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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Sehnen gerissen, die ihre aufrechte Haltung zu gewährleisten hatten.
    »Ich hatte vergessen, daß er sich bei euch aufhielt«, bekannte Mhoram leise. »Ich schäme mich.«
    »Du schämst dich?!« Das heisere Krächzen von Quaans Stimme lenkte Mhorams Aufmerksamkeit ab. Das Antlitz und die Arme des Streitmarks waren von Blut besudelt, aber er wirkte unverletzt. Er vermochte Mhorams Blick nicht zu erwidern. »Der Turm ... verloren!« Er stieß seine Äußerungen voller Bitterkeit hervor. »Ich bin's, der Grund zur Scham hat. Kein anderer Streitmark hätte geduldet, daß ... Streitmark Hile Troy hätte einen Weg gefunden, den Turm zu halten.«
    »Dann finde du einen Weg, um uns beizustehen«, stöhnte Tohrm. »Denn das Tor wird unmöglich halten.«
    Die lebhafte Verzweiflung seines Tonfalls sorgte dafür, daß sich auf dem Bollwerk sämtliche Blicke auf ihn hefteten. Tränen rannen ihm übers Angesicht, als könne er nie wieder aufhören zu weinen, und seine Hände zuckten unbewußt, als suche er inmitten der Luft irgendeine Unausdenklichkeit, etwas, das niemals brach. Und die Torflügel ächzten zu ihm herauf, als wollten sie die Begründetheit seiner Befürchtungen unterstreichen. »Wir können's nicht halten«, erläuterte er. »Ausgeschlossen. Solche Kraft! Mögen die Steine mir verzeihen. Ich bin ... Wir sind dieser Prüfung nicht gewachsen.«
    Ruckartig vollführte Quaan auf dem Absatz eine Kehrtwendung und entfernte sich zur Seite, brüllte nach Balken und Allholzmeistern, um das Tor verstärken zu lassen.
    Aber Tohrm schien den Streitmark gar nicht zu hören. Sein tränenfeuchter Blick blieb auf Mhoram gerichtet. »Etwas hindert uns«, sagte er gedämpft zum Hoch-Lord. »Irgendein Übel mindert unsere Kräfte. Wir können's nicht begreifen ... Hoch-Lord, waltet hier ein weiteres Übel? Ein anderes Übel als Gewicht und tote Gewaltsamkeit? Ich höre ... ganz Schwelgensteins großer Fels schreit auf und spricht zu mir von Bosheit.«
    Hoch-Lord Mhorams Sinneswahrnehmungen schwenkten gewissermaßen herum und stellten sich auf die Schwingungen der Grundfesten unter der Herrenhöh ein, als verschmelze er seinen Geist mit dem Stein. Er spürte das gesamte Gewicht von Samadhis Toten, als drücke es unmittelbar gegen ihn; er merkte, wie die Pforten seiner Seele knarrten, knackten, ruckten. Für einen Augenblick war er die Herrenhöh, einen Augenblick, der einem Aufflammen von Hellsichtigkeit glich, nahm ihr Dasein und ihren Schmerz in sich auf, fühlte die entsetzliche Gewalt, die sie zu brechen drohte – und noch etwas anderes, das sich davon deutlich unterschied, eine gesonderte Schrecklichkeit. Als er durch den Hauptgang Füße in eiligem Lauf näher kommen hörte, wußte er, daß Tohrm eine Tatsache bemerkt hatte.
    Einer der beiden Männer, die Mhoram damit beauftragt hatte, auf Trell achtzugeben, stürzte heran, blieb ruckartig stehen. Sein Angesicht war weiß vor Grauen, und er war kaum dazu imstande, durch seine Zähne ein paar Wörter zu stottern.
    »Hoch-Lord, komm! Er ...! Die Klause! Oh, hilf ihm!«
    Amatin bedeckte ihr Haupt mit den Armen, als könne sie nicht noch mehr ertragen. »Ich vernehme deine Worte«, entgegnete der Hoch-Lord gefaßt. »Besinn dich darauf, wer du bist! Sprich deutlich!«
    Der Mann schluckte mehrmals krampfhaft. »Trell ... er ... er opfert sich selbst. Er gefährdet die Klause.«
    Ein heiserer Laut entfuhr Tohrm. »Melenkurion!« keuchte Amatin.
    Mhoram starrte den Krieger an, als könne er nicht glauben, was er gehört hatte. Aber er glaubte es; er spürte die Wahrheit. Ihn bestürzte die furchtbare Erkenntnis, daß auch dies Wissen zu spät kam. Wieder hatte seine Weitsicht versagt, war es ihm mißlungen, der Not der Herrenhöh umsichtig genug zu begegnen. Er wirbelte herum, angetrieben von vielfältigen unwiderstehlichen Dringlichkeiten, wandte sich an Lord Trevor. »Wo ist Loerja?« wollte er erfahren.
    Zum erstenmal seit seiner Rettung auf dem Hof geriet Trevors Tapferkeit ins Wanken. Er stand im eigenen Blut da, als ermangele es seiner Wunde an der Macht, ihm Schmerz zuzufügen, aber die Erwähnung seiner Gemahlin schmerzte ihn wie ein Makel an seinem wiedergefundenen Mut. »Sie ...«, begann er und verstummte sofort, um mühsam zu schlucken. »Sie hat die Festung verlassen. In der vergangenen Nacht ... ist sie mit den Kindern ins Hochland ... um für sie ein Versteck zu finden. Damit sie sicher sind.«
    »Bei der Sieben!« brauste Mhoram auf, seine Wut nicht wider Trevor,

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