Die letzte Walstatt - Covenant 03
schienen, und hinkte hinüber zu seinen Freunden, um ihnen zu helfen.
17
Die Verwüsteten Ebenen
Bannor erholte sich rascher als Schaumfolger. Trotz seines fortgeschrittenen Alters stak noch die Zähigkeit der Haruchai in ihm; nachdem Covenant ihm eine Zeitlang den Nacken und die Handgelenke massiert hatte, schüttelte er seine Benommenheit ab und verfiel fast im Handumdrehen in seine gewohnte Wachsamkeit. Er erwiderte Covenants tränennassen Blick mit seiner charakteristischen Leidenschaftslosigkeit; dann kümmerten sie sich gemeinsam um den Riesen, um für ihn zu tun, was sie konnten.
Schaumfolger lag in einem Fieber des Grausens am Erdboden und stöhnte vor sich hin. Zuckungen entblößten seine Zähne, und seine wuchtigen Hände droschen ziellos auf seiner eigenen Brust umher, als wolle er sich von irgendeinem verhängnisvollen Mal des Makels befreien. Allem Anschein nach schwebte er in der Gefahr, sich selber irgendeinen Schaden zuzufügen. Daher setzte sich Bannor am Kopf des Riesen auf die Erde, stemmte seine Füße auf Schaumfolgers Schultern und packte seine Arme, mit denen er blindlings fuchtelte, an den Handgelenken. Während Bannor die Arme des Riesen festhielt, hockte sich Covenant auf Schaumfolgers Brustkorb und verabreichte dem verzerrten Gesicht eine Reihe von Ohrfeigen.
Nach einem Moment der Gegenwehr stieß Schaumfolger ein Brüllen aus. Er wand sich wild, wuchtete Bannor über Covenants Kopf, warf den Zweifler von seiner Brust und sprang mit einem Keuchen auf die Beine. Covenant zog sich aus der Reichweite von Schaumfolgers gefährlichen Fäusten zurück. Aber während der Riese noch blinzelte und schnaufte, besann er sich, erkannte seine Freunde. »Covenant?« quetschte er heraus, als befürchte er, die beiden seien Wütriche. »Bannor?«
»Schaumfolger!« japste Covenant mit erstickter Stimme. Tränen der Erleichterung rannen ihm über die abgezehrten Wangen. »Du bist in Ordnung.«
Langsam entkrampfte sich Schaumfolger, als er seine Freunde gesund und unüberwunden sah. »Stein und See!« stieß er aus Verblüffung hervor, schauderte beim Atemholen zusammen. »Ach! Meine Freunde ... habe ich euch einen Harm getan?«
Covenant vermochte nicht zu antworten; sein erneuertes Weinen überschwemmte seine Stimme. Er blieb, wo er stand, ließ den Riesen seine Tränen sehen; er besaß keine andere Möglichkeit, um ihm zu zeigen, was er empfand.
Einen Moment später antwortete Bannor an seiner Stelle. »Wir sind wohlauf – soweit das Wohlbefinden gehen mag. Du hast uns nicht verletzt.«
»Und das ... das Gespenst Hoch-Lord Elenas? Der Stab des Gesetzes? Wie kommt's, daß wir noch leben?«
»Fort.« Covenant rang um Selbstbeherrschung. »Vernichtet.«
Schaumfolgers Miene war voller Mitgefühl. »Ach, mein Freund, nein«, seufzte er. »Sie ist nicht vernichtet. Die Toten können nimmermehr vernichtet werden.«
»Ich weiß. Das weiß ich.« Covenant biß die Zähne aufeinander, preßte die Arme um seinen Oberkörper, bis er den Höhepunkt seiner schmerzlichen Emotionen überwunden hatte. »Sie ist halt tot ... wieder tot. Aber der Stab ... er ist vernichtet worden. Durch wilde Magie.« Halb fürchtete er die Reaktion seiner Freunde auf diese Auskunft. »Ich hab's nicht getan«, fügte er deshalb hastig hinzu. »Es ging nicht von mir aus. Sie ...« Er verstummte. Er hatte gehört, wie Mhoram zu ihm sagte: ›Du bist das Weißgold.‹ Wie sollte er jetzt noch sicher sein, was sein Werk war und was nicht?
Aber seine Enthüllung erzeugte in Bannors gleichgültigen Augen nur ein schwaches Aufglimmen. Die Haruchai hatten Waffen immer für unnötig gehalten, sogar für schädlich. Die Zerstörung des Stabes war für Bannor eher ein Anlaß zur Zufriedenheit als zum Bedauern. Und Schaumfolger tat die Erklärung gleichgültig ab, als wäre sie im Vergleich zum Leid seines Freundes unwichtig. »Ach, Covenant, Covenant«, stöhnte er. »Wie vermagst du nur auszuhalten? Wer kann solche Dinge ertragen?«
»Ich bin Aussätziger«, gab Covenant zur Antwort. Es überraschte ihn selbst, sich die Bezeichnung ohne Bitterkeit aussprechen zu hören. »Ich kann alles aushalten. Weil ich's nicht fühle.« Er zeigte nachdrücklich seine kranken Hände vor, weil seine Tränen der Äußerung so kraß zu widersprechen schienen. »Das hier ist alles nur ein Traum. Es betrifft mich nicht. Ich bin ...« Er schnitt eine Grimasse, erinnerte sich des Wahns, der Elena dazu verleitet hatte, das Gesetz des Todes zu
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