Die letzte Walstatt - Covenant 03
»Und ich habe mißtraut ... habe allen mißtraut. Ich habe Wissen verschwiegen, obschon ich wußte, daß ich falsch handelte, als ich schwieg. Es ist ein Glück, daß daraus kein größerer Schaden entstanden ist.«
»Doch du konntest nicht verhindern ...«
»Mag sein. Mag sein, er hätte, wäre mein Wissen ihm zuteil geworden, die Gefahr erkannt, vielleicht ... vielleicht hätte er die Kraft gefunden, sich auf sich selbst zu besinnen ... sich daran zu erinnern, daß er Glutsteinmeister des Rhadhamaerl ist, ein Liebhaber des Steins.«
Barsch pflichtete Tohrm ihm bei. Sein Mitgefühl für Trell veranlaßte ihn zu einer vorwurfsvollen Haltung. »Du bist in die Irre gewandelt, Hoch-Lord.«
»Ja, Herdwart«, stimmte Mhoram ihm mit tiefem Sanftmut in der Stimme zu. »Ich bin, wer ich bin ... ein Mensch und Sterblicher ... Ich habe ... viel zu lernen.«
Tohrm blinzelte merklich und neigte sein Haupt. Die Verkrampftheit seiner Schultern sah nach Groll aus, aber Mhoram hatte gemeinsam mit dem Herdwart eine Prüfung durchgestanden, und er verstand ihn besser.
Einen Augenblick später kamen mehrere Heiler in die Klause geeilt. Sie brachten zwei Tragbahren mit; auf einer trugen sie behutsam Trell fort. Lord Trevor trugen sie auf der anderen hinaus, indem sie sich anmaßend über seinen Einspruch hinwegsetzten. Tohrm entschwand zugleich mit Trell. Bald darauf waren Mhoram und Amatin allein mit dem Krieger, der ihnen Speise brachte, und einem Heiler, der den Verbrennungen des Hoch-Lords sachte eine lindernde Salbe auftrug.
Sobald Mhorams Verwundungen behandelt worden waren, entließ er den Heiler und ebenso den Krieger. Er wußte, daß Amatin mit ihm zu sprechen wünschte, und daher machte er ihr den Weg frei, bevor er zu essen begann. Erst danach widmete er sich der Nahrung. Er aß aufgrund seiner Ermattung langsam und bedächtig, haushaltete mit seinen Kräften, auf daß er, wenn er fertig war, wieder mit neuem Eifer an seine Aufgaben gehen könne.
Lord Amatin fügte sich zunächst seinem Schweigen, schien sich beim Essen sogar der Schnelligkeit seiner Kaubewegungen unterzuordnen, als sei sein Beispiel im Angesicht einer bislang ungeahnten Gefahr die einzige verläßliche Stütze. Mhoram spürte, daß Amatin infolge ihrer langen Jahre der Beschäftigung mit Kevins Kreisen des Wissens ganz besonders unvorbereitet auf das war, was er offenbart hatte; ihr Vertrauen auf die Lehre der Alt-Lords war übers Maß groß gewesen. So bewahrte er Schweigen, während er aß; und auch danach blieb er still, ruhte aus, während er darauf wartete, daß sie ausspräche, was ihr Herz bedrückte.
Aber ihre Frage lautete anders als vermutet, als sie sie endlich äußerte. »Hoch-Lord«, sagte sie mit andeutungsweisem Nicken, das dem Krill galt, »wenn Thomas Covenant ins Land zurückgekehrt ist – wer hat ihn herübergerufen? Wie ist diese Herrufung vollzogen worden? Und wo hält er sich auf?«
»Amatin ...«, begann Mhoram.
»Wer außer dem Verächter könnte so etwas bewerkstelligen?«
»Es gibt ...«
»Und sollte es kein Werk Lord Fouls sein, wo befindet sich Thomas Covenant? Wie soll er uns helfen, wenn er nicht hier ist?«
»Er wird uns nicht helfen.« Mhoram verlieh seiner Antwort Nachdruck, um dem Schwall ihrer Fragen Einhalt zu gebieten. »Wenn in ihm Hilfe zu finden ist, so wird's Hilfe für das Land sein, nicht Hilfe für uns, wider diese Belagerung. Es gibt andere Stätten, an denen er dem Lande dienen kann ... ja, und ebenso gibt's andere, die ihn herbeigerufen haben können. Wir und Lord Foul sind nicht allein mächtig. Der Schöpfer selbst mag eingegriffen haben, um das Unheil vom Lande abzuwenden.« Ihre waisenhaften Augen erforschten ihn, suchten den Quell seiner Gelassenheit ausfindig zu machen. »Mir ermangelt dein Glaube an diesen Schöpfer. Selbst wenn so ein Wesen lebt, das Gesetz, welches die Erde bewahrt, schließt aus, daß ... Heißt es nicht in den Sagen, wenn der Schöpfer den Bogen der Zeit bräche, um seine Hand auf die Erde zu legen, müßten der Bogen und alle Dinge ein Ende nehmen, und der Verächter wäre frei?«
»So heißt es«, bestätigte Mhoram. »Und ich zweifle daran nicht. Doch der Untergang jeglicher Schöpfung mag übers Haupt des Schöpfers kommen. Unsere Aufgaben sind für uns mehr als genug. Wir brauchen uns nicht mit den Bürden von Gottheiten abzuplagen.«
Amatin seufzte. »Du sprichst mit innerer Überzeugung, Hoch-Lord. Wollte ich dergleichen aussprechen, es klänge nur
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