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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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abwärts, als sei er selber auf der Flucht – vor Lena oder seiner Furcht um Schaumfolger, er wußte nicht, vor was. So schnell, wie es im Schnee möglich war, ohne auszugleiten, eilte er zum Steinhausen Mithil zurück.
    Doch als er zwischen die Häuser lief und unter zerhauene Leichname stolperte, blieb er mit schleppenden Schritten stehen. All der Stein und Schnee rings um ihn waren mit Blut bespritzt – mit hellen Fleischfetzen, mit dicken Schlieren rotgrauer Körperflüssigkeiten, angemodert von Streifen krankhaften Grüns. Inmitten der Überreste von Lord Fouls Kreaturen lagen da und dort Steinhausener, manche regelrecht in Stücke gerissen. Aber die perversen Gesichter und Gestalten der Kreaturen waren es, die Covenants Aufmerksamkeit beanspruchten. Selbst im Tode stanken sie nach der Entartung, die ihr Erzeuger an ihnen praktiziert hatte, und sie entsetzten ihn stärker als Urböse, Kresch oder verfärbte Monde. Sie waren so vollständig Opfer von Fouls Verachtung. Ihr Anblick und ihr Geruch drehte ihm den Magen um. Er sank im aufgewühlten Schnee auf die Knie und erbrach sich, als wolle er sich verzweifelt von der Verwandtschaft mit diesen Kreaturen läutern.
    Unterdessen holte Lena ihn ein. Als sie ihn sah, stieß sie einen unterdrückten Aufschrei aus und umschlang ihn mit den Armen. »Was ist dir?« stöhnte sie. »Ach, Geliebter, du bist krank.«
    Ihr Gebrauch des Wortes Geliebter traf ihn wie aus der Tiefe von Elenas verschollenem Grab geschleuderte Säure. Es trieb ihn trotz seiner Wackligkeit auf die Füße hoch. Lena versuchte, ihm zu helfen, aber er schob ihre Hände zurück. »Rühr mich nicht an!« schrie er ihr ins sorgenvolle Gesicht. »Nicht!« Mit fahriger Ruckhaftigkeit deuteten seine Hände auf die Leichen ringsum. »Das sind Aussätzige. Aussätzige wie ich. Das ist es, was Foul aus allem machen will.« Sein Mund zuckte beim Sprechen, als teilten die Wörter mit ihm die Galle seiner Übelkeit.
    In der Nähe sammelten sich mehrere Steinhausener. Unter ihnen befand sich Triock. Seine Hände waren rot von Blut, Blut rann aus einer Wunde längs seines Kinns, doch als er sprach, klang seine Stimme bloß noch bitterer und härter. »Es führt zu nichts, zu sagen, daß man sie zu dem gemacht hat, was sie sind. Sie vergießen Blut ... sie verheeren ... sie zerstören. Man muß ihnen in den Arm fallen.«
    »Sie sind wie ich.« Covenant wandte sich Triock zu, keuchte und japste, als wolle er dem Steinhausener an die Gurgel springen. Aber als er aufblickte, sah er hinter Triock Schaumfolger stehen. Der Riese hatte ein grausiges Ringen durchgestanden. Seine Armmuskeln bebten aus Überanstrengung und Ermattung. Sein ledernes Wams hing ihm in Fetzen von den Schultern, und auf seiner ganzen Brust sah man scheußliche rote Stellen – verursacht von den Saugnäpfen eines der Steinbrecher. Aber ein Ausdruck satter Zufriedenheit kennzeichnete seine tiefsitzenden Augen, und die Überbleibsel eines wüsten Grinsens klebten noch an seinen Lippen. Covenant rang in der blutgetränkten Luft des Steinhausens um Atem. Schaumfolgers Anblick löste in ihm eine Reaktion aus, die außerhalb seiner Kontrolle stand. »Hol deine Leute zusammen!« keuchte er Triock zu. »Ich habe entschieden, was ich tun werde.«
    Die Härte von Triocks Mund blieb unvermindert, aber sein Blick war ein bißchen sanfter, als er in Covenants Miene las. »Solche Entscheidungen können nun durchaus noch ein wenig länger warten«, entgegnete er unfreundlich. »Wir haben gegenwärtig andere Aufgaben. Wir müssen Steinhausen Mithil reinigen ... unseren Heimatort von dieser Verschmutzung säubern.« Er drehte sich um und ging.
    Binnen kurzem befanden sich alle Dorfbewohner, die dafür gesund oder kräftig genug waren, bei der Arbeit. Zunächst begruben sie ihre gefallenen Bekannten und Verwandten ehrenvoll in Felshöhlen hoch am Osthang des Tals. Nachdem diese traurige Pflicht getan war, sammelten sie alle Leichen von Kreaturen ein und beförderten ihre zerhauenen, zerdroschenen Reste über die Brücke ans Westufer des Mithil. Dort entfachten sie einen Scheiterhaufen, der einem großen Feuer zur Warnung aller Marodeure in den Südlandebenen glich, schürten die Glut unter den toten Wesen, bis sogar das Gebein sich in weiße Asche verwandelt hatte. Danach kehrten sie zurück ins Steinhausen. Mit sauberem Schnee schrubbten sie es von seinen Rändern bis zum Mittelpunkt, bis von den Wällen der Häuser und dem Untergrund, worauf das Dorf stand, jede

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