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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Eine Anzahl von Lehrwarten hatte sich in mehreren Reihen oberhalb der Tafel niedergelassen; der Staub ihrer Flucht klebte noch an ihnen, und auch ihre Ermüdung ließ sich ihnen ansehen, aber die Nachricht vom Fall der Baumstadt hatte sie zu sehr aufgewühlt, als daß sie diese Beratung versäumt hätten. Ferner waren buchstäblich alle Lillianrill der Herrenhöh zur Stelle. Das Niederbrennen eines Baumes griff die Allholzmeister ans Herz, und sie blickten dem Hoch-Lord aus schmerzerfüllten Augen entgegen.
    Als Mhoram seinen Platz erreichte, setzte er sich zunächst nicht. Während Lord Amatin ihren Stuhl an der rechten Seite der Tafel aufsuchte, verspürte Mhoram eine Aufwallung von Pein, als sein Blick auf den Sitz fiel, den nun eigentlich Lord Callindrill hätte einnehmen müssen. Und er konnte die erinnerte Gegenwart anderer erahnen, die schon den Sessel des Hoch-Lords belegt hatten: in der Neuzeit waren die Lords Variol, Prothall, Osondrea und Elena es gewesen, unter den Alt-Lords Kevin, Lorik und Damelon. Die persönliche Größe und der Mut eines jeden von ihnen machte ihn demütig, verdeutlichte ihm, was für eine unerhebliche Gestalt er war, die doch derartige Verluste, solche Pflichten ertragen sollte. Er stand am Rande zum Untergang des Landes, ohne Variols Weitsicht, Prothalls asketische Kraft, Osondreas harte Unnachgiebigkeit oder Elenas Feuer der Leidenschaft zu besitzen; und er verfügte über zuwenig Kraft, um sich nur mit dem schwächsten Lord im ungünstigst zusammengesetzten Großrat, dem Kevin, Lorik, Damelon oder gar Berek, Herz der Heimat und Lord-Zeuger, vorgesessen haben mochte, vergleichen zu können. Und doch vermochte keiner der übrigen Lords an seine Stelle zu treten. Amatin fehlte es an körperlicher Zähigkeit. Trevor zweifelte an seinen eigenen Fähigkeiten; er fühlte sich seinen Mit-Lords unterlegen. Und Loerja sah sich hin- und hergerissen zwischen ihrer Liebe zum Lande und ihrem Wunsch, die eigene Familie zu schützen. Mhoram wußte, daß sie mehr als einmal kurz davor gestanden hatte, ihn um die Entbindung von ihren Lordschaftspflichten zu ersuchen, damit sie mit ihren Töchtern in die verhältnismäßige Sicherheit des Westlandgebirges fliehen dürfte.
    Durch den Verlust Callindrills war Hoch-Lord Mhoram noch einsamer denn je zuvor geworden.
    Er mußte sich regelrecht dazu zwingen, seinen steinernen Sessel zurechtzurücken und sich niederzusetzen. In innerer Einkehr, mit der Sammlung all seiner Seelenstärke beschäftigt, harrte er der Ankunft Trevors und Loerjas. Schließlich öffnete man ihm gegenüber das Hauptportal zur Klause, und die beiden Lords kamen dort die breiten Stufen herab, führten in ihrer Mitte den Ältesten Corimini herein. Er bewegte sich mit langsamer Umständlichkeit, als ob das Ende Schwelgenholz' ihn um die letzte Geschmeidigkeit seiner Sehnen gebracht, ihn der Gnade seines Alters ausgeliefert hätte; Trevor und Loerja stützten ihn behutsam. Sie halfen ihm zu einem Platz an der Tafel, an Amatins Seite, dann umrundeten sie die Tafel und nahmen ihre Sitze zur Linken des Hoch-Lords ein. Sobald sie saßen, entstand in der Klause Ruhe. Alles Reden verstummte, und nach einem kurzen Scharren von Füßen und Zurechtrutschen herrschte im behaglichen gelben Schein der Fackeln und des Glutgesteins Stille. Mhoram konnte nichts außer dem Sauggeräusch gedämpften Atmens hören. Langsam schaute er in die Runde der Tafel, ließ seinen Blick über die Reihen der Zuhörer schweifen. Alle Augen in der Halle waren auf ihn gerichtet. Er straffte sich, legte seinen Stab auf die Tafel und stand auf. »Freunde und Diener des Landes«, sprach er mit fester Stimme, »seid willkommen im Großrat des Lords. Ich bin Mhoram, Variols Sohn, Hoch-Lord durch des Großrates Beschluß. Herber Verdruß bedrängt uns, und wir müssen Maßnahmen ergreifen. Doch zuvor müssen wir die Lehrwarte von der Schule der Lehre willkommen heißen. Corimini, Ältester an besagter Schule, fühle dich mit all deinen Gefährten in der Herrenhöh daheim. Du hast die ruhmreiche Schule von Kevins Lehre wohlbehalten nach Schwelgenstein verbracht. Wie können wir dich ehren?«
    Wacklig erhob sich Corimini, als wolle er den Gruß des Hoch-Lords erwidern, aber sein verschleierter Blick bezeugte, daß er geistig woanders weilte. »Faer ...«, begann er mit zittriger Greisenstimme, »Faer bat mich, das Fehlen Callindrills, ihres Gemahls, zu entschuldigen. Er kann nicht an der Ratsversammlung teilnehmen.« Abirrung

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