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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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brechen. »Ich bin gefühllos.«
    Daraufhin wässerten Tränen Schaumfolgers abgründige Augen. »Und du bist ungemein tapfer«, sagte er mit breiiger Stimme. »Du bist mir über.«
    Angesichts des Kummers, der den Riesen plagte, fing Covenant fast wiederum an zu weinen. Aber er riß sich zusammen, indem er an die Fragen dachte, die er stellen, an die Dinge, die er sagen mußte. Er wollte Schaumfolger zulächeln, aber seine Wangen waren zu steif. Daraufhin hatte er das Gefühl, beim Begehen eines fortwährenden Versagens erwischt worden zu sein, gewohnheitsmäßigem Reaktionsmangel. Er war froh, sich abwenden zu können, als Bannor ihre Aufmerksamkeit auf das Wetter lenkte.
    Bannors Hinweis rief das Fehlen des Windes in sein Bewußtsein. Während seiner Auseinandersetzung mit Elena war ihm der Wechsel kaum aufgefallen. Doch nun konnte er die Ruhe der Atmosphäre spüren wie einen handfesten Heilungsprozeß. Lord Fouls eisige Raserei war vorüber, zumindest für einige Zeit. Und ohne den Wind, der sie dahingetrieben hatte, schwebte die graue Wolkendecke düster und hohl am Himmel wie ein Sarg ohne Leichnam.
    Infolgedessen fühlte sich die Luft jetzt wärmer an. Halb rechnete Covenant damit, schon Matsch am Erdboden zu sehen, als auf diese Weise Tauwetter einsetzte; er erwartete halb, auf der Stelle den Frühling emporblühen zu sehen. In der sanften Stille erreichte das Geräusch des Wasserfalls ihn nun mit aller Deutlichkeit.
    Bannors Wahrnehmungen gingen weiter; er spürte etwas, das Covenant zunächst nicht auffiel. Nach einem Weilchen führte er Covenant und Schaumfolger zum Koloß, um ihnen zu zeigen, was er bemerkt hatte.
    Aus dem Obsidian-Monolithen drang eine sachte Wärmestrahlung.
    Diese Wärme enthielt das Versprechen eines wirklichen Frühlings; sie roch nach Sprößlingen und grünem Gras, nach Aliantha , Moos und lehmiger Walderde. Unter diesem Einfluß fühlte sich Covenant zur Entspannung fähig. Er schob Jammer, Furcht und alle ungelösten Probleme beiseite und setzte sich matt nieder, lehnte sich dankbar mit dem Rücken an den Stein und seine besänftigende Ausstrahlung.
    Schaumfolger suchte die Umgebung ab, bis er den Sack mit dem Proviant fand, den er aus dem Ramen-Schlupfwinkel mitgenommen hatte. Er holte Verpflegung und seinen Topf mit Glutgestein heraus. Gemeinsam verzehrten er, Bannor und Covenant unter der Faust des Kolosses stumm eine Mahlzeit, als nähmen sie an einer Kommunion teil – als brächten sie dem Stein für seine Wärme und seinen Schutz eine Ehrung dar. Sie hatten keine andere Möglichkeit, ihren Dank auszudrücken.
    Covenant war hungrig; tagelang war nichts außer Dämondim-Brühe in seinen Magen gelangt. Aber er aß die Nahrung und wärmte sich in sonderbarer Demut, als habe er sie nicht verdient, stünde sie ihm nicht zu. Insgeheim wußte er, daß die Vernichtung des Stabes dem Land nicht mehr als einen kurzen Zeitgewinn einbrachte, einen zeitweiligen Aufschub des letztendlichen Triumphs des Verächters. Und nicht einmal dieser Aufschub war sein Verdienst. Der Reflex, der das Weißgold ausgelöst hatte, war eindeutig so unbewußt, so unbeabsichtigt aufgetreten, als wäre es im Schlaf geschehen. Und wieder war sein Schuldkonto mit fremdem Leben belastet worden. Diese Einsichten waren es, die ihn demütigten. Er aß und wärmte sich im Hinblick auf die Arbeit, die noch zu tun blieb, die kein anderes Wesen im Land ihm abnehmen konnte.
    Als das frugale Mahl beendet war, begann er seine Freunde zu fragen, wie sie zum Koloß gelangt seien.
    Bei der Erinnerung daran zog Schaumfolger den Kopf ein. Er überließ es Bannors Wortkargheit, zu berichten. Während Bannor erzählte, säuberte und behandelte der Riese Covenants Stirn.
    Mit knappen Sätzen erläuterte Bannor, daß es den Ramen dank der entschiedenen Hilfe des Riesen gelungen war, den Überfall auf ihren Unterschlupf abzuwehren. Aber der Kampf verlief lang und verlustreich, und die Nacht verstrich, bevor Bannor und Schaumfolger sich auf die Suche nach Covenant und Lena machen konnten.
    »Urböse!« schnob Schaumfolger angesichts von Covenants Verletzung. »Das wird nicht heilen. Sie drücken ihren Gefangenen ihr Mal auf.«
    Die Mähnenhüter stellten zur Unterstützung der Suche lediglich zwei Seilträger ab, nämlich Whane und Lal. Denn im Laufe der Nacht hatte eine Veränderung die Ranyhyn erfaßt. Zur Freude und Überraschung der Ramen hatten die großen Rösser damit begonnen, sich in den Süden abzusetzen, in die

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