Die letzte Walstatt - Covenant 03
Herzschlag oder Atemzug verteidigen. Und ihre aufgebotenen Anstrengungen blieben in der Tat nicht vollends ohne Wirkung. Obzwar sie günstigstenfalls ein Zehntel der Leichen, die da heranwankten, zum Stehen bringen konnte, hatte sie inzwischen so viele von ihnen in Staub verwandelt, daß die Halden ihrer Reste den Zugang zum Tunnel versperrten. Nun vermochten weniger Tote sich zugleich hereinzuzwängen; Amatins Gegenwehr und die Verengung des Tunnels verlangsamte ihr Vordringen und die Vervielfachung ihres Drucks gegen das Innentor.
Doch während sie kämpfte, weitete sich das Gefecht im Turm nach oben aus, rückte ihr näher. Nur wenige Höhlenschrate benutzten noch die aufgebrochenen Pforten. Ihre eigenen Gefallenen erschwerten ihnen das Eindringen, und außerdem setzten sie sich den Pfeilen der Schützen im Hauptbau aus. Aber irgendwie gelang es dem Gegner, den Turm dennoch zu erstürmen; Mhoram hörte, wie lauter Kampflärm durch die verschachtelten Gänge und Korridore des Festungsturms immer weiter aufwärts drang. Er gab sich einen Ruck und mißachtete alles andere rundum, heftete seine gesamte Aufmerksamkeit auf den Turm. Da erkannte er durch den Schleier des Getöses – rauh gebrüllte Befehle, Klirren von Waffen, heisere Schreie von Gier und Pein, den Tumult eilig bewegter Füße – Satansfausts Vorgehen an der Vorderseite des Festungsturms. Der Wütrich schleuderte wüste Blitze aus Gewalten des Weltübel-Steins gegen die Erker und Fenster, gelegentlich auch wider Lord Amatin selbst; und im Schutz dieser Schläge lehnten seine Geschöpfe Sturmleitern an die Mauern des Turms und schwärmten durch seine Öffnungen ins Innere.
Im Stein unter seinen Füßen spürte Hoch-Lord Mhoram, wie das zweite Tor ächzte.
Rasch wandte er sich an einen Krieger, eine in verkrampfter Bereitschaft befindliche Steinhausenerin. »Geh hinüber in den Turm! Richte Streitmark Quaan aus, sobald du ihn findest, ich befehle ihm, den Rückzug aus dem Turm einzuleiten. Sag ihm, er muß Lord Amatin mitbringen! Geh!«
Die Frau entbot ihm einen flüchtigen Gruß und lief davon. Wenige Augenblicke später sah er sie auf einem Laufsteg über den Hof eilen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte er sich bereits wieder ins Gefecht gemischt. Während Lord Trevor ihm an seiner Seite beharrlich Unterstützung leistete, erneuerte er seinen Angriff auf den irdenen Druck, der Schwelgensteins Innentor immer stärker gefährdete. Derweil unter ihm der Gegendruck der Glutsteinmeister den Fels durchzitterte, ballte er all seine Kräfte zusammen und verwendete sie zur Zerschmetterung von Toten. Ihm war nun klar, auf welches Ergebnis er hoffen mußte; er beabsichtigte, die Fliesen des Festungshofes mit soviel Staub zu bedecken, daß die blinden, unsicheren Leiber unter sich nicht länger festen Halt fänden, um vorwärtszudrängen. Trevors Hilfe beflügelte ihn zusätzlich, und er zerhieb Tote dutzend- und zweidutzendweise, bis der Stab in seinen Händen schrillte und die Luft rings um Mhoram so mit blauem Feuer aufgeladen war, daß er selbst Lord-Feuer zu verschleudern schien.
Doch während er sich schonungslos abmühte, seine Kräfte wie eine Sichel durch Satansfausts üble Ernte mähte, beließ er einen Teil seiner Aufmerksamkeit stets den Laufstegen gewidmet. Er wartete auf Quaan und Amatin.
Kurze Zeit später fiel der erste Laufsteg in die Tiefe. Die geschlagenen Reste eines Fähnleins kamen über ihn aus dem Turm geflohen, nahezu dichtauf verfolgt von Höhlenschraten. Schützen lösten einen Pfeilhagel aus, und die Höhlenschrate stürzten in den Hof. Sobald sich die Krieger in Sicherheit gebracht hatten, kappte man die Taue des Laufstegs. Die hölzerne Brücke sauste an der Seite des Hauptbaus abwärts und krachte an die Mauer des Turms.
Der furchtbare Wirrwarr des Kampfes hallte immer lauter aus dem Innern des Festungsturms. Urplötzlich zeigte sich auf einem der oberen Laufstege Streitmark Quaan. Mit durchdringenden Rufen, um sich verständlich zu machen, befahl er, außer den beiden höchsten sämtliche Laufstege zu entfernen. »Amatin!« brüllte Mhoram zum Streitmark hinauf. Quaan nickte und rannte zurück in den Turm.
Ohne Verzögerung zerstörte man zwei weitere Laufstege; aber am dritten zauderten die Krieger. Mehrere verwundete Krieger kamen auf ihn herausgestolpert. Manche stützten einander, andere trugen Bewegungsunfähige; auf diese Weise versuchten sie, den Hauptbau zu erreichen. Aber dann kamen mehr als zwanzig vom Weltübel-Stein
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