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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Geschicks. Bleibt hier, und ihr werdet tot sein, ehe ich eine Länge zurückgelegt habe!« Ohne eine Entgegnung abzuwarten, wandte er sich ab und stapfte durchs Wadi davon.
    Covenant zögerte unentschlossen, während gegensätzliche Befürchtungen in ihm miteinander rangen. Er mochte Pietten nicht trauen. Er trinkt Blut! schrien seine Instinkte laut. Foul hat irgend etwas mit ihm angestellt, und er trinkt Blut! Andererseits jedoch waren er und Lena allein viel zu hilflos. Allein kamen sie nicht durch. Er gab sich einen Ruck, nahm Lena beim Arm und folgte Pietten.
    Der von den Ramen aufgezogene und ausgebildete Holzheimer ließ Covenant und Lena aufholen, legte anschließend aber einen Schritt vor, der Covenant daran hinderte, irgendwelche weiteren Fragen an ihn zu richten. In eiligem Tempo führte er die beiden nordwärts, aus dem Wadi hinaus in die Ebenen, hastete dahin wie jemand, der ein klares Ziel vor Augen hat. Als sie Anzeichen von Ermüdung zeigten, ging er gereizt Aliantha suchen. Ihm selbst dagegen war keinerlei Müdigkeit anzumerken; er bewegte sich stark und sicher, schwelgte nachgerade in der geschmeidigen Reibungslosigkeit seiner Schritte. Und von Zeit zu Zeit grinste er Covenant und Lena höhnisch an, amüsierte sich über ihre deutliche Unterlegenheit.
    Sie folgten ihm wie aufgrund eines Zaubers, als hätten ihre extreme Notlage und der rauhe Winter ihr Schicksal unweigerlich mit ihm verknüpft.
    Trotzig bemühte sich Covenant ums Schritthalten, und neben ihm kämpfte sich Lena vorwärts, wies jeden seiner Versuche zurück, ihr zu helfen. Ihre neue, so grimmige Selbständigkeit schien ihr Kraft zu schenken; sie schaffte zügig fast zwei Längen, ehe sie wieder zu ermatten begann. Danach allerdings verließen die Kräfte sie um so schneller.
    Covenant fühlte sich selbst gründlich erschöpft, aber er verspürte ein tiefempfundenes Verlangen, ihr beizustehen. Als sie das drittemal torkelte und nur mit Mühe auf den Füßen bleiben konnte, wandte er sich an Pietten. »Wir müssen rasten«, rief er atemlos durch den Wind. »Wir brauchen einen Unterschlupf und ein Feuer.«
    »Du bist nicht sonderlich zäh, Ring-Than«, spottete Pietten. »Warum fürchten so viele Menschen dich?«
    »So können wir auf keinen Fall weiter.«
    »Wenn ihr hier bleibt, werdet ihr erfrieren.«
    »Das ist mir klar!« brüllte Covenant unter fürchterlicher Anstrengung. »Willst du uns nun helfen oder nicht?«
    Piettens Stimme klang merkwürdig verschmitzt, als er antwortete. »Jenseits vom Fluß werden wir sicherer sein. Es ist nicht mehr weit.« Ehe Covenant Fragen hinzufügen konnte, setzte er den Marsch eilends fort.
    Covenant und Lena unterzogen sich wohl oder übel der Mühsal, ihm weiterhin zu folgen, und nach einiger Zeit stellten sie fest, daß er die Wahrheit gesagt hatte. Bald gelangten sie an das Ufer eines Flusses, der aus den Hügeln dunkel ostwärts floß. Er lag herrisch auf ihrem Weg wie ein Strom aus schwarzem Eis, aber Pietten sprang ohne Zögern hinein und watete gradewegs ans andere Ufer. Die Strömung war stark, aber das Wasser reichte nirgends bis über die Knie.
    Unter Fluchen sah Covenant ihm nach. Sein Erschöpfungszustand vervielfachte sein Mißtrauen, in seinem Innern heulte die instinktive Vorsicht des Leprakranken wie ein wundes Tier. Er kannte diesen Fluß nicht, vermutete jedoch, daß sie sich an der Wanderlust-Furt befanden, folglich an der Nordgrenze der Ebenen von Ra. Er befürchtete, daß Bannor und Schaumfolger nicht erwarteten, er werde in die Ebenen gehen – vorausgesetzt, sie lebten noch.
    Aber er besaß unverändert keine Wahl. Der Holzheimer bot ihnen die einzige Chance.
    »Wollt ihr zurückbleiben?« höhnte Pietten vom anderen Ufer herüber. »Bleibt und sterbt!«
    Hölle und Verdammnis! knirschte Covenant bei sich, packte Lenas Arm und hielt sie entgegen ihren trotzigen Versuchen, sich ihm zu entziehen, fest, dann stieg er übers Ufer hinunter und in den Fluß.
    Seine Füße spürten die eisige Kälte des Wassers nicht, aber in seinen Waden glühte sie wie ein betäubendes Feuer. Als er zehn Meter weit gewatet war, taten ihm die Knie weh, als ob der Fluß ihm die Beine zerfetze. Er versuchte, ihn schneller zu durchqueren, aber die Geschwindigkeit der Strömung und die Unebenheit des Flußbetts brachten ihn immer wieder ins Schwanken und Taumeln. Er klammerte sich an Lenas Arm und furchte sich durchs Wasser, den Blick aufs jenseitige Ufer geheftet. Als er aus dem Fluß ans andere Ufer

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