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Die letzten Dinge - Roman

Die letzten Dinge - Roman

Titel: Die letzten Dinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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strahlte.
    Sehen Sie? Wenn ICH komme, dann erweckt das Tote zum Leben! Jaha! Auf auf! Jetzt kommt alles wieder in die Gänge, Menschenskinder! Jetzt hier … mal eine Serviette um, Sie müssen viel trinken, Frau Eisbrenner!
    Was denn, sagte Frau Eisbrenner. – Den Brei soll ich essen? Ich will was Richtiges!
    Ich hole dir, was du willst! Wenn es sein muss, einen ganzen Gockel!
    Haha, lachte Ivy. Wenn Sie mitkommen, können Sie der Frau Eisbrenner ein Brötchen schmieren und ihr drauftun, was sie will! Und es wäre ganz toll, wenn Sie ihr beim Essen behilflich sein könnten, ich bin nämlich in Eile, wir sind nur zu zweit!
    Selbstverständlich, sagte Siegmund Brecht, überglücklich, dass er etwas machen konnte.
    Wurst will ich, Siegmund! Und Apfelsinensaft! UND -ein Ei! Ich will ein Ei! Und zwei Tassen Kaffee!
    Alles, was du willst Klara, alles, was du willst. Ich gehe schon!
    Und der Schreiner ging in den Frühstücksraum, holte sich von dem Mädchen mit dem Zopf alles, was er brauchte, und bereitete Klara Eisbrenner ein herrliches Frühstück zu mit allem, was das Herz begehrt.

Der Langhaarschneider   fiepte und zog sich in die langen, grauschwarzen Barthaare von Karl Kurtacker und Lotta brach der Angstschweiß aus. Wenn sich nun der Langhaarschneider in Kurtackers Kinn verzurrte und ihm ein Loch in die Backe schnitt, würde sie das nicht überleben. Außerdem hatte Lotta noch niemals einen Mann rasiert und schon gar nicht einen Langhaarschneider benutzt. Ein Mann hatte so viel Kiefernknochen und Ecken und Mulden und Nischen, da ging es unter das Ohr und unter die Lippe und da war ein Grübchen unter der Lippe, das Kinn eines Mannes war eine sehr komplizierte Sache. Der Rasierer wackelte und summte und tanzte in Lottas Hand. Und schon fuhr sie sich im Halsgestrüpp fest, womöglich durchschnitt sie ihm gleich die Halsschlagader. Jetzt brummte nicht nur der Rasierer, sondern es brummte und vibrierte der ganze Kurtacker und er fing an zu grollen! Nun konnte alles sehr schnell gehen, sehr, sehr schnell, Lotta kriegte es mit der Angst zu tun. Sie warf den Langhaarschneider auf den Boden und rannte davon.
    Aber Kurtacker hatte gar nichts gemacht, nur seltsam gegrummelt und sich ansonsten gar nicht beschwert. Im Gegenteil, er hielt stumm aus und hatte die Arme zwischen den Knien versteckt wie eine Jungfrau.
    Der Rasierer lag auf dem Boden und brummte immer noch. Lotta kehrte vorsichtig zurück und hob ihn wieder auf.
    Entschuldigung, sagte sie. Ich kann es noch nicht so gut.
    Sie wünschte sie hätte es vorher mal ausprobiert anstelle ausgerechnet an Kurtacker zu üben und zu fuhrwerken.
    Mach … macht nix, stotterte Kurtacker furchtsam. - Nicht, … nicht schlimm, stotterte er. Denn Kurtacker dachte nur an die fleischlichen Genüsse, die ihm bevorstanden. Das Mädchen half ihm ja nur. Also hielt er still und ließ die Prozedur über sich ergehen. Es war schon besser geworden, seit sie ihm den langen Pony geschnitten hatte, die überlangen schwarzen Strähnen, die ihm wirr in die Augen fielen und mit denen er aussah wie der Teufel, der durch Gitterstäbe schielte. Jetzt sah er schon richtig aus wie ein Mensch. Stufen hatte Lotta ihm mit einer stumpfen Schere in die Haare gesäbelt. Jetzt sah Kurtacker sogar recht gut.
    Nun hatte Lotta Herrn Kurtacker eine Lichtung in den Bart geschnitten. Die langen Flusen stellten sich zwischen die scharfen Zähnchen, fielen – oder fielen nicht. Erst als der Langhaarschneider den gröbsten Unrat aus dem Gesicht geschafft hatte, ging es mit dem Kurzhaarrasierer einfacher. Aber Lotta war unruhig. Sie hatte keine Zeit, einfach keine Zeit. Draußen standen zwölf Kännchen Kaffee und durften nicht kalt werden. Sie musste sie verteilen, zwölf Kännchen, zwölf Kännchen, die durften nicht warten.
    Schließlich warf sie den Rasierapparat auf den Nachttisch und ließ den Kurtacker so verkrotzt, wie er war, da sitzen.
    Ich muss nachher wiederkommen, wenn ich Feierabend habe, ich muss mich beeilen! Wir machen dann weiter.
    Nur … nur noch eine Frage …, murmelte Kurtacker und fuhr näher an sie heran.
    Hat die … hat die auch ordentlich …
    Er zeigte mit der gesunden Hand an die Brust und formte eine Wassermelone damit.
    Also, sie ist nicht Dolly Dollar, sagte Lotta. Aber sie ist ganz gut gebaut, also sieht ganz gut aus, nur die Beine sind ein wenig krumm.
    Die Beine interessierten Kurtacker nicht. An ihm war so vieles krumm.
    Und … und … und hat sie auch …?
    Er zeigte auf

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