!«
    Pietten schüttelte sie mit einem rohen Hieb seines Arms ab. Sie sprang auf und zog ein Messer aus ihrer Kleidung. Zorn verzerrte ihr zierliches Gesicht, als sie nach Pietten stach.
    Er wich ihren Stichen aus, wich einen Moment lang hastig zurück, bis er sein Gleichgewicht wiedererlangt hatte. Dann grinste er gehässig. »Nicht!« kreischte Covenant.
    Als Lena erneut angriff, fing Pietten ihre Faust, die das Messer hielt, zielsicher am Handgelenk ab und lenkte die Klinge zur Seite. Langsam drehte er ihren Arm, zwang sie hintenüber. Sie drosch mit ihrer freien Hand auf ihn ein, aber er behielt sie im Griff. Seiner Körperkraft war sie nicht gewachsen. Sie sank auf die Knie.
    »Die Ranyhyn!« keuchte sie Covenant zu. »Ruf die Ranyhyn!«
    »Lena!« Endlich kam Covenant unter Verwendung des Speers auf die Beine, aber sofort sackte er wieder zusammen; er kroch auf allen vieren vorwärts.
    Bedächtig, aber unaufhaltsam bog Pietten Lena rückwärts, bis sie sich am Erdboden wand. Dann zog er den spitzen, hölzernen Dorn aus seinem Gürtel. Mit einem wüsten Stoß bohrte er ihn ihr in den Leib, spießte sie auf die gefrorene Erde.
    Entsetzen durchdröhnte Covenants Hirn. Ihm war, als wäre er in derselben Sekunde zermalmt worden; Gram überwältigte ihn, und vorübergehend schwand ihm die Besinnung.
    Als er die Augen aufschlug, stand Pietten vor ihm.
    Pietten leckte Blut von seiner Hand.
    Covenant versuchte, den Speer zu heben, aber Pietten entriß ihn seiner Faust. »Nun zu dir, Ring-Than«, rief er in regelrechtem Entzücken. »Nun werde ich dich töten. Auf die Knie mit dir ... winsel mich an! Mach meine Träume wahr. Aber ich will anständig sein – ich werde dir eine letzte Möglichkeit lassen. Ich werde meinen Speer aus zehn Schritten Abstand werfen. Du kannst ausweichen ... wenn dein Fuß es erlaubt. Versuch's! Du machst mir damit eine Freude.« Mit einem Grinsen, das einem Blecken der Zähne glich, tat er die erforderlichen Schritte, drehte sich um und wog den Speer in seiner Handfläche. »Wählst du nicht das Leben?« höhnte er. »Dann knie nieder! Dir ist Unterwürfigkeit kleidsam.«
    Benommen, als wisse er nicht, was er tat, hob Covenant die zwei Finger seiner Rechten an den Mund und stieß einen schwachen Pfiff aus.
    Augenblicklich erschien auf der Kuppe des Hügels ein Ranyhyn und kam herab in die Mulde galoppiert. Es handelte sich um einen jämmerlich abgehärmten Ranyhyn, durch den überlangen Winter so beeinträchtigt, daß nur das nußbraune

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