Die letzte Zeugin
beschäftigt, als ich nach Hause kam«, erinnerte er sie. »Und dann war ich vom Sex in der Dusche abgelenkt.«
Er setzte sich an die Theke, und da sie es ihm schon eingegossen hatte, griff er nach seinem zweiten Glas Limonade.
»Also der Reihenfolge nach. Ich hatte ein Gespräch mit Roland Babbett. Die Kameras, die ich von dir geliehen hatte, haben ihn erwischt, als er in die Ozarks Suite eingebrochen ist.«
»Hast du ihn festgenommen?«
»Sozusagen. Ich muss allerdings gestehen, dass ich den Kerl mochte, nachdem wir alles geklärt hatten.«
Er berichtete ihr alles, aber sie setzte sich nicht. Stattdessen beschäftigte sie sich damit, kleine Kartoffeln mit roter Schale unter fließendem Wasser abzubürsten und zu vierteln.
»Du hast ihm gesagt, er habe mir Angst eingejagt?«
»Ich habe deine Reaktion vielleicht ein bisschen anders dargestellt, als sie in der Realität war, aber ich glaube, dein Stolz verkraftet das.«
»Du hast die Wahrheit verdreht, damit er Mitleid mit mir bekommt und wegen der Kameras, der Pistole und so nicht mehr so neugierig ist.«
»›Die Wahrheit verdreht‹ gefällt mir. Es ist ein gutes Wort und besser als ›lügen‹.«
»Du hast ihm ja auch geglaubt, dass er einfach fährt und seine Ermittlungen nicht fortsetzt.«
»Ja, ich glaube ihm. Er hat eine Familie, Abigail, und da seine Frau das dritte Kind erwartet, will er nicht seine Stelle riskieren, wenn er vor Gericht gestellt wird. Seine Agentur kann sich die schlechte Presse nicht leisten, zumal ich ihm Fotos von dem Schaden in der Suite gezeigt habe. Und außerdem kann er weder Blake noch den Jungen leiden.«
»Aber er hat für sie gearbeitet.«
»Unterm Strich ja. Aber das tue ich letztlich auch als Angestellter im öffentlichen Dienst. Das bedeutet noch lange nicht, dass ich sie mag.«
»Ja, du hast natürlich recht.«
»Ich habe ihm ein gutes Angebot gemacht, mit dem er leben kann. Er kann seinen Bericht einreichen, den Vertrag mit dem Kunden erfüllen und wieder nach Hause fahren.«
»Wenn aus dieser Ecke keine Gefahr mehr droht, dann hält die Logik, aufgrund derer du den Kontakt mit den Behörden gesucht hast, damit ich aussagen kann, nicht mehr stand.«
Er griff nach ihren Händen, damit sie sie einen Moment lang still hielt. »Doch schon, wenn du bedenkst, dass so etwas immer wieder passieren kann. Bevor du das nicht zu Ende gebracht hast, wirst du dich hier nie ganz zu Hause fühlen.«
»Das stimmt, aber vielleicht könnten wir es noch ein wenig hinauszögern, uns mehr Zeit lassen …« Sie brach ab, als er sie nur schweigend anblickte. »Es hinauszuzögern ist ein Vorwand. Das ist Angst, nicht Mut.«
»Ich werde nie deinen Mut in Frage stellen oder die Art kritisieren, wie du mit der Situation umgegangen bist.«
»Das bedeutet mir viel. Ich möchte, dass es vorbei ist, Brooks. Wirklich. Und dass wir in dieser Hinsicht Schritte unternommen haben, macht mir Angst, aber es ist auch eine Erleichterung.«
»Dann erleichtert es dich hoffentlich auch zu erfahren, dass Captain Anson gerade in Chicago ist. Er hat vor, Agent Garrison heute Abend zu kontaktieren.«
»Hat er dich angerufen?«
»Heute am späten Nachmittag, von einem Wegwerf-Handy aus.«
»Ich bin ihm dankbar.« Sie begann, Knoblauch zu hacken, den Blick starr auf ihre Hände und das Messer gerichtet. »Ich hoffe, sie glaubt ihm.«
»Du hast dir eine sehr kluge, fähige, aufrichtige Frau ausgesucht.«
»Ja. Ich habe sie sorgfältig ausgewählt.«
»Anson ist ein kluger, fähiger, aufrichtiger Mann. Wir hätten es nicht besser treffen können.«
»Wir haben beide logische Entscheidungen getroffen. Es ist gut, dass es so schnell passiert. Es hinauszuzögern ist nicht klug. Wenn man erst einmal Entscheidungen getroffen hat, geht man am besten möglichst schnell vor.«
In einer Schüssel verquirlte sie Olivenöl mit Dijon-Senf. Einen Moment lang starrte sie gedankenverloren vor sich hin, dann gab sie einen Schuss Balsamico hinzu. »Nur für mich ist es nicht gut.«
»Du schaffst das schon.«
»Im Moment bin ich davon nicht so überzeugt.«
»Aber ich. Du kannst von mir ein bisschen Zuversicht abhaben.« Er sah ihr zu, wie sie Worcestersauce und etwas von dem italienischen Dressing, mit dem sie sonst Salatsauce zubereitete, in die Schüssel gab. Dann kamen noch Knoblauch, Pfeffer und ein wenig gehacktes Basilikum dazu.
»Was machst du da, Abigail?«
»Ich gieße das über die Kartoffeln und brate sie damit. Ich habe es gerade erfunden«, sagte
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