Die letzte Walstatt - Covenant 03
beiderseits der Trümmerschwemme nicht mehr sichtbar.
Auf der anderen Seite der Überschwemmung, in der Richtung, die er und Schaumfolger nun nehmen mußten, lag eine langgestreckte Hügelkette. Die Kuppen türmten sich schichtweise immer höher empor, bis sie fast so hoch wie Berge wirkten, und ihre zerklüfteten Hänge machten einen derartig trostlosen, öden Eindruck, als seien ihre Wurzeln selbst bereits vor Äonen abgestorben.
Die Aussicht entlockte ihm ein Stöhnen. Sein überanstrengtes Fleisch sträubte sich. Aber es blieb keine Wahl; das flache Gelände längs der Trümmerschwemme war nicht länger begehbar.
Mit nichts zur Stärkung als kargen Wasserrationen machten er und der Riese sich ans Klettern.
Die Steigung war weniger schroff, als sie ausgesehen hatte. Wäre Covenant gesund und normal ernährt gewesen, sie hätte ihm keine Schwierigkeiten bereitet. Aber in seinem ausgemergelten Zustand konnte er sich die Hänge kaum aus eigener Kraft hinaufschleppen. Die entzündete Wunde an seiner Stirn schmerzte wie eine an seinem Schädel eingehakte Last, die ihn beim Hinaufsteigen stark behinderte. Die stickige, feuchte Luft schien seine Lungen zu verstopfen. Von Zeit zu Zeit passierte es ihm, daß er merkte, er lag der Länge nach zwischen Steinen, ohne sich daran erinnern zu können, gefallen zu sein.
Doch mit Schaumfolgers Unterstützung hielt er durch. Noch spät am selben Tag überquerten sie die Höhe des Hügelkamms und begannen den Abstieg.
Seit sie die Umgebung der Trümmerschwemme verlassen hatten, waren keine Anzeichen weiterer Verfolger feststellbar gewesen.
Am nächsten Morgen, nach einem dermaßen schweren und widerlich ranzigen Regen, als seien die Wolken selbst zum vollkommenen Stillstand gekommen, verließen sie auch die Hügel. Während Covenants abgehärmtes Fleisch sich an den Hunger gewöhnte, entwickelte er mehr Zähigkeit – er war nicht gerade kräftiger, aber weniger klapprig. Er bewerkstelligte den Abstieg ohne Zwischenfall, und vom Höhenzug aus schlugen er und Schaumfolger eine allgemein ostwärtige Richtung ein, hinaus in die Weite der öden Landschaft.
Nach der Mittagsrast, trübselig und ohne Essen zugebracht, gelangten sie an eine unheimliche Wildnis von Dornengesträuch. Es bedeckte die ganze Ausdehnung eines weitflächigen Tieflands. In einer Breite von gut einer Meile standen leblose Dornensträucher mit armdicken Ästen und grauen, eisenharten Dornen ihnen im Weg. Die ganze weite Senke ähnelte einem verwucherten Obstgarten, in dem man scharfe Spitzen und Haken züchtete, um daraus Waffen zu machen; die Dornbüsche standen in krummen Reihen, als habe man sie so gepflanzt, um sie pflegen und die schaurige Ernte einbringen zu können. Da und dort sah man Lücken zwischen den heckenähnlichen Reihen, aber aus der Entfernung konnte Covenant nicht ihre Ursache erkennen.
Schaumfolger mochte das Tal ungern durchqueren. An beiden Seiten umgrenzte höheres Gelände die dornige Ödnis, und die kahlen Sträucher boten keinerlei Deckung; dort unten konnte man sie jederzeit leicht ausspähen. Doch wieder besaßen sie keine Wahl. Die Wildnis erstreckte sich sehr weit nach Norden wie auch in den Süden. Um die Dornen zu umgehen, hätten sie viel Zeit opfern müssen – Zeit, in der sie der Hunger überwältigen mochte, Verfolger sie einholen konnten.
Während er bei sich murmelte, hielt Schaumfolger über das gesamte Umland Ausschau, so weit sein Auge reichte, und versuchte, irgendwelche Anzeichen von Verfolgung zu erspähen. Dann führte er Covenant den letzten Hang hinunter und zwischen die Dornen.
Drunten stellten sie fest, daß die untersten Äste der Sträucher sich eineinhalb bis zwei Meter überm Boden befanden. Covenant konnte weitgehend aufrecht zwischen den gewundenen Reihen dahinmarschieren, aber Schaumfolger mußte sich ständig unter den Gewächsen ducken oder sogar in die Hocke gehen, um zu vermeiden, daß das stacheldrahtartige Dornengeranke ihm Oberkörper, Kopf und Gesicht aufriß. Falls er sich zu schnell bewegte, riskierte er Verletzungen. Infolgedessen kamen sie nur gefährlich langsam durch diese Wildnis voran. Unter ihren Füßen bedeckten hoch Staub und Sand den Boden. Der gesamte Regen der vergangenen Nächte hatte dies Tal allem Anschein nach überhaupt nicht betroffen. Der leblose Dreck lag unter den Wolken, als könnten nicht einmal jahrelange Ströme von Regen seinen uralten Durst stillen. Die Schritte der zwei Wanderer wirbelten derartige Staubwolken
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