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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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nach; Abstand und Hitze verursachten eine Schwächung. Mhorams Haut glühte schmerzhaft, wo seine Robe verglomm, und solche Pein erfüllte seine Augen, daß er nicht länger zu sehen vermochte. Im Verlauf des Abstiegs ähnelte Tohrms Gesang immer mehr einem langgezogenen Heulen. Als sie die Ebene der Grube erreichten, wo auch Loriks Krill unverändert aus dem Stein aufragte, war sich Mhoram darüber im klaren, daß sie beide, entzog er nicht Tohrm seine Kraft und bot sie zu ihrem Schutz auf, zu Trells Füßen zu Asche werden mußten.
    »Trell!« schrie Tohrm unhörbar. »Du bist Glutsteinmeister des Rhadhamaerl! Richte nicht so etwas an!«
    Für einen Augenblick erlahmte die Wut des Infernos. Trell schaute herüber, und es hatte den Anschein, daß er sie sah, sie erkannte. »Trell!«
    Doch er selbst war schon viel zu sehr unter die Gewalt seines Brandopfers geraten. Er deutete mit ausgestrecktem Finger der Anklage, dann beugte er sich übers Glutgestein und schmiß ihnen zwei Armvoll Feuer entgegen.
    Zugleich durchlief ein Schauder neuer Kraftzufuhr Mhoram. Amatins Schirm gewann wieder erhöhte Stärke, neue Widerstandsfähigkeit. Zwar warf die Wucht von Trells Anschlag Tohrm rücklings in Mhorams Arme, aber das Feuer fügte ihnen keinen Schaden zu. Und Amatins plötzliches Kraftfinden löste im Hoch-Lord etwas Ähnliches aus. Mit einem Ausdruck in den Augen, der dem Leuchten von Freude glich, fegte er all seine selbstauferlegten Hemmungen beiseite und griff zurück auf sein insgeheimes Verstehen der Schändung. Dies Geheimnis barg Macht – von den Lords aufgrund ihres Friedensschwurs bislang unentdeckt geblieben –, eine Art von Macht, die nicht nur zur Zerstörung benutzt werden konnte, sondern auch zur Bewahrung. Verzweiflung war nicht die einzige Empfindung, die als Schlüssel diente. Mhoram ließ seiner Leidenschaft freien Lauf und widersetzte sich so der Verwüstung der Klause.
    Kraft durchströmte lebhaft seine Brust, seine Arme und den Stab. Kraft machte sogar sein Fleisch und Blut unverwundbarem Bein ähnlich. Er strotzte auf einmal vor Macht, die sich Trells Übel entgegenwerfen ließ. Und das Aufwallen seiner vervielfachten Stärke griff auch auf Tohrm über. Der Herdwart richtete sich wieder zu voller Größe auf, entfaltete die Macht seines Wissens; mit all seiner und überdies der ganzen Kraft Mhorams leistete er Trell Gegenwehr.
    Einander gegenüber, fast von Angesicht zu Angesicht, vollführten die beiden Glutsteinmeister eine Vielfalt ihrer geheimen, sachkundigen Gebärden, sangen ihre wirkungsstarken Rhadhamaerl -Gesänge. Während das Feuer gloste, als wolle in Bälde ganz Schwelgenstein darüber zusammenbrechen, geboten sie der Glut in gegensätzlichen Bestrebungen, rangen Willen gegen Willen um die Herrschaft über das Feuer.
    Mhorams Beistand gab Tohrm großen Auftrieb. Indem des Hoch-Lords Macht in jedem Wort, jedem Ton und jeder Gebärde widerhallte, gelang es ihm, der Schändung Einhalt zu gebieten. Nach einer letzten krampfhaften Anstrengung sackte Trell auf die Knie, und sein Feuer begann niederzubrennen.
    Es verlief sich in der Klause wie eine im Zurückweichen begriffene Überschwemmung – anfangs langsam, dann rascher, in dem Maße, wie die Macht wich, die es entfacht hatte. Die Hitze schwand; durch die Belüftungsschächte der Festung strömte kühle, frische Luft auf Mhoram herab. Seine versengten Augen konnten wieder sehen. Einen Augenblick lang befürchtete er, aus lauter Erleichterung in Ohnmacht sinken zu müssen.
    Er weinte vor Freude wie gleichermaßen aus Gram, als er zu Tohrm trat und ihm dabei half, Trell, Atiarans Gemahl, aus der Glutgestein-Grube zu ziehen. Durch nichts konnte man Trell anmerken, ob er ihre Berührung spürte, von ihrer Gegenwart irgendwie Kenntnis nahm. Mit hohlem Blick stierte er umher und murmelte bei sich mit brüchiger Stimme. »Schadlos ... Nichts bleibt schadlos ... Nichts ...« Dann bedeckte er sein Haupt mit den Armen und warf sich zu Mhorams Füßen auf den Steinboden; er bebte, als müsse er schluchzen und könne es doch nicht.
    Tohrm und Mhoram wechselten einen Blick. Lange schauten sie sich an und ermaßen die Bedeutung dessen, was sie gemeinsam getan hatten. Tohrms Miene hatte die Wüstheit einer gebrandschatzten Landschaft, wie ein Ort, wo man niemals wieder ein Lächeln sehen wollte. Aber seine Empfindungen waren klar und rein. »Wir werden um ihn klagen«, sagte er leise. »Die Rhadhamaerl werden ihn beklagen. Die Zeit ist da, um ihn zu

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