Die letzte Walstatt - Covenant 03
seine Streitkräfte den Turm besetzt hielten, das Innentor der Festung durch gewaltige Mengen an Sand zugeschüttet war, der Winter das Hochland oberhalb von Schwelgensteins Tafelberg verwüstete – solange waren die Lords und alle Menschen in der Feste dem sicheren Untergang geweiht. Sie konnten sich innerhalb der Steinwälle nicht für alle Zeit ernähren. Und wenn alles nichts half, wußte der Riesen-Wütrich, brauchte er sich bloß in Geduld zu schicken, um die ganze große Festung in ein einziges Grab, eine riesige stinkende Gruft zu verwandeln. Daher ließ er seine Toten getrost zu Staub zerfallen.
Aber es wurmte ihn, daß es nicht gelungen war, auch das Innentor zu brechen, und er hechelte nach Genugtuung, obwohl es ihm gegenwärtig an Kräften mangelte, um selbst die Mauern zu bestürmen. Er war ein Wütrich und lechzte trotz der sterblichen Schranken des Riesenleibes, den er bewohnte, in unersättlichem Maße nach Blut. Und andere Umstände mahnten ihn ebenso zum Handeln. Er spürte im Wind unerbittliche Nötigung, ein Drängen, das kein Versagen duldete, wie geringfügig oder am Ende bedeutungslos es auch sein mochte.
Als die Leichen zerfielen, befahl Satansfaust seinem seit langem zurückgehaltenen Heer den Sturm.
Mit einem Aufbrüllen, das die Luft zum Zittern brachte, wild von den aus dem Fels gehauenen Wällen widerhallte, sich an den Zinnen brach wie eine wilde Jagd von Fängen, Klauen und blutgierigen Klingen, griffen die Horden des Verächters an. Sie schwärmten durch die Vorhügel wie eine schrille graue Flut und warfen sich gegen Schwelgenstein.
Die ersten Angriffswellen bestanden aus Lord Fouls mit seinem Weltübel-Stein gezeugten Geschöpfen – nicht etwa, weil sie wider Wälle und Befestigungen aus Granit besonders tüchtig gewesen wären, sondern aufgrund ihrer Entbehrlichkeit. Das Heer des Wütrichs umfaßte zweimal hunderttausend solcher Mißgeburten, und täglich trafen mehr ein, zogen von Fouls Hort durch die Mittlandebenen zur Stätte der Entscheidungsschlacht. Samadhi benutzte sie, um die Verteidigung der Festungsstadt zu schwächen, verschließ sie, um seine Höhlenschrate und Urbösen zu schonen. Tausende entarteter Menschenwesen fielen mit Pfeilen, Speeren und Wurfspießen in den Leibern, aber viele, viele Tausende folgten. Und dahinter kamen Teile seiner Streitmacht, die wußten, wie man Schwelgenstein ernstlich schaden konnte.
Nicht lange, und der Ansturm lief mit voller Wucht. Steinkundige, zu heller Wut angefeuerte Höhlenschrate fanden geschickt Halt am Stein, schwangen sich auf die untersten Befestigungswerke. Machtvolle Urbösen-Keile verschleuderten ihre schwarze Säure, um droben die Brustwehren von Verteidigern freizufegen, erklommen dann auf starken hölzernen Leitern, gebracht von anderen Geschöpfen, die Mauern. Innerhalb kurzer Zeit bestürmte man Schwelgenstein auf ganzer Länge der Süd- und Nordseite.
Aber die Riesen, von denen Schwelgenstein in verflossenen Zeiten gebaut worden war, hatten gegen derartige Angriffe ausgezeichnet vorgesorgt. Selbst die untersten Befestigungen befanden sich hoch überm Erdboden, und sie konnten, um Angreifern das Vordringen in die Stadt zu verwehren, abgeriegelt werden; zusätzlich ließen sie sich von höher in der Mauer befindlichen Befestigungen verteidigen. Und Streitmark Quaan hatte das Kriegsheer Jahr für Jahr ausgebildet und auf genau so eine Art von Ansturm vorbereitet. Sobald der Alarm durch die ganze Stadt lärmte, ergriff man die lange genug eingeübten Abwehrmaßnahmen. Krieger unterbrachen zweitrangige Tätigkeiten und eilten auf die Zinnen; man stellte sich in Ketten auf, um die oberen Befestigungswerke ununterbrochen mit Pfeilen und anderen Waffen zu versorgen; mehrere zusammengefaßte Fähnlein säuberten jeweils untere Befestigungen im Gegenstoß von Höhlenschraten und Urbösen. Lehrwarte, Allholz- und Glutsteinmeister griffen ein. Die Lehrwarte stemmten sich dem Ansturm mit machtvollen Liedern entgegen, während die Allholzmeister die Sturmleitern der Angreifer entzündeten und die Glutsteinmeister die Mauern selbst wider die Kräfte der Höhlenschrate verstärkten.
Während Quaan von einem Erker hoch an den Mauern aus die Schlacht befehligte, erkannte er bald, daß seine Krieger diesen Ansturm abwehren könnten, wären sie dem dreißigmal stärkeren Gegner nicht zahlenmäßig so unterlegen gewesen, wäre nicht beim Kriegsheer jedes einzelne Leben so kostbar, jedes Leben im Dienste des Wütrichs so
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