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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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konnte.
    Dort unten stand Trell in der Grube voller Glutgestein wie das Herz einer Feuersbrunst, umwabert von Flammen, und schleuderte mit beiden Fäusten gewaltige Schwaden von Feuer empor an die Decke der Klause. Seine ganze Gestalt lohte wie eine Verkörperung der Verdammnis, während weißglühende Marter den Stein angriff, den er liebte und doch nicht zu schützen vermochte.
    Die schiere Machtfülle des Vorgangs erschreckte Mhoram. Vor sich sah er den Anfang eines Rituals der Schändung. In seiner Verzweiflung war Trell selbst auf jenes Geheimnis gestoßen, das Mhoram so besorgt hütete, und er verwendete selbiges Geheimnis zum Schaden Schwelgensteins. Fiel man ihm nicht in den Arm, würden die Tore nur das erste an der Festung sein, das brach, erste und letzte Glieder einer Kette der Vernichtung, die den gesamten Tafelberg in Trümmer zerbersten lassen mochte.
    Man mußte ihm in den Arm fallen. Daran gab es nichts zu rütteln. Allerdings war Mhoram kein Glutsteinmeister, besaß keine Kenntnisse, mit denen es ihm möglich gewesen wäre, der Macht entgegenzutreten, die dies Feuer nährte. Er wandte sich an Tohrm.
    »Du bist ein Rhadhamaerl! « schrie er durchs Getöse der Glut. »Du mußt diese Flammen ersticken!«
    »Sie ersticken?!« Tohrm stierte in höchstem Entsetzen in das Lodern. In seiner Entgeisterung glich er einem Menschen, der Zeuge der Verwüstung seines Allerliebsten wird. »Sie ersticken?« Er rief nicht. Mhoram las ihm die Entgegnung von den Lippen ab.
    »Ich besitze keine Kraft, die sich damit messen könnte. Ich bin Glutsteinmeister des Rhadhamaerl – nicht die fleischgewordene Erdkraft. Er wird uns allesamt ins Verderben stürzen.«
    »Tohrm!« brüllte der Hoch-Lord ihn an. »Du bist Herdwart der Herrenhöh. Du mußt diese Bedrohung abwenden, du kannst es, oder niemand!«
    »Wie?« fragten Tohrms Lippen lautlos.
    »Ich werde an deiner Seite bleiben! Ich werde dich mit meiner Kraft unterstützen – dir meine gesamte Macht zufließen lassen!«
    Der Herdwart wandte seinen Blick furchtsam vom Innern der Klause ab und heftete ihn so mühselig, als sei es ihm bloß durch äußerste Willenskraft möglich, in die Miene des Hoch-Lords. »Wir werden verbrennen.«
    »Wir werden überdauern!« Für ein ausgedehntes Weilchen erwog Tohrm Mhorams Ansinnen. Schließlich stöhnte er auf. Er konnte nicht anders, er mußte um des Steins der Herrenhöh willen sich selbst in die Waagschale werfen. »Wenn du mich begleitest«, sagte er unhörbar ins Tosen des Feuers.
    Mhoram drehte sich eilig nach Amatin um. »Tohrm und ich gehen in die Klause. Du mußt uns wider die Flammen beschirmen. Umgib uns mit deiner Kraft – schütze uns!«
    Fahrig nickte sie, strich sich eine schweißige Strähne ihres Haupthaars aus dem Antlitz. »Geht!« sagte sie matt. »Schon schmilzt die Tafel der Lords.«
    Der Hoch-Lord sah, daß sie recht hatte. Unter ihren Augen zerlief die Tafel, bis sie Magma glich, strömte hinab auf die unterste Ebene der Klause und in die Grube, umgab Trells Füße. Mhoram ballte all seine Kräfte zusammen und legte seinen Stab auf Tohrms Schulter. So wandten sie sich gemeinsam der Klause zu und warteten, während Amatin sie mit einem Schirm umwob. Sie spürten das Flechtwerk der Kraft auf ihrer Haut wie einen Mückenschwarm, aber sie hielt die Hitze fern.
    Als Amatin ihnen ein Zeichen gab, stiegen sie hinab in die Klause, als ob sie in einen Feuerofen vordrängen.
    Trotz des Schutzes, den Amatin ihnen bot, schlug die Hitze ihnen entgegen wie die Faust eines Wasserfalls. Tohrms Gewand begann zu schwelen. Mhoram merkte, daß auch seine Robe zu verkohlen anfing. Sämtliche Behaarung an ihren Armen und auf ihren Häuptern verdorrte. Aber der Hoch-Lord verdrängte die Hitze aus seiner Wahrnehmung; er schenkte seine ungeteilte Aufmerksamkeit seinem Stab und Tohrm. Er bemerkte, daß der Herdwart nun sang, obwohl er nichts als das dumpfe, gefräßige Brausen der Glut hörte. Er glich die Schwingungen seiner Kraft der Tonlage von Tohrms Singen an und lenkte all seine Macht hinein.
    Das Toben der Flammen wich ein wenig vor ihnen zurück, während sie sich vorankämpften, und unter Tohrms Füßen zeigten sich Stellen unverbrannten Steins, mit Trittsteinen vergleichbar. Ihr Vordringen war wie das Schlagen einer Bresche in die Hölle von Trells Wüten.
    Hinter ihnen jedoch schloß sich das Tosen der Feuersbrunst sofort wieder. Während sie sich vom Portal ins Innere entfernten, ließ die Wirksamkeit von Amatins Schirm

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