Die letzte Walstatt - Covenant 03
angepeitschte Geschöpfe wie Irrsinnige auf diesen Laufsteg gestürmt. Sie ließen sich von Pfeilen und Schwertern nicht abschrecken, warfen die Verwundeten in den Abgrund und setzten alles daran, zum Hauptbau zu gelangen.
Mit grimmiger Entschlossenheit kappten dort die Krieger die Taue.
Jeden Gegner, der sich an den Türöffnungen der zerstörten Laufstege zeigte, töteten wuchtig verschossene Pfeile oder trieben ihn in Deckung. In rascher Reihenfolge beseitigte man auch die höheren Holzbrücken. Nur zwei blieben für die Überlebenden des Kampfs um den Turm.
Mittlerweile keuchte Lord Trevor an der Seite des Hoch-Lords in der Benommenheit äußerster Erschöpfung, und auch Mhoram fühlte sich nun durch die fortwährende Belastung erheblich geschwächt. Aber er durfte sich keine Atempause erlauben. Tohrms Glutsteinmeister vermochten das Tor nicht allein zu halten.
Derweil ein Augenblick stärkster Anspannung nach dem anderen verstrich, verlor die Flamme seines Lord-Feuers an Kraft. Die Sorge um Quaan und Amatin lenkte ihn ungemein hinderlich ab. Am liebsten hätte er sie persönlich herübergeholt. Ständig kamen nun Krieger über die beiden letzten Laufstege zum Hauptbau gehetzt, und er beobachtete ihren Rückzug mit von Furcht eingeschnürter Kehle, hoffte stetig, endlich auch ihre Anführer kommen zu sehen.
Man zerstörte einen weiteren Laufsteg.
Er stellte den Kampf vollends ein, als Quaan ohne Begleitung unter der Tür zum letzten Laufsteg erschien. Quaan schrie irgend etwas zum Hauptbau herüber, aber Mhoram konnte seine Worte nicht verstehen. Mit angehaltenem Atem sah er zu, wie vier Krieger hinüber zum Streitmark liefen.
Da zeigte sich hinter Quaan eine Gestalt in blauer Robe – Amatin. Aber die beiden machten keinerlei Anstalten, sich abzusetzen. Als die Krieger drüben anlangten, begaben sich alle zusammen zurück in den Turm.
In seiner Hilflosigkeit wie gelähmt, starrte Mhoram hinauf zur verlassenen Tür, als könne seine bloße Willenskraft die beiden zurückholen. Er konnte hören, wie die Horden des Wütrichs immer weiter nach oben vorstießen.
Ein Weilchen später kamen die vier Krieger wieder zum Vorschein. Zwischen sich trugen sie Herdwart Borillar. Er hing in ihren Fäusten, als sei er tot.
Quaan und Amatin folgten ihnen. Sobald alle den Hauptbau betreten hatten, zerstörte man auch den letzten Laufsteg. Im Tosen aus dem Turm schien er lautlos zu fallen.
Ein Nebelschleier wallte durch Mhorams Blickfeld. Beiläufig bemerkte er, daß er sich schwerfällig auf Trevor stützte; er konnte nicht allein stehen, während er krampfhaft um Atem rang. Als sein Anfall von Schwäche nachließ, erwiderte er Trevors Blick und lächelte.
Wortlos widmeten sich beide von neuem der Verteidigung des Innentors.
Der Turm war verloren, aber die Schlacht noch nicht vorbei. Nicht länger von Amatins Lord-Feuer behindert, waren die Toten allmählich dazu in der Lage, sich einen Weg durch den angehäuften Staub zu pflügen. Das Gewicht ihres Andrangs nahm wieder zu. Und das Gefühl von Übelhaftigkeit, das sie durch den Fels aussandten, machte sich ebenfalls immer stärker bemerkbar. Der Hoch-Lord spürte ringsum Schwelgensteins Not anwachsen, bis sie von allen Seiten auf ihn einzudringen schien. Hätten sie es nicht so eindeutig mit diesen Leichen zu tun gehabt, er wäre zu der Auffassung gekommen, die Feste werde auch an anderen Stellen angegriffen.
Doch die gegenwärtigen Verhältnisse erforderten seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Schwelgensteins einzige Hoffnung bestand darin, das Innentor mit Staub zu verschütten, ehe es nachgab.
Er spürte, wie in seinem Rücken Tohrm sich einfand, aber er drehte sich nicht um, bevor sich Quaan und Lord Amatin zum Herdwart gesellt hatten. Dann ließ er sein Lord-Feuer erlöschen und wandte sich den dreien zu.
Amatin stand am Rande zum Zusammenbruch. Ihre Augen waren weit geöffnet vor Pein, das Haar hing ihr in schweißigen Strähnen übers Antlitz. Ihre Stimme bebte, als sie zu sprechen anfing. »Er hat einen für mich bestimmten Blitzschlag abgefangen. Borillar ... Er ... Ich habe Samadhis Absicht zu spät bemerkt.«
Ein Augenblick verstrich, ehe Mhoram genug Selbstbeherrschung aufbrachte, um seine Frage zu stellen. »Ist er tot?« forschte er mit ruhiger Stimme nach.
»Nein. Die Heiler ... Er wird's überstehen. Er ist ein Allholzmeister ... kein Schwächling.« Sie sank nieder auf den Steinboden und lehnte sich rücklings an die Mauer, so matt, als seien die
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