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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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flitzten. Sie erweckten einen unmäßig gierigen Eindruck, und ihre Kiefer strotzten nur so von Zähnen. Doch sie ermöglichten es ihm und Schaumfolger, den Marsch fortzusetzen.
    Auch im faszinierend geisterhaften Lichtschein der Aale kamen sie nicht wesentlich vorwärts. Die Zerstörung des Stabes hatte das Gleichgewicht von Lord Fouls Winter durcheinandergebracht; ohne den Wind, der ihnen Zusammenhalt verliehen hatte, schlafften die geballten Kräfte der Wolken ab. In der tieferen Eisigkeit der Finsternis vergossen sie Regen vom blinden Himmel. Bald schüttete es in Strömen aus dem entkräfteten Zugriff der Wolken, prasselte senkrecht aufs Unterland herab, als sei das Himmelsgewölbe geborsten. Unter diesen Umständen konnte Schaumfolger den Weg freilich nicht finden. Er und Covenant hatten keine andere Wahl, als sich im Lehm aneinanderzukauern und zu wärmen, während des Wartens zu versuchen, zu schlafen.
    Mit dem Tagesanbruch hörte der Regen auf; Covenant und Schaumfolger zogen in der verwaschenen Helligkeit der Morgenfrühe weiter an der Trümmerschwemme entlang. Im Laufe des Tages entdeckten sie die allerletzten Aliantha ; während ihres Vordringens in die Verwüsteten Ebenen erwies sich die Erde immer mehr als zu unfruchtbar für Schatzbeeren. Das Paar ernährte sich mit kärglichen Rationen der schwindenden Vorräte. Gegen Abend brach der Regen von neuem aus, durchnäßte die beiden, bis die flaue Feuchtigkeit ihnen bis ins Mark gedrungen zu sein schien.
    Am folgenden Tag erspähte sie auf einer Lichtung im grauen Gehölz ein Adler. Er kreiste zweimal dicht über ihren Köpfen, dann schwang er sich davon, kreischte zum Hohn: »Schaumfolger! Sippenverächter!«, wie eine Stimme aus dem Totenreich.
    »Sie sind hinter uns her«, sagte Covenant.
    »Ja«, stieß Schaumfolger heftig hervor. »Sie werden auf uns Jagd machen.« Er suchte sich einen glatten Stein, so groß wie Covenants beide Fäuste, und nahm ihn mit, um ihn nach dem Adler zu werfen, falls er zurückkehrte.
    An diesem Tag ließ dieser sich aber nicht wieder blicken, jedoch am nächsten Tag – nach einem wolkenbruchartigen Sturzregen, der auf die Ebenen herunterrauschte, als sei die Wolkendecke überm Land ein übergeschwapptes Meer – zog Lord Fouls Vogel zweimal, am Vor- und am Nachmittag, über ihnen seine Kreise. Beim erstenmal verspottete er sie, bis Schaumfolger alle Steine verschleudert hatte, die sich in der Nähe finden ließen, dann stieß er herab, um geringschätzig »Sippenverächter!« und »Kriecher!« zu krächzen.
    Das zweitemal hielt Schaumfolger einen Stein verborgen. Er wartete, bis der Adler sich herunterschwang, um sie zu verhöhnen, dann warf er den Stein mit fürchterlicher Gewalt. Der Adler kam davon, indem er die schlimmste Wucht mit den Flügeln abfing, aber er torkelte nur noch durch die Luft, als er die Flucht ergriff, kaum dazu imstande, eine gewisse Mindesthöhe zu bewahren.
    »Wir müssen uns sputen«, knurrte Schaumfolger. »Dieser üble Vogel hat zweifelsfrei die Verfolger in unsere Richtung geleitet. Sie können nicht fern sein.«
    So schnell Covenant es mit seinen gefühllosen, geschundenen Füßen konnte, brach er sich durchs dürre Gehölz Bahn.
    Sie blieben weitmöglichst unter der Deckung von Bäumen, um gegen eine erneute Ausspähung durch Vögel vorzubeugen. Diese Vorsicht setzte ihr Tempo leicht herab, aber das größte Hemmnis ihres Marsches war eindeutig Covenants Schwächlichkeit. Seine Verletzung und die Prüfung, die ihm am Koloß widerfahren war, schien in ihm irgendein grundlegendes Beharrungsvermögen erschöpft zu haben. In den kalten, nassen Nächten fand er wenig Schlaf, und er spürte, daß die Geringfügigkeit der Rationen ihn allmählich aushungerte. In verbissenem Schweigen latschte er Meile um Meile dahin, als sei die Furcht vor den Verfolgern der einzige Sachverhalt, der ihn weiter vorwärts trieb. Und an diesem Abend verzehrte er im Grünspanleuchten des Aallichts den allerletzten Rest von Schaumfolgers Proviant.
    »Was jetzt?« murmelte er ratlos, als er alles gegessen hatte.
    »Wir müssen uns begnügen. Es gibt nichts mehr.«
    Ach, Hölle und Verdammnis! stöhnte Covenant insgeheim. Lebhaft erinnerte er sich daran, was ihm im Wald hinter der Haven-Farm passiert war, als seine selbstauferlegte Kasteiung ihn hysterisch gemacht hatte. Die Erinnerung erfüllte ihn mit kaltem Grausen.
    Dies Grausen wiederum rief andere Erinnerungen herauf – Gedanken an Joan, seine Ex-Frau, und seinen

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