Die letzte Zeugin
tut mir leid, dass ich sie dahin gebracht habe.«
»Nein, da irrst du dich. Sie hätten sich Hilfe für ihre Probleme suchen müssen, aber solange sie dazu beide nicht in der Lage sind, werden sie sie nie lösen können. Du hast sie lediglich vor eine Entscheidung gestellt: Gefängnis oder Hilfe. Höchstwahrscheinlich wird er sich für Hilfe entscheiden, wenn er erst einmal wieder nüchtern ist und sich mit den Konsequenzen seines Tuns auseinandersetzen kann. Und sie als Co-Abhängige vermutlich auch. Ich finde, du hast so gehandelt, wie es deiner Job-Beschreibung entspricht. Und auch als Freund hast du dich absolut richtig verhalten.«
Er hatte den Whiskey noch nicht ausgetrunken, aber er stellte das Glas ab. »Ich hatte eigentlich vor, nach Hause zu fahren. Meine Stimmung war am Boden, ich habe Schmerzen und bin wütend. Aber jetzt bin ich schrecklich froh, dass ich es nicht getan habe.«
Er ergriff ihre Hände. »Ich möchte mit dir ins Bett gehen, Abigail.«
Sie blickte ihn an. »In Ordnung.«
13
In Ordnung.
Er fand es süß und entwaffnend, dass sie so schlicht antwortete.
In Ordnung.
Er erhob sich und zog sie ebenfalls hoch. »Vielleicht könntest du es mir zeigen?«
»Du meinst, das Schlafzimmer?«
»Was wir dort tun werden, weiß ich.«
Sie lachte leise. »Ich wäre auch enttäuscht, wenn dem nicht so wäre.«
Er hielt ihre Hand, als sie durchs Wohnzimmer zur Treppe gingen. »Wie geht eigentlich Bert mit dem um, was wir vorhaben?«
»Er ist sehr gut ausgebildet, deshalb wird er sich theoretisch nicht einmischen.«
Brooks drehte sich nach dem Hund um. »Theoretisch kann vieles heißen. Und mit einmischen meinst du sicher, dass er mir nicht an die Gurgel gehen wird, oder?«
»Ja, genau, das sollte er nicht.«
An der Tür zum Schlafzimmer musterte Brooks sie mit zusammengekniffenen Augen. »Ich versuche zu erkennen, ob du nur Spaß machst.«
»Humor kann einem über Verlegenheit hinweghelfen, falls man sie empfindet. Ich verstehe nichts davon. Aber wenn Bert dächte, du wolltest mir wehtun, dann würde er dich davon abhalten, um mich zu schützen. Er hat gesehen, dass du mich anfasst, und ich habe ihm erklärt, dass du ein Freund bist und dass er nicht einzugreifen braucht. Er sieht, dass ich dich freiwillig hier herauf gebracht habe, dass ich dich berühre.«
Sie legte Brooks die Hand auf die Brust, dann blickte sie den Hund an und gab ihm einen Befehl.
»Was war das für eine Sprache?«, fragte Brooks, als der Hund zu einem großen Hundekörbchen trottete, sich darin dreimal um die eigene Achse drehte und sich dann mit einem tiefen Seufzer hinlegte.
»Farsi.«
»Im Ernst? Du und Bert, ihr sprecht Farsi miteinander?«
»Nicht sehr gut, aber ich arbeite daran. Ich habe ihm gesagt, er solle sich hinlegen. Ich will ihn nicht aus dem Zimmer schicken. Das würde er nicht verstehen.«
»Okay. Ist das ein Plüschbär in seinem Körbchen?«
»Hunde sind Rudeltiere.«
»Aha, und ein Plüschbär ist Berts Rudel?«
»Er tröstet ihn. Ich möchte jetzt gerne das Bett aufdecken.«
»Ich helfe dir.«
»Nein, ich habe meine …«
»… eigene Methode. Auch gut.« Er trat zum Rechner und studierte den Monitor, der dasselbe anzeigte wie der Monitor unten.
»Jetzt wunderst du dich.« Sie faltete die Tagesdecke und legte sie auf der Bank am Fußende zusammen. »Ich arbeite in der Branche. Ich glaube an Sicherheit und fühle mich verpflichtet, Produkte und Systeme zu benutzen und zu testen.«
»Ich glaube, das stimmt. Aber es ist nicht die ganze Wahrheit.« Er drehte sich um und beobachtete, wie sie ein Kondom aus der Nachttischschublade nahm und auf den Tisch am Bett legte. »Und jetzt brauchen wir auch nicht darüber zu reden. Ich lege meine Waffe hier auf den Schreibtisch, ja?«
»Ja. Soll ich mich ausziehen?«
»Nein. Da habe ich meine eigene Methode.«
Er legte seine Waffe ab, dann trat er zu ihr und fuhr mit den Händen durch ihre Haare, über ihre Wangen, ihre Schultern. »Ich möchte gerne selber herausfinden, was darunter ist.«
Er küsste sie, langsam und spielerisch, und streichelte dabei weiter über ihr Gesicht und ihren Körper. Alles ganz leicht, weil er spürte, dass sie sich zurücknahm.
»Du hast gute Hände.«
»Bei dir habe ich sie ja bisher kaum eingesetzt.«
»Das wirst du ja gleich. Ich möchte dich sehen«, sagte sie und begann, sein Hemd aufzuknöpfen. »Du trägst gar keine Uniform wie deine Deputys.«
»Das habe ich mir abgewöhnt. Und ich hatte keine Lust, es mir
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