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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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rang ums Gleichgewicht. Elena kam auf ihn zu. Sie hielt den Stab mit beiden Händen. Ihr Gesicht zeigte eine mörderische Grimasse. Sie hätte ihn mit der Macht des Stabes auslöschen können, ihn zerschmettern, wo er stand, indem sie ihre energetischen Gewalten gegen ihn aufbot. Aber sie war nun zu blindwütig, um auf diese Weise zu kämpfen. Sie wollte ihn mit körperlicher Gewalt erschlagen, ihn mit der Kraft ihrer eigenen Arme zu Tode prügeln. Als er sich ihr zuwandte, vollführte sie eine Gebärde in die Richtung Schaumfolgers und Bannors, ohne nur hinzuschauen, und die beiden sackten zusammen wie Marionetten, fielen aufs Gesicht, lagen still. Dann hob sie den Stab über ihren Kopf wie eine Axt und ließ ihn auf Covenant niedersausen.
    Mit einer verzweifelten Armbewegung wehrte er den Stab ab, so daß er nicht seinen Kopf, sondern lediglich die Schulter traf. Die Wucht des Schlags schien seine gesamte rechte Körperseite zu lähmen, aber er grapschte mit der linken Hand nach dem Stab, bekam ihn zu packen, hinderte sie daran, ihn zurückzuziehen und einen neuen Hieb zu führen.
    Blitzartig wechselte sie die Art ihres Griffs um den Stab und warf ihr Gewicht auf das Holz, um seine Verteidigung gegen ihn selbst auszunutzen. Durch Druck auf seine Schulter brachte sie ihn auf die Knie nieder.
    Er stützte sich mit dem tauben Arm auf den Erdboden und versuchte, weiter Widerstand zu leisten, wieder auf die Füße zu gelangen. Aber er war zu schwach. Sie änderte die Richtung des ausgeübten Drucks, so daß der Stab direkt gegen seine Kehle drückte. Er mußte sich mit beiden Händen gegen ihn stemmen, um zu verhindern, daß Elena ihm den Kehlkopf zerquetschte. Langsam, fast ohne Mühe, beugte sie ihn hintenüber.
    Dann lag er schließlich am Boden. Er setzte all seine ungenügenden Kräfte gegen sie ein, aber er war für sie kein Gegner. Sie preßte ihm den Atem ab. Seine blutigen Augen pochten in ihren Höhlen, während er in Elenas Wildheit hinaufstarrte.
    Ihr Blick haftete auf ihm, als sei er die Nahrung für den abartigsten Hunger ihrer kranken Seele. Er glaubte darin den Verächter vor Triumph und Verachtung sabbern sehen zu können. Und doch spiegelten ihre Augen noch etwas anderes wider. Triock hatte die Wahrheit gesagt. Hinter der Wüstheit ihres Blicks konnte er den letzten, unbesiegbaren Kern ihres Wesens erahnen, der aus Abscheu gegen die eigenen Handlungen schluchzte.
    Es fehlte ihm an Kraft, um sich gegen sie zu behaupten. Hätte er sie hassen, Wut gegen Wut setzen können, vielleicht wäre er dann zu einem krampfhaften Aufbäumen imstande gewesen, einem letztmaligen Aufbegehren, um ihr ein oder zwei zusätzliche Augenblicke des Lebens abzutrotzen. Aber er war nicht dazu in der Lage. Sie war seine Tochter; er liebte sie. Er hatte sie so gewiß, als wäre er seit jeher bewußt ein Diener des Verächters gewesen, dahin gebracht, wo sie jetzt stand. Sie war drauf und dran, ihn umzubringen, und er liebte sie. Ihm blieb nur noch eines übrig: zu sterben, wenigstens ohne sich selbst die Treue zu brechen.
    Er verwendete seinen letzten Atem, seinen letzten Widerstandswillen, um ihr entgegenzuröcheln: »Du existierst ja nicht einmal!«
    Seine Äußerung entflammte ihren Zorn wie eine endgültige Verleugnung. Für einen Moment lockerte sie den Druck, während sie in wahnwitziger Erbitterung all ihre Stärke, alle Kräfte und dazu die gesamte Macht des Stabes sammelte, um nun mit einem einzigen Stoß das Ärgernis seines Daseins gründlich auszutilgen. Sie tat einen tiefen Atemzug, als atme sie unermeßliche Gewalten ein, dann rammte sie ihr Körpergewicht, ihre Muskelkraft und ihre ganze Macht, ihre ganze von Foul geschenkte Existenz selbst, mit dem Stab gegen seine Kehle.
    Doch seine Hände umklammerten ebenfalls noch den Stab. Sein Ring berührte das Holz. Als ihre Energie das Weißgold berührte, brach die wilde Magie aus wie ein entpfropfter Vulkan.
    Die Gewalttätigkeit des Ausbruchs betäubte augenblicklich alle seine Sinne. Aber keine Flamme, keine Druckwelle erfaßte ihn; die Detonation fuhr durch den Stab, voll gegen Elena gerichtet.
    Sie warf ihn nicht von ihm; es handelte sich nicht um so eine Art von Macht. Doch sie durchtoste den mit Runen geschnitzten Stab wie Sonnenfeuer, brachte den Stab Faser um Faser zum Bersten, als sei sein Gesetz nichts als ein schäbiges Reisigbündel. Ein scharfes Reißen ließ die Atmosphäre weithin erbeben, und sogar der Koloß schien vor der freigesetzten Energie

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