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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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nie wiedersehen würden.
    Bannor! stöhnte Covenant innerlich auf. War es so schlimm? Er fühlte sich beraubt, verlassen, ihm war zumute, als sei ihm die Hälfte aller Unterstützung entzogen worden.
    »Sachte, mein Freund«, ermahnte Schaumfolger ihn leise. »Er hat der Vergeltung den Rücken gekehrt. Für ihn sind zweitausend und mehr Jahre des puren Dienstes verderbt worden – und dennoch zieht er's vor, dafür keine Rache anzustreben. Solche Entschlüsse werden nicht leichthin gefällt. Vergeltung – ach, mein Freund, Vergeltung ist der süßeste aller dunklen süßen Träume.«
    Covenant bemerkte, daß er schon wieder den Wasserfall anstarrte. Der vielschichtige Sturz des Flusses in die Tiefe besaß eine Süße eigener Art. Er schüttelte sich. »Hölle und Verdammnis!« Die Hohlheit seiner Flüche schien bloß zu seiner Verfassung zu passen. »Gehen wir jetzt, oder gehen wir nicht?«
    »Wir gehen.« Covenant fühlte den Blick des Riesen, aber er verzichtete darauf, ihn zu erwidern. »Covenant ... Ur-Lord ... es ist nicht vonnöten, daß du den Abstieg durchleidest. Schließ deine Augen, und ich werde dich tragen. So wie vom Kevinsblick hinab.«
    Covenant hörte die eigene Antwort kaum. »Das ist schon lange her.« Das Schwindelgefühl schien um seinen Kopf ein Kreiseln zu erzeugen. »Ich muß das für mich selbst durchstehen.« Für einen Augenblick ließ er in seinem Durchhaltewillen nach, und er sank beinah auf die Knie. Während die Anziehungskraft an seinem Bewußtsein zerrte und zupfte, begriff er, daß er einwärts mußte, nicht davon fort, daß die einzige Möglichkeit, das Schwindelgefühl zu meistern, darin bestand, seine Mitte zu finden. Irgendwo im Zentrum des Strudels mußte ein Angelpunkt sein, ein Kern der Stabilität. »Klettere bloß voraus ... damit du mich im Notfall auffangen kannst.« Nur am Mittelpunkt des Wirbels konnte er festen Halt finden.
    Schaumfolger musterte ihn mit sichtlichen Bedenken, dann strebte er näher zum Wasserfall und an den Rand der Klippe. Während Covenant ihm hinterdreinhumpelte, trat er an die Felskante und spähte abwärts, um die günstigste Stelle für den Abstieg zu suchen, dann schwang er sich über die Kante hinab außer Sicht.
    Einen Moment lang stand Covenant am Abgrund des Landbruchs und schwankte. Der Schlund der Tiefe klaffte schier unendlich von einer Seite zur anderen; er lockte ihn an wie Erleichterung vom Delirium. Der Ausweg schien so leicht zu sein. Indem der Schwindel wuchs, verstand er immer weniger, wie er ihm widerstehen können sollte.
    Aber das Anschwellen ließ seinen Pulsschlag in der wunden Stirn hämmern. Er schlang sich um diesen Schmerz wie um die eigene Achse und merkte, daß die verführerische Panik, die die Kluft in ihm erzeugte, infolgedessen nachließ. Die bloße Hoffnung, das Schwindelgefühl könne ein festes Zentrum besitzen, schien ihre Selbsterfüllung zu bewirken. Der Wirbel blieb bestehen, aber sein Griff um ihn verlor an Stärke, wich zurück in den Hintergrund. Langsam verebbte das Wummern in seiner Stirn.
    Er stürzte nicht.
    Er fühlte sich schwach wie ein ausgehungerter Strafgefangener, kaum dazu imstande, das eigene Gewicht zu tragen. Trotzdem kniete er am Rande des Landbruchs nieder und schob seine Beine über die Kante. Mit den Armen an den Rand geklammert, den Bauch dagegen gedrückt, begann er blindlings mit den Füßen nach Halt zu tasten. Gleich darauf kroch er an der Felswand abwärts, der Tiefe den Rücken zugekehrt, als handle es sich um den Abgrund seiner persönlichen Zukunft.
    Der Abstieg beanspruchte viel Zeit, aber er gestaltete sich nicht besonders schwierig. Auf dem ganzen Weg hinab, in jedem Abschnitt der schroffen Klippe, schützte ihn Schaumfolger. Selbst die steilen Wände waren genügend durch Simse und Spalten sowie robustes Gesträuch und Gestrüpp aufgelockert, um die Klippe in ihrer gesamten Höhe passierbar zu machen. Es fiel dem Riesen nicht schwer, einen Weg zu finden, den Covenant bewältigen konnte, und sobald Covenant ein gewisses Maß an Selbstvertrauen gewonnen hatte, war er dazu imstande, das letzte Stück hinunter in die Vorhügel unter geringer Aufsicht zu überwinden.
    Als er schließlich wieder auf ebener Erde stand, schleppte er seine strapazierten Nerven geradewegs zum See unterhalb des Wasserfalls und warf sich ins eiskalte Wasser, um den angesammelten Schweiß seiner Furcht abzuwaschen.
    Während Covenant badete, füllte Schaumfolger seinen Wasserkrug und trank ausgiebig aus

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