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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ihrer unterschiedlichen Art fochten sie mit der harten Stärke von Menschen, die sich zur Schändung fähig wußten und nicht die Absicht hegten, sich zu diesem äußersten aller Mittel treiben zu lassen.
    So hielt die Herrenhöh stand. Im Ringen, das Tag um Tag währte, fiel ein Fähnlein ums andere; die Nahrungsvorräte schrumpften, die Bestände der Heiler an Kräutern und Breien schwanden. Die Belastungen zeichneten die Angesichter der Menschen, nahmen ihnen das behagliche weiche Fleisch, bis ihre Schädel von nichts zusammengehalten zu werden schienen als Druck und Spannung. Aber Schwelgenstein schützte seine Einwohner, und sie widerstanden.
    Zunächst widmeten die Lords all ihre Anstrengungen dem Kampf. Gefühlsmäßig bewahrten sie Abstand zu ihrem gefahrvollen Wissen. Sie boten ihre Kräfte im Gefecht und in den alltäglichen Aufgaben der Verteidigung auf, statt die Natur ihres allerletzten Hilfsmittels zu erforschen. Aber nachdem die Düsternis fortgesetzter Angriffe sechs Tage lang ihren Schatten auf die Herrenhöh geworfen hatte, bemerkte Hoch-Lord Mhoram, daß er dem Augenblick mit Sorge entgegensah, an dem Satansfaust sich zu einem anderen Vorgehen entschließen mochte – sobald der Wütrich und sein Meister bereit waren, um Weltübel-Stein und Stab des Gesetzes von neuem gegen Schwelgenstein aufzubieten. Und in der siebten Nacht beunruhigten verschwommene Träume seinen Schlaf, die wie ein Abklatsch seiner früheren alptraumhaften Geschichte wirkten. Immerzu war ihm, als könne er irgendwo in den Tiefen seiner Seele einen Freischüler schreien hören. Er erwachte schweißüberströmt und begab sich eilends ins Hochland, um zu schauen, ob dem Freischüler vom Glimmermere-See etwas zugestoßen sei.
    Der Freischüler befand sich in Sicherheit und war wohlauf, genauso wie Loerjas Töchter. Aber Mhoram fühlte keine Erleichterung. Im Mark seines Beins war ein Frösteln wie ein Nachhall des Winters zurückgeblieben. Er hegte die feste Überzeugung, daß irgendwo jemand peinvoll getötet worden war. Er straffte sich wider sein Grausen vor der Bedrohung und rief die anderen Lords zu einer Beratung zusammen, in welcher er erstmals die Frage aufwarf, wie man ihr neuerworbenes Wissen gegen den Verächter anwenden könne.
    Seine Frage löste bei allen stummes Unbehagen aus. Amatin starrte den Hoch-Lord aus geweiteten Augen an, Trevor zuckte zusammen, Loerja betrachtete ihre Hände – und Mhoram empfand die Gereiztheit ihres Gebarens, als ob sie ihm laut die Gegenfrage stellten: Glaubst du, wir sollten die Tat Kevin Landschmeißers nachvollziehen? Doch er wußte, daß sie keine derartige Anschuldigung zu erheben gedachten. Er wartete, und schließlich ergriff Loerja das Wort. »Als du die Klause gerettet hast ... da kämpftest du wider ein anderes Übel. Wie könntest du diese Macht, einmal entfesselt, in der Gewalt behalten?«
    Mhoram kannte keine Antwort.
    »Wir besitzen nichts«, fügte gleich darauf Trevor hinzu, »womit wir eine solche Macht zu lenken vermöchten. Ich spüre in meinem Herzen, daß unsere Stäbe nicht genügen. Sie sind zu schwach, um Kräfte von diesem Umfang zu steuern. Uns mangelt's am Stab des Gesetzes, und ich weiß kein anderes Werkzeug, das einer solchen Aufgabe gerecht werden könnte.«
    »Und außerdem«, ergänzte Amatin in scharfem Tonfall, »war dies Wissen, in das du Vertrauen zu setzen wagst, sogar Hoch-Lord Kevin, Loriks Sohn, weit über. Es erhöhte nur den Schaden, den seine Verzweiflung bewirkte. Ich habe ... ich habe mein ganzes Leben der Erkundung seiner Lehre verschrieben, und ich spreche die Wahrheit. Solche Macht bedeutet nichts als einen Fallstrick und einen Wahn. Sie kann nicht beherrscht werden. Besser ist's, im Namen des Friedens zu sterben, als mit einem derartigen Unheil einen Tag des Überdauerns zu erkaufen.«
    Wiederum wußte Mhoram keine Antwort. Er konnte nicht einmal die Gründe nennen, die ihn zu seiner Fragestellung bewogen. Nur die frostige Vorahnung in seinen Knochen trieb ihn dazu, sagte ihm, daß irgendwo im Lande, weit entfernt von Schwelgenstein, unbekannte Schrecken umgingen. »Befürchtest du«, erkundigte sich Amatin grimmig, »Ur-Lord Covenant könne doch noch die Schändung betreiben?« Und da konnte er nicht leugnen, daß diese Sorge ihn plagte.
    Die Beratung endete ohne irgendeinen Beschluß, und die Lords widmeten sich wieder der Verteidigung der Feste.
    Der Kampf tobte mit unverminderter Heftigkeit weiter. Nochmals vier Tage lang schwangen

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