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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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harten Tonfall kaum zu kleiden.
    Doch Mhoram wartete weiter, schaute die anderen Lords an, ob sie zu Loerjas Behauptung Stellung beziehen mochten. »Aber zugleich«, sagte nach einem ausgedehnten Weilchen Trevor so bedächtig, als zögere er noch, »ist das Gesetz des Todes gebrochen worden.«
    »Und wenn der Stab vernichtet ist«, ergänzte ihn rasch Amatin, »muß die Erdkraft, welchselbige er enthielt, die in ihm zusammengeballt war, wieder dem Lande zugeflossen sein. Vielleicht ist sie uns infolgedessen noch zugänglich.«
    »Und wir müssen den Versuch wagen«, sagte Mhoram. »Der Zweifler ist unvermeidlich mit dem Schicksal des Landes verbunden, ob zum Wohl oder zum Übel. Wenn er nicht hier weilt, kann er das Land nicht verteidigen.«
    »Oder nicht zerstören!« raunzte Quaan.
    Bevor Mhoram darauf eingehen konnte, sprang Herdwart Borillar auf. »Der Zweifler wird das Land retten«, platzte er heraus.
    »Dein blindes Vertrauen mutet befremdlich an, Herdwart«, brummte Quaan.
    »Er wird's retten«, versicherte Borillar, als verblüffe ihn die eigene Verwegenheit. Vor sieben Jahren, als er Covenant begegnete, war er der jüngste Allholzmeister gewesen, der je das Amt eines Herdwarts angetreten hatte. Er war sich damals seiner Unerfahrenheit unangenehm bewußt gewesen, und noch immer verspürte er Hochachtung – eine Tatsache, die seinen Gefährten und Herdwart-Kollegen Tohrm belustigte. »Als ich dem Zweifler erstmals gegenübertrat, war ich jung und schüchtern ... furchtsam.« Tohrm grinste über die unausgesprochene Behauptung, Borillar sei nicht länger jung und schüchtern. »Ur-Lord Covenant hat sich wie ein Freund mit mir unterhalten.«
    Borillar setzte sich wieder, nun vor Verlegenheit errötet. Doch außer Tohrm lächelte niemand, und Tohrm hatte bekanntlich sein Lächeln nicht in der Gewalt. Es drückte lediglich heitere Zuneigung aus, keinen Spott. Die Festigkeit von Borillars Überzeugung schien alle in der Klause zurechtzuweisen, die Bedenken hegten. Als von neuem Lord Loerja sprach, geschah es in verändertem Ton. Loerja musterte den jungen Herdwart aufmerksam. »Wie sollen wir ...«, meinte sie, »diesen Versuch beginnen?«
    Mhoram nickte Borillar zum Dank würdevoll zu, dann wandte er sich erneut an die Lords der Tafelrunde. »Ich werde die Herrufung einleiten. Sollten meine Kräfte nachlassen, unterstützt mich.« Stumm nickten die Lords. Mit einem letzten Blick ins Rund der Klause nahm Mhoram wieder Platz, neigte sein Haupt und öffnete seinen Geist, um ihn mit den anderen Lords zu vereinen.
    Er tat es in dem Bewußtsein, einen Teil seines Ichs absondern zu müssen, um zu verhindern, daß Trevor, Loerja und Amatin sein Geheimnis erkannten. Er wagte viel. Er benötigte die Ermunterung, die Gemeinsamkeit von Kraft und Zuspruch, die mit einer vollständigen Verschmelzung zustande kamen; aber jede persönliche Schwäche mochte das Wissen entblößen, das er hütete. Und während der Geistesverschmelzung konnten seine Mit-Lords wahrnehmen, daß er etwas vorenthielt. Aufgrund dessen war der Ritus sehr anstrengend. Jede ihrer geistigen Vereinigungen erschöpfte ihn außerordentlich, weil er sein Geheimnis nur bewahren konnte, indem er Mut spendete, statt sich welchen spenden zu lassen. Aber er glaubte an die Geistesverschmelzung. Von allen Kenntnissen der neuen Lords gehörte nur diese ihnen allein; den gesamten Rest verdankten sie Kevin Landschmeißers Kreisen des Wissens. Und bei vollkommener Handhabung bot ihr Verschmelzen des Geistes das Wohl und das Herz jedes einzelnen der Lords zur Stärkung aller anderen auf. Solange der Hoch-Lord einen Pulsschlag von Leben besaß, noch das geringste Quentchen Kraft, konnte er sich der Verschmelzung nicht verweigern.
    Schließlich endete die Verbindung. Zuerst fühlte sich Mhoram kaum stark genug, um länger auf den Beinen zu bleiben, die Bedürfnisse der übrigen Lords und ihre Sorge um ihn drückten seine Schultern wie eine unnatürliche Last. Aber er kannte sich selbst gut genug, um zu wissen, daß er auf irgendeine Weise gar nicht die Fähigkeit zum Aufgeben besaß. Statt dessen stak in ihm eine Neigung zu vollkommenen Taten, die ihm Furcht einflößte, sobald er an das Ritual der Schändung dachte. Nach einem Augenblick des Verschnaufens erhob er sich und packte seinen Stab. Er trug ihn wie eine Standarte, als er die Tafel umrundete und die wenigen Stufen zur tiefsten Ebene der Klause mit der Grube voller Glutgestein hinabschritt.
    Als Mhoram sie betrat,

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