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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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nicht. Wirke ich verändert?«
    »Nein«, röchelte Covenant. Mit einem üblen, sauren Geschmack im Mund begriff er, daß er vor Lena stand, der Frau, die er mit seiner Wollust beleidigt hatte, der Mutter jener Frau, der er mit seiner Liebe Gewalt antat – der Nutznießerin jenes Handels mit den Ranyhyn, den er ausmachte, als er die großen Pferde mit seinen falschen Geschäftchen kränkte. Trotz ihres Zorns, den sie vorhin gezeigt hatte, sah sie zu alt, zu gebrechlich aus, um berührt werden zu können. Er quetschte die Wörter heraus, als würden sie ihn entsetzen. »Keine ... Veränderung.«
    Sie lächelte erleichtert. »Ich bin froh, das zu vernehmen. Stets war ich bestrebt, getreu zu sein. Geringeres verdient der Zweifler nicht.«
    »Verdient ...«, krächzte Covenant hilflos. Der Kampflärm aus dem Steinhausen Mithil schmähte ihn erneut. »Hölle und Verdammnis ...!«
    Er nötigte sich dazu, ihren Blick zu erwidern, und langsam wich ihr Lächeln einer Miene der Betroffenheit. Sie trat vorwärts, hob eine Hand. Er wollte zurücktreten, aber er hielt still, als ihre Fingerkuppen sachte seine Lippen berührten, dann kühl eine Linie um die Wunde an seiner Stirn beschrieben. »Du bist verletzt worden«, sagte sie. »Wagt's der Verächter, dich in deiner Welt anzugreifen?«
    Er hatte das Gefühl, sie vor seiner Person warnen zu müssen; die Störung im Brennpunkt ihres Blicks bewies für seine Begriffe, daß sie durch ihn gefährdet war. »Atiarans Ansicht erweist sich als richtig«, flüsterte er hastig. »Das Land verkommt, und es ist meine Schuld.«
    Ihre Finger streichelten ihn, als versuche sie, mit Zärtlichkeit ein finsteres Stirnrunzeln zu glätten. »Du wirst das Land retten. Du bist der Zweifler – der neue Berek Halbhand unseres Zeitalters.«
    »Ich kann überhaupt nichts retten ... Ich kann nicht einmal den Leuten dort unten helfen. Schaumfolger ist mein Freund, und ich kann ihm nicht helfen. Triock ... Triock stünde alles zu, was ich für ihn tun könnte, aber ich kann nichts ...«
    »Wäre ich ein Riese«, unterbrach sie ihn mit plötzlichem Ungestüm, »ich bräuchte in einem solchen Kampf keinen Beistand. Und Triock ...« Unvermutet stockte sie, als wäre sie auf eine unerwünschte Wahrnehmung dessen gestoßen, was Triock für sie bedeutete. »Er ist Viehhirt ... genügsam ... Er wünscht ... Aber ich bin unverändert. Er ...«
    Covenant beobachtete starren Blicks die Qual, die ihr Gesicht verzerrte. Für einen Moment schienen ihre Augen dicht davor zu stehen, sich zu normalisieren, und ihre Stirn legte sich unterm Eindruck grausamer Tatsachen in harte Falten. »Covenant?« wisperte sie schmerzlich. »Zweifler?«
    »Ja, ich weiß«, nuschelte Covenant wider Willen. »Ihm wär's recht, käme er ums Leben.« Er streckte die Arme aus und umarmte sie so zärtlich, wie er es zustande brachte.
    Sofort umschlang sie ihn, klammerte sich krampfhaft an ihn, während in ihrem Innern eine Krise ihren Höhepunkt fand und nachließ. Doch selbst während er ihr an Trost spendete, soviel er aufzubringen vermochte, schaute er hinunter zum Steinhausen. Das Geschrei und Gebrüll und Waffengeklirr überlagerte seine zerrissenen Emotionen, den Widerstreit seines Schreckens vor Lena und seines Mitgefühls für sie. Als sie zurücktrat, kostete es ihn alle Mühe, sich dem Glück zu stellen, das in ihren verirrten Augen leuchtete. »Ich bin so froh ... Dein Anblick freut meine Augen. Ich bin treu geblieben ... habe danach gestrebt, deiner würdig zu sein. Ach, du mußt deine Tochter kennenlernen. Sie wird dich mit Stolz erfüllen.«
    Elena! stöhnte Covenant innerlich auf. Sie haben ihr verschwiegen, daß ... Sie begreift nicht ... Hölle und Verdammnis!
    Einen Moment lang stand er fassungslos wie betäubt da und litt bloß unter seiner Hilflosigkeit, seiner Unfähigkeit, irgend etwas zu sagen. Doch dann befreite ihn rauhes Brüllen, das vom Steinhausen heraufscholl, aus seiner Verlegenheit. Als er nach unten schaute, sah er in der Dorfmitte Leute ihre Spieße und Schwerter in die Höhe recken. Überlebende Marodeure flüchteten um ihr Leben in die Richtung der Ebenen. Eine Handvoll Verteidiger verfolgte sie unbarmherzig, hetzte die Kreaturen, um möglichst vielen die Flucht zu vereiteln.
    Unverzüglich begann Covenant, durch die Felsen wieder zum Dorf hinabzusteigen. Er hörte Lena eine Siegesmeldung Slen und den anderen Steinhausenern am Höhleneingang zurufen, aber er wartete auf niemanden. Er rannte aus den Hügeln

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