Die letzte Walstatt - Covenant 03
Sheols Zwecke! Sind das deine Pläne mit Schwelgenstein?! Besser zerstörten wir's mit eigenen Händen!« Er stieß mit seinen kraftvollen Armen um sich, um zu verhindern, daß jemand ihn anrührte, dann wandte er sich heftig ab und stapfte davon ins Innere der Festung.
Mhorams Blick glomm bedrohlich, aber er biß sich auf die Lippen, sah davon ab, dem Glutsteinmeister zu folgen. Trell hatte sein Äußerstes getan und doch scheitern müssen. Man konnte ihm keinen Vorwurf daraus machen, daß ihm seine Unzulänglichkeit zuwider war; er verdiente es, in Ruhe gelassen zu werden. Aber seine Stimme hatte geklungen, als gehöre sie einem Menschen, dessen Frieden dahin war für alle Zeit. Innerlich hin- und hergerissen, beauftragte Mhoram zwei Krieger damit, Trell im Auge zu behalten, dann kehrte er sich Trevor zu.
Der Lord lehnte rücklings an der Mauer und atmete schwer. Aus seinem verletzten Fußknöchel rann Blut; sein Antlitz war vom Dreck des Gefechts besudelt, und er bebte, als zermürbe die Mühsal des Atmens ihm die Brust. Doch er schien den Schmerz nicht zu spüren, nicht einmal seiner selbst bewußt zu sein. In seinen Augen glitzerte der Widerschein unheimlicher Wahrnehmungen. »Ich hab's gefühlt«, keuchte er, als Mhoram zu ihm trat. »Ich weiß, was es ist.« Mhoram rief, man solle einen Heiler verständigen, aber Trevor wehrte schon jeden Gedanken ab, er bedürfe des Beistands. Er wandte sich wie ein Mensch in äußerster Erregung an den Hoch-Lord. »Ich hab's gefühlt, Mhoram«, wiederholte er.
Mhoram meisterte seine Beunruhigung. »Was gefühlt?«
»Lord Fouls Macht. Die Kraft, die all das ermöglicht.«
»Der Stein ...«, begann Mhoram.
»Der Stein genügt nicht. Das Wetter ... die Schnelligkeit, mit welcher er nach der Niederlage in der Würgerkluft wieder neue noch größere Kraft sammelte ... seine Gewalt über dies Heer, obwohl es so weit von ihm entfernt ist ... diese toten Gestalten, von ungeheurer Macht aus der Erde getrieben ...! Der Weltübel-Stein allein ist nicht genug. Ich hab's gefühlt. Nicht einmal Lord Foul der Verächter könnte in sieben kurzen Jahren so unbesiegbar werden.«
»Was ist's dann?« erkundigte sich Mhoram mit gepreßter Stimme.
»Dieser Winter ... das Wetter. Er beherrscht das Heer, treibt es an ... macht Satansfaust frei, macht den Verächter selbst für andere Betätigungen frei ... die Betätigung mit dem Stein. Das Aufbieten dieser Toten. Mhoram, entsinnst du dich an Seibrich Felswürms Gewalt übers Wetter ... und über den Mond?« In immer stärkerer Verwunderung und Besorgnis nickte Mhoram. »Ich habe ihn gefühlt. Lord Foul hat den Stab des Gesetzes.«
Ein Aufschrei kam über Mhorams Lippen, aber er war im selben Augenblick davon überzeugt, daß Trevor recht hatte. »Wie ist das möglich? Der Stab verschwand unterm Melenkurion Himmelswehr mit Hoch-Lord Elena in der Tiefe.«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht hat dieselbe Wesenheit, die Elena erschlug, den Stab nach Fouls Hort gebracht – vielleicht ist's der tote Kevin selbst, der in Fouls Namen den Stab wider uns verwendet, so daß der Verächter nicht das Wagnis eingehen muß, sich einer Macht zu bedienen, die für ihn nicht geschaffen ist. Aber ich habe den Stab gefühlt, Mhoram ... den Stab des Gesetzes, ganz ohne Zweifel.«
Mhoram nickte, darum bemüht, die Bestürzung und Furcht zu bändigen, die in seinem Innern grenzenlosen Widerhall zu finden schienen. Der Stab des Gesetzes! Rings um ihn tobte Gemetzel; er konnte weder Zeit noch Kraft für irgend etwas anderes als die unmittelbaren Aufgaben aufwenden. Lord Foul besaß den Stab des Gesetzes! Falls er darüber eingehender nachdachte, geriet er womöglich selbst in Panik. Mit blitzenden Augen drückte er fest Trevors Schulter, um ihm ein Zeichen seiner Anerkennung und Gefährtenschaft zu geben, dann wandte er sich wieder zum Festungshof.
Für einen Augenblick tastete er sich mit seinen überfeinen Sinnen durch das Lärmen und Tosen, richtete seine Wahrnehmung mit aller Anspannung auf Schwelgensteins Lage, um sie einzuschätzen. Er stellte fest, daß Lord Amatin sich noch auf den Zinnen des Turms befand, nach wie vor ihr Lord-Feuer auf die Toten niederprasseln ließ. Ihre Kräfte ließen nach – ihr fortgesetzter Einsatz hatte längst das herkömmliche Maß ihrer Belastungsfähigkeit überschritten –, aber sie ließ unvermindert unregelmäßige Blitze heller Glut nach unten schießen, ins Ringen verbissen, als wolle sie den Turm bis zum letzten
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