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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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und stützte den Kopf in die Hände. »Mir ist schlecht.«
    »Du bist krank. Denk darüber nach.« Brooks trat einen Schritt zurück und verriegelte die Tür zu den Zellen.
    »Du hast ihn provoziert.«
    »Wovon redest du, Ash?«
    »Ach komm, Chief, hier kann er uns nicht hören. Du hast ihn zu dem Angriff gebracht.«
    »Ash, ich sage es dir nur einmal. Früher oder später wäre es nicht mehr nur um Missy mit einer gespaltenen Lippe oder einem blauen Auge gegangen. Die Nachbarn sind es leid, uns ständig zu rufen. Vielleicht käme einer von ihnen auf die Idee, das Ganze auf eigene Faust zu unterbinden. Oder Missy wäre es leid, dauernd verprügelt zu werden, und sie würde sich eins der Gewehre schnappen, die sie im Haus herumliegen haben. Oder er würde es leid, dass sie immer wegläuft, und er würde sie so zusammenschlagen, dass sie nicht mehr laufen könnte.«
    »So wie heute Abend hat er das Mobiliar noch nie zertrümmert.«
    »Nein. Das Ganze eskaliert. Ich möchte nicht dorthin gerufen und mit ein oder zwei Leichen konfrontiert werden.«
    »Kannst du es denn erreichen, dass er einen Entzug macht und so?«
    »Ja, dafür werde ich schon sorgen. Die offizielle Version? Was du mich heute Abend hast sagen hören, war das Gleiche wie immer. Ob er Missy geschlagen hat, wo sie war, worum es ging und so weiter. Hast du verstanden?«
    »Ja.«
    »Gut, dann schreibe ich jetzt das Protokoll, schicke Boyd dorthin, um die Zeugenaussagen aufzunehmen und sich zu vergewissern, dass Missy wieder zu Hause ist.«
    »Sie wird morgen hierherkommen wie immer.«
    Ja, das stimmte, dachte Brooks. Aber dieses Mal würde sie eine andere Entscheidung treffen müssen. »Ich rede mit ihr. Du kannst nach Hause gehen.«
    »Nein, Sir. Ich bleibe heute Nacht hier.«
    »Du hast es doch letztes Mal schon abbekommen.«
    »Ich bleibe hier. Du solltest dir einen Eisbeutel aufs Kinn legen. Du hast einen ganz schönen Schlag abbekommen. Morgen früh könntest du mir vielleicht eines dieser klebrigen Teilchen aus der Bäckerei mitbringen.«
    »Mache ich. Auch einen schicken Kaffee?«
    »Sie haben so einen mit Schokolade drin und Schlagsahne drauf.«
    »Den kenne ich. Was macht deine Schulter?«
    »Das ist nicht schlimm. Wahrscheinlich gibt es einen blauen Fleck, aber mehr auch nicht. Tybal ist okay, wenn er nicht trinkt. Vielleicht kommt ja alles in Ordnung, wenn er sich das überlegt, was du ihm gesagt hast.«
    Es hatte länger gedauert, als er gehofft hatte, aber bei Abigail brannte noch Licht, als er zu ihrem Haus zurückkehrte. Das Pochen an seinem Kiefer war einem dumpfen Schmerz gewichen, nachdem er vier Motrin geschluckt hatte. Das wäre gut gewesen, wenn nicht der nachlassende Schmerz im Kiefer ihn andere Stellen spüren ließe, wo Tys Fäuste oder sein Stiefel ihn getroffen hatten.
    Ich sollte eigentlich nach Hause fahren, dachte er, als er sich vorsichtig aus dem Auto schälte. Er sollte nach Hause fahren, heiß duschen, einen doppelten Whiskey trinken und ins Bett gehen.
    Die ganze Angelegenheit mit Ty hatte ihm sowieso die Laune verdorben.
    Aber jetzt war er schon einmal hier. Er würde sie einfach bitten, das Treffen zu verschieben.
    Sie öffnete die Tür, noch bevor er geklopft hatte. Wachsam stand sie auf der Schwelle und musterte sein Gesicht.
    »Was ist passiert?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Du brauchst einen Eisbeutel«, sagte sie und ließ ihn herein.
    Zum ersten Mal ließ sie ihn einfach so hinein, dachte er. Sie stellte keine Fragen und zeigte keine Abwehr.
    »Es hat eine Weile gedauert, tut mir leid.«
    »Ich habe gearbeitet.« Sie ging in die Küche. Der Hund folgte ihr. Sie öffnete den Gefrierschrank und nahm eine Eiskompresse heraus, die sie ihm reichte.
    »Für gewöhnlich nehmen die Leute gefrorene Erbsen.«
    »Das hier ist effizienter und weniger Verschwendung.«
    Er setzte sich und drückte sich die Kompresse ans Kinn. »Wirst du oft ins Gesicht geschlagen?«
    »Nein. Du?«
    »Es ist schon eine Weile her. Ich hatte ganz vergessen, wie verdammt weh es tut. Du hast nicht zufällig einen Whiskey?«
    Schweigend wandte sie sich zu einem Schrank. Sie nahm eine Flasche Jameson heraus – in diesem Moment hätte er ihr am liebsten die Füße geküsst – und schenkte ihm einen doppelten in ein Whiskeyglas ein.
    »Danke.« Schon nach dem ersten Schluck ging es ihm besser. »Gibt es irgendwas, was du nicht hast?«
    »Dinge, für die ich keine Verwendung habe.«
    »Ach was.«
    »Willst du mir die lange Geschichte

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