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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Verächter. Aber seine Heiterkeit währte diesmal nur kurz und fiel reichlich giftig aus; er machte einen beunruhigten Eindruck, als gäbe es etwas in Covenant, das sich seinem Begriffsvermögen entzog. »Das Land und dein Zweifel«, höhnte er hämisch. »Du arme, abgeirrte Seele! Du kannst nicht beides haben. Sie schließen einander aus.«
    Aber Covenant wußte es besser; nach allem, was er durchgemacht hatte, wußte er es besser. Nur indem er beide erkannte, beide Pole des Widerspruchs akzeptierte, sie beide unangetastet ließ, im Gleichgewicht, konnte er beiden Bestand verleihen, sowohl sich selbst als auch das Land bewahren; nur indem er sich, statt zwischen ihnen zu lavieren, mit ihnen bewegte, konnte er den Punkt erreichen, wo sich die Parallelen seines unauflöslichen Dilemmas trafen. Den Kern des Paradoxons. Dort lag der Grund verborgen, warum so etwas wie das Land ihm widerfuhr. Deshalb hielt er den Mund, während er in den eigenschaftslosen Schatten, die smaragdgrüne Aura und die unermeßliche Macht des Verächters aufblickte. Nein , knirschte er jedoch in seinem Innern, keineswegs, Foul. So einfach ist das nicht. Wäre das so einfach, hätte ich es schon längst herausgefunden.
    »Aber ich werde deiner tölpelhaften Redensarten überdrüssig«, schwadronierte Lord Foul einen Moment später weiter. »Meine Geduld ist nicht unbegrenzt. Und es gibt noch andere Fragen, die ich dir zu stellen wünsche. Die Frage deines Eindringens in mein Haus will ich zur Seite schieben. Das ist eine unbedeutende, leicht aufklärbare Angelegenheit. Auf eine mir unbekannte Weise hast du das blöde Vieh, das mir zu Diensten steht, in die Irre geführt, so daß ich zweimal unwahre Meldungen über deinen Tod erhielt. Doch lassen wir das. Ich werde diesen Schwachsinnigen die Seelen selbst vom Gerippe reißen und so die Wahrheit erfahren. Doch beantworte mir diese Frage, Kriecher.« Er trat näher zu Covenant, und der eindringliche, gespannte Ton seiner Stimme verriet Covenant, daß der Verächter nun endlich auf des Pudels Kern zu sprechen kam. »Die wilde Magie ist kein Bestandteil deiner Welt. Sie widerspricht deinem Zweifel. Wie vermagst du diese Kraft zu nutzen, wenn du gar nicht an sie glaubst?«
    Darin entdeckte Covenant die Ursache von Lord Fouls bisheriger Nachsicht. Der Verächter hatte sich die Zeit genommen, Covenant auszufragen, statt ihm einfach die Finger von der Hand zu hacken, um an den Ring zu gelangen, weil er – Lord Foul – befürchtete, Covenant könne die wilde Magie insgeheim gemeistert haben – seine dadurch gewonnene Macht zurückhalten, den Tod in den Verwüsteten Ebenen, den Kurash Quellinir und der Glutasche riskiert, sich gefangennehmen lassen haben, um den Verächter zu überraschen, Lord Foul an einer schwachen oder ungewissen Stelle zu packen.
    Foul hatte seine Gründe für diese Sorge. Der Stab des Gesetzes war vernichtet. In der ersten Sekunde dachte Covenant, er könne Fouls Spannung irgendwie ausnutzen, um sich aus der Patsche zu winden. Aber er sah ein, daß er das nicht konnte. Im eigenen Interesse, um seine Standhaftigkeit nicht durch den alten Makel seiner Janusköpfigkeit zu beeinträchtigen, sagte er die Wahrheit.
    »Ich habe keine Ahnung, wie ich sie verwenden könnte.« Seine Stimme kollerte plump über die verquollenen Lippen. »Ich weiß nicht, wie ich sie beschwören kann. Aber ich weiß, daß sie im Land eine Realität ist. Ich weiß, wie sie sich auslösen läßt. Ich weiß, wie ich diesen ganzen verdammten Kühlschrank über deinen Ohren zusammenstürzen lassen kann.«
    Weder zweifelte der Verächter daran noch veranlaßte ihn diese Auskunft zum Zögern. »Nichts wirst du auslösen!« brüllte er und schien sich dabei in Covenants Blickfeld auszudehnen. »Ich habe genug von deiner Aufsässigkeit! Du bist ein Lepraleidender, sagst du?! Ich werde dir Lepra zeigen!«
    Wie eine Million wahnwitziger Wespen begann Energie Covenant zu umschwirren. Vor ihm schwoll die trübe Schattengestalt des Verächters greulich an, bis Covenant daneben einem Zwerg glich, ebenso Schaumfolger, bis er sogar den Thronsaal überragte; er füllte die Luft aus, den Saal, den gesamten Hort. Covenant fühlte sich in ihre Tiefe stürzen. Er schrie um Hilfe, aber keine Hilfe kam. Wie ein vom Blitz getroffener Vogel trudelte er abwärts. Die Geschwindigkeit seines Falls brauste in seinen Ohren, als wolle sie sein Inneres nach außen kehren. Ihm war, als könne er den Fels, auf dem er zerschellen würde, in

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